Knautsch bei Biomasse-Kessel

Die Biomasse-Kesselbauer geraten unter Druck. Nach dem Rekordjahr 2022 droht nun einer tiefer Fall. Grund dafür ist das deutsche Förderdesaster.

95 Prozent mehr verkaufte Ölheizungen und ein Ansturm auf Gasheizungen: Das ist das – ungewollte – Ergebnis des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) der deutschen Bundesregierung, so ÖkoFen in einer Aussendung. Was das Ende für fossile Energieträger beim Heizen ab 1. Jänner 2024 bringen soll, führe heuer nach dem Motto „Ich heize, wie ich will“ zu einem regelrechten Schlussverkauf für Öl- und Gasheizungen. Dazu kommen überzogene Förderungs-Ankündigungen für 2024, kritisiert der Biomasse-Kessel-Hersteller ÖkoFen. Die Folge: Die Nachfrage nach erneuerbaren Alternativen, wie Pelletsheizungen, geht bei deutschen Hausbesitzern aktuell drastisch zurück. Aktuell steht bei ÖkoFen daher ein vorübergehender Stopp der Produktionslinie für Deutschland im Raum.

Ähnliches berichten die Hargassner mit Sitz in Weng/Innkreis mit 1250  Mitarbeitern in den OÖ-Nachrichten. „Wir sehen im zweiten Quartal im gesamten Markt einen Einbruch von 70 bis 80 Prozent“, sagt Produktmanager Anton Hofer. Das Unternehmen hat rund 60 Leasingkräfte abgebaut und vereinzelt Mitarbeiter aus der Stammmannschaft gekündigt, wie es heißt.

Deutsche Großmisere

„Was da in Deutschland geschieht, ist eine beispiellose Kundenverunsicherung“, sagt Stefan Ortner, CEO von ÖkoFEN. „Für kommendes Jahr werden unrealistische Förderungen von bis zu 80 Prozent angekündigt, von denen aber niemand weiß, ob sie tatsächlich kommen oder wer sie wann beantragen können wird. Viele Hausbesitzer gehen daher auf Nummer sicher und verschieben ihre Kaufentscheidung.“

Branche fordert Klarheit für Österreich

Eine Verunsicherung wie in Deutschland dürfe sich in Österreich nicht wiederholen, fordert Ortner: „Der Energiemarkt in ganz Europa kämpft noch immer mit den Folgen des Ukrainekriegs. In der Pelletswirtschaft arbeiten tausende Menschen, die brauchen klare Rahmenbedingungen.“ Ortner fordert daher von der Regierung einen raschen Beschluss des Erneuerbaren-Wärme-Gesetzes und der Pellets-Bevorratungspflicht: „Eine strategische Reserve, wie sie auch bei Heizöl gesetzlich verankert ist, würde dem Staat nichts kosten und hätte über Österreich hinaus Vorbildwirkung. Es ist völlig unverständlich, warum diese seit Langem fertig vorliegende Regelung politisch nicht umgesetzt wird.“

Verunsicherung des Marktes

„Der Markt in Deutschland wird sich wieder stabilisieren“, ist Ortner überzeugt. ÖkoFEN hat für seine Produktionsmitarbeiter:innen bereits auf eigene Kosten die Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert – bei 90 Prozent Gehalt. Aktuell stehe ein Herunterfahren der Produktionslinie für Deutschland im Raum. „Wir wollen und werden enorm in zukunftsorientierte erneuerbare Heizsysteme investieren“, sagt Ortner, „jetzt brauchen wir aber Planungssicherheit.“