Wohnungsneubau um 1/3 gesunken

Hohe Baupreise und steigende Zinsen bremsen kräftig. Die Neubaubewilligungen sanken im ersten Quartal um etwa ein Drittel im Vergleich zur Vorjahresperiode, so Branchenradar.

Die Prognose stützt sich auf Daten der OeNB zum Neugeschäft bei Wohnbaukrediten österreichischer Banken. Dieses lag in den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres nominal um zwei Drittel unter der Vorjahresperiode. Berücksichtigt man die steigenden Baupreise, war das neu aufgenommene Kreditvolumen so gering wie in den letzten 20 Jahren nicht. „Die Wohnbauwirtschaft schlittert in den kommenden Monaten in eine veritable Krise“, prognostiziert Marktforscher Andreas Kreutzer überzeugt. „Bislang wurde der Markt noch von bereits zu Beginn des Jahres in Bau befindlichen Projekten gestützt. Doch viele dieser Projekte stehen vor der Fertigstellung. Und danach wird es zappenduster im heimischen Wohnbau“, glaubt Kreutzer. Er erwartet für das zweite Quartal zumindest einen ähnlich starken Rückgang. Für das Gesamtjahr rechnen die Marktforscher mit einem Minus um rund zwanzig Prozent.

Wohnbaukredite um zwei Drittel hinter Vorjahr

Dass die Lockerung der Kreditrichtlinien eine Trendwende herbeiführen könnte, glaubt Kreutzer nicht. Das Problem sieht er vielmehr in den nach wie vor hohen Baupreisen und den steigenden Zinsen. Der Effektivzinssatz für private Wohnbaukredite betrug 2021 im Jahresdurchschnitt noch 1,57 Prozent. Im heurigen Mai wurden 4,24 Prozent verrechnet. Die Baupreise erhöhten sich alleine in den letzten drei Jahren um mehr als vierzig Prozent. „Wer jetzt noch ein Neubauprojekt startet, muss in der Tat gut bei Kasse sein“, ist sich Kreutzer sicher.

Großer Zinsenknaller

Was sich nicht mehr ausgeht hat das Portal „Durchblicker“ errechnet. Die relativen Kosten für einen Wohnungsneukauf in Österreich seien seit dem Vorjahr regelrecht explodiert. Musste ein durchschnittlicher Doppelverdienerhaushalt zur Tilgung eines Kredits für eine 90-m²-Neubauwohnung in Wien jahrzehntelang um die 40 Prozent des Monatseinkommens aufwenden, wären es jetzt fast 70 Prozent, zeigt eine aktuelle Analyse von Österreichs größtem Tarifvergleichsportal.
Ein neues Eigenheim in Österreich ist damit innerhalb eines Jahres de facto unfinanzierbar geworden. Das gilt mittlerweile selbst für Besserverdiener. Immer mehr Haushalte, die in vergangenen Jahren ein Eigenheim mit einem variabel verzinsten Kredit erworben haben, geraten jetzt ins Schleudern. Selbst Besserverdiener bekämen in Österreich derzeit kaum Wohnungskredite für 90 m² Eigenheim, so Durchblicker.