Die Digitalisierung kommt
Building Times: Frau Stempfer, hat man es als weibliche Führungskraft in der Elektro-Installationsbranche schwerer als ein Mann?
Stempfer: Wenn es das Fachwissen betrifft, haben Sie sicher Recht, da ich keine elektrotechnische Ausbildung gemacht habe. Aber da wir ein Familienbetrieb sind, habe ich schon von Kindesbeinen an den Ablauf in der Firma mitbekommen. Viele Mitarbeiter kenne ich seit vielen Jahren, und mit der Zeit entstand eine gegenseitige Wertschätzung und Vertrauensbasis. Gelernt habe ich auch durch die Gespräche mit meinem Vater, der den Installationsbereich aufgebaut hat. Das Persönliche mit den Mitarbeitern stand immer an erster Stelle. Durch die Hotelfachschule Kleßheim bekam ich das kaufmännische Know-how. Und ich habe ein kompetentes Team an meiner Seite. Jeder hat seinen Aufgabenbereich. Die Zahlen und die mittlerweile 53 Jahre Mahkovec geben uns Recht. Meine ganz persönliche Meinung ist aber, dass man sich Anerkennung und Respekt erarbeiten muss, egal ob Frau oder Mann, Chefin oder Chef. Ohne Respekt hat es jeder Firmenchef schwer.
BT: Viele Professionisten aus den Bundesländern mussten bei Wiener Aufträgen Lehrgeld zahlen. Sie auch? Und wie sieht das in Graz aus?
Stempfer: Wir projektieren und errichten schon seit mehr als 50 Jahren erfolgreich elektrotechnische Anlagen, wodurch wir auch schon sehr viel an Erfahrung in der Organisation und Umsetzung von Projekten haben. Durch die Spezialisierung auf bestimmte Projekttypen, insbesondere Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Büro- und Geschäftsgebäude sowie Einkaufszentren, um einige davon zu nennen, sind wir in der Lage, auch Projekte in Wien erfolgreich zu realisieren, ohne dabei Lehrgeld zu zahlen. Des Weiteren ist das Preisniveau in Wien etwas, ja wenn nicht sogar bedeutend besser als bei uns in Kärnten. Graz ist für uns ein ganz wichtiges Standbein. Aufgrund unserer schon jahrzehntelangen Tätigkeit dort haben wir uns schon bei sehr vielen Projektentwicklern einen Namen gemacht, weshalb wir auch immer wieder zu Ausschreibungen eingeladen werden.
BT: Bevorzugen Wiener Projektentwickler Zulieferer aus dem Wiener Umland?
Stempfer: Das kann man so nicht sagen. Wie schon vorhin erwähnt, sind wir besonders in den Bundesländern Kärnten und Steiermark, aber auch darüber hinaus sehr präsent und durchaus als Unternehmen in der Elektrobranche bekannt. Wir haben auch schon Projekte in Slowenien und Deutschland realisiert. Da wir bei der Umsetzung von Projekten sehr auf Qualität und Kundenzufriedenheit setzen, kommt es auch immer wieder vor, dass wir durch Architekten oder Planer weiterempfohlen werden, was uns wiederum stolz macht.
BT: Ist die Digitalisierung für Sie eine Herausforderung, insbesondere weil sie zunehmend auf die Gebäudesteuerung übergreift? Wie geht Mahkovec damit um?
Stempfer: Die vollständige Digitalisierung der Wertschöpfungskette von Bauprojekten kommt mit großen Schritten auf uns zu. Gerade die Digitalisierung gilt als großes Zukunftsfeld für die Baubranche. Elektrotechnische Ausschreibungsverfahren und digitale Planungen werden der neue Standard. Um der Zukunft gerecht zu werden, ist es für uns sehr bedeutend, dahingehend die Potenziale zu erkennen, die Chancen bestmöglich zu nützen und die Risiken möglichst zu vermeiden bzw. gering zu halten. Wir nehmen gerade aktuell seit Beginn des Jahres am Lieferanten-Entwicklungsprogramm III für eine digitale und nachhaltige Zukunft teil. Verkürzt geht es dabei um den „digitalen Zwilling“. Dies stellt für uns die für den Einstieg erforderlichen notwendigen Grundlagen zur Verfügung. Um durch die Digitalisierung als mittelständisches Unternehmen nicht an den Rand gedrängt zu werden, ist es unsere Motivation, von Beginn an mitzuwirken und daraus massiv zu profitieren. Die Digitalisierung bietet uns die Chance radikaler Verbesserung.
BT: Wie rekrutieren Sie Fachpersonal?
Stempfer: Wie bekannt ist, herrscht nach wie vor ein akuter Fachkräftemangel. Wir setzen sehr stark auf die Ausbildung von Lehrlingen im Unternehmen. Jedes Jahr bieten wir 12 bis 15 Jugendlichen die Möglichkeit, eine Lehre als Elektrotechniker an unseren Standorten St. Paul, Klagenfurt und Graz zu starten. Wir bieten in Zusammenarbeit mit diplomierten externen Fachleuten zusätzlich ein Persönlichkeitstraining für unsere Lehrlinge an. Des Weiteren bieten wir auch bei genügend Interessenten die Lehre mit Matura an, wobei der Unterricht bei uns im Unternehmen selbst stattfindet.