Bürobau ohne Heizung, mit Wärmepumpe
Das Projekt 2226 Robin in der Wiener Seestadt Aspern feiert Dachgleiche. Die drei Bürogebäude kommen gänzlich ohne Heizung, Lüftung und Kühlung aus, so eine Aussendung. Geheizt und gekühlt wird mit Wärmepumpe.
Zehn Jahre ist es her, dass im vorarlbergischen Lustenau der Firmensitz von Baumschlager Eberle Architekten errichtet wurde und in punkto Nachhaltigkeit damals seiner Zeit voraus war. Grund ist das angewendete 2226-Prinzip, das ganz entgegen der herrschenden Meinung, Energieeffizienz sei nur mit hochkomplexer Haustechnik möglich, die elementaren Mittel der Baukunst entgegensetzt. Denn hier sorgen ein Mix aus architektonischen Maßnahmen und cleverer Gebäudesteuerung dafür, dass die Temperaturen im Bürogebäude stets zwischen den namensgebenden 22 und 26 Grad Celsius liegen.
Ziegel & Steuerung ersetzen Technik
Heizung, Lüftung und Kühlung gibt es nicht, sondern massive Wienerberger Ziegelwände, die als Dämm- und Speichermasse dienen, und ein ausgefeiltes Zusammenspiel von Fassaden- und Fensterflächen, von Proportionen, Materialien und Licht. Elementar ist zudem die smarte Gebäudesteuerung, das von der 2226 GmbH entwickelte Operating System. Sie misst äußere und innere Bedingungen und nutzt sie intelligent zur Temperaturregelung. Das spart nachhaltig Kosten, da durch den Verzicht auf gängige Haustechnik der Aufwand für deren Planung, Beschaffung und Wartung entfällt.
Menschen und Geräte heizen ein
Geheizt wird durch die Abwärme der anwesenden Menschen, der technischen Geräte und der Beleuchtung. Sensorisch gesteuerte Lüftungsflügel regulieren die Temperatur und den CO2-Anteil und sollen so für ein angenehmes Klima sorgen. Baumschlager Eberle Architekten und die 2226 GmbH haben bereits zahlreiche Gebäude nach dem 2226-Prinzip realisiert, bzw. sind dabei diese fertigzustellen und weitere zu planen.
Nun kommt es auch in der Seestadt Aspern zum Einsatz: Seit vergangenem Oktober baut Projektentwickler Soravia ein Gebäudeensemble mit dem Namen Robin. Soravia realisiert das Gebäudeprinzip erstmals und wird es auch künftig bei anderen Standorten anwenden. Insgesamt drei separate Low-Tech-Häuser zu je fünf Geschossen bieten höchsten R umkomfort bei minimalem Energiebedarf. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2024 geplant.
Vertreter des Projektentwicklers, des Architekturbüros und des Ziegelherstellers besichtigten kürzlich die Baustelle und überzeugten sich vom Baufortschritt. Mit dabei waren unter anderem Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich, Dietmar Eberle, Architekt, 2226-Initiator und Entwickler, Stefan Corona, Geschäftsführer 2226 GmbH, und Peter Steurer, CFO Soravia.
Zehnkämpfer Ziegel
Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich, erklärt warum der Ziegel der perfekte Baustoff für ROBIN und das 2226-Prinzip ist: „Der Ziegel ist der Zehnkämpfer unter den Baustoffen und eignet sich hervorragend für das 2226-Prinzip. Die massiven Ziegel dienen als Dämm- und Speichermasse“, so Wienerberger-Chef Johann Marchner.
Der Soravia Finanzchef Peter Steurer schildert, warum man sich für das 2226-Prinzip entschieden hat: „Unser Ziel ist es, mit Robin den nachhaltigsten Workspace der Stadt Wien zu errichten. Und jetzt stehen wir vor der Baustelle in der Seestadt Aspern und hinter mir wird das Projekt, das ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie hohe architektonische Ansprüche vereint, Stock für Stock gebaut. Das macht mich sehr stolz“, so der Manager.
Lange Vorlaufzeit
Dietmar Eberle, Architekt, 2226-Initiator und Entwickler, über die Entstehung des 2226-Prinzips: „Seit Ende der 70er Jahre habe ich mich sehr intensiv mit energie- und kostenoptimiertem Bauen auseinandergesetzt. Während meiner Tätigkeit an der ETH in Zürich, konnten die ersten aufwendigen bauphysikalischen Simulationen und deren Umsetzung in Software erfolgreich realisiert werden. Dies war nur möglich, da hier das dazu erforderliche Umfeld aus hochqualifizierten Physikern und Softwareentwicklern zur Verfügung stand. Diese Faktoren, das unermüdliche Beschäftigen mit energie- und kostenoptimiertem Bauen und das ständige Bestreben nach Verbesserung sind maßgeblich für die Realisierung, Internationalisierung und das kontinuierliche Wachstum der Firma verantwortlich.“
Hardware wird eingespart
Stefan Corona, Geschäftsführer der 2226 GmbH, über das Besondere am 2226-Prinzip: „Die Investitionskosten wie auch die Lebenszykluskosten können niedrig gehalten werden. Dabei verwenden wir Ressourcen, die vorhanden sind: Frischluft, Materialien, Menschen und stimmen diese sinnvoll aufeinander ab. Die üblicherweise erforderliche aufwendige Hardware wird durch die intelligente 2226 Steuerungs-Software ersetzt. Diese sorgt dafür, dass die Messdaten der Sensoren, die Lüftungsflügel der Fenster zum optimalen Zeitpunkt betätigen, damit die Raumtemperatur immer im Wohlfühlbereich zwischen 22 und 26 Grad Celsius liegt.“