Milliarden-Deal Energiewende
Die Eigenheim-Energiewende könnte deutsche Hausbesitzer:innen innnerhalb von 20 Jahren um hunderte Milliarden Euro entlasten, so ein aktueller Prosumer-Report.
Je nach Entwicklung der Energiepreise könnten Deutschlands Eigenheimbesitzer:innen innerhalb von 20 Jahren zwischen 322 und 566 Milliarden Euro Energiekosten sparen, wenn sie von fossilen auf erneuerbare Energien umsteigen. Das geht aus dem neuen Prosumer-Report 2023 hervor, den LichtBlick kürzlich in Hamburg vorgestellt hat. Der auf Datenanalysen von EUPD Research beruhende Report untersucht den Stand der Energiewende im Eigenheim und das Prosumer-Potenzial.
Prosumer sind Produzent:innen (PROducer) und Konsument:innen (conSUMER) von Solarstrom. Sie erzeugen einen Großteil ihres Energiebedarfs selbst. Die Dächer von 11 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland eignen sich für den wirtschaftlichen Einsatz von Photovoltaik (PV). Diese Eigenheime bilden das Prosumer-Potenzial.
Sieben grüne Schlüsseltechnologien
Der Report untersucht sieben Schlüsseltechnologien für die Energiewende im Eigenheim. Am weitesten verbreitet sind bisher PV-Anlagen, 18 Prozent bzw. 2 Millionen aller 11 Millionen solarfähigen Eigenheime produzieren bereits Sonnenstrom (Stand Ende 2022).
Strombetriebene Wärmepumpen kommen in 10 Prozent der solarfähigen Eigenheime zum Einsatz. Weitere Technologien sind Wallboxen (11 Prozent), Heimspeicher (6 Prozent), Energiemanagementsysteme (6 Prozent) und Elektroautos (5 Prozent).
Die gute Nachricht ist: Der Zubau hat sich 2022 bei allen Technologien beschleunigt. Das größte Sorgenkind ist bisher allerdings der Smart-Meter-Ausbau. Lediglich ein Prozent der solarfähigen Eigenheime ist mit einem intelligenten Messsystem ausgerüstet. Echte Smart Meter sind die entscheidende Schnittstelle, um das Prosumer-Haus intelligent mit dem Stromnetz zu verbinden.
Der für den Report entwickelte Prosumer-Index gewichtet die Technologien und vergleicht ihre aktuelle Verbreitung mit ihrem Potenzial. Der Prosumer-Index stieg gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Punkte auf 11,6 von 100 möglichen Punkten. 100 Punkte wären gleichbedeutend mit einer Vollausstattung aller 11 Millionen solarfähigen Eigenheime mit allen sieben Prosumer-Technologien.
„Die hohen Energiepreise beschleunigen die Energiewende im Eigenheim. Wir erleben einen Rekordzubau bei Solaranlagen, Wärmepumpen und Heimspeichern. Unser Report zeigt aber auch: Das Prosumer-Potenzial wird bisher kaum ausgeschöpft. Dabei rechnet sich der Umstieg von Öl, Gas und Benzin auf selbst erzeugten Sonnenstrom“, bilanziert LichtBlick-Sprecher Ralph Kampwirth.
Investition rechnen sich
Mit Investitionen in Photovoltaik, Heimspeicher, Wärmepumpen und Elektroautos machen sich Hausbesitzer:innen weitgehend unabhängig von steigenden Energiepreisen. Das belegen zwei repräsentative Modellrechnungen für Einfamilienhäuser. Dabei werden über 20 Jahre
Investitions- und Energiekosten von erneuerbaren Lösungen mit fossilen Alternativen für Hausstrom, Wärme und PKW-Mobilität verglichen. Mit erneuerbaren Technologien sparen Hausbesitzer:innen im Sanierungs-Beispiel bis zu 49 Prozent bzw. 51.000 Euro. Im Neubau-Beispiel liegt der Kostenvorteil bei bis zu 40 Prozent bzw. 44.000 Euro. Die klimaneutralen Prosumer-Häuser entlasten die Umwelt um bis zu 95 Tonnen CO2.
Prosumer werden zur relevanten Größe
Prosumer würden bei forciertem Ausbau zu einer relevanten Größe im Stromsystem. Denn bei voller Ausschöpfung des Potenzials können 11 Millionen Prosumer- Eigenheime 92 Milliarden Kilowattstunden Sonnenstrom im Jahr erzeugen. Das entspricht 88 Prozent ihres eigenen Energiebedarfs bzw. der der Produktion von zehn mittleren Kohlekraftwerken. Ein weiterer Vorteil: Millionen von Prosumern genutzten Elektroautos und Heimspeicher können künftig in virtuellen Kraftwerken zu systemdienlichen Großbatterien vernetzt werden.
Bürokratie der Netzbetreiber bremst
LichtBlick fordert die Bundesregierung auf, die Marktanbindung von Prosumer-Häusern zu vereinfachen. Im Zentrum müssen die zügige Digitalisierung und neue Regeln für die Stromvermarktung stehen, die die Besonderheiten der dezentralen Energiewelt berücksichtigen. LichtBlick mahnt zudem eine Strukturreform an: „Wir müssen endlich die Kleinstaaterei aus 900 Netzbetreibern beenden, die mit der digitalen Energiewende überfordert sind. Die Flut von Zählerkonzepten und Formularen behindert innovative Prosumer-Lösungen, weil jedes neue Prosumer-Geschäftsmodell zu einem Spießrutenlauf durch Deutschlands Amtsstuben führt“, so Ralph Kampwirth.
Über LichtBlick
LichtBlick bietet sei 25 Jahren klimaneutrale Energielösungen. Gestartet als Ökostrom-Pionier mit acht Kund*innen vertrauen heute mehr als 1,7 Millionen Menschen deutschlandweit auf die Lösungen der Firma, die sich als integrierter Versorger mit eigener Erzeugung, Solar-, Mobilitäts- und Wärmeangeboten, innovativen Dienstleistungen und einem bundesweiten Montagenetzwerk versteht. Insgesamt entwickeln und implementieren rund 900 Mitarbeiter Produkte und Services für Haushalte und Unternehmen. Im Geschäftsjahr 2022/2023 erreichte das Unternehmen, das zum niederländischen Energiewende-Vorreiter Eneco gehört, einen Umsatz von 1,34 Milliarden Euro.