Planung beschleunigt Amortisation

Die richtige Technik in der passenden Dimension hat erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch im Betrieb, sagt Condair-Chef Christian Bremer im Building Times-Interview.

Die Condair Group AG feiert heuer das 75. Jubiläum. Der Schweizer Hersteller für gewerbliche und industrielle Luftbefeuchtungsgeräte und -anlagen ist in 20 Ländern mit eigenen Verkaufs- und Serviceorganisationen präsent sowie in über 50 Ländern mit Vertriebspartnern vertreten. Das Unternehmen wurde 1948 gegründet und beschäftigt rund 730 Mitarbeiter:innen.

Der heimische Markt für Luftbefeuchtung ist anspruchsvoll, innovativ und geprägt von persönlichen Kontakten, die Freude bereiten, sagt der Condair-Geschäftsführer Christian Bremer im Interview, das Building Times im Nachgang zur ISH geführt hat. Er erklärt darin, dass durch den Einsatz größerer Anlagen mit Wärmerückgewinnung anstatt mehrerer kleiner Befeuchter Effizienzvorteile ohne Mehrkosten entstehen können. Und er verweist darauf, dass bei richtiger Anlagenplanung die Amortisation über geringere Betriebskosten verkürzt werden kann.

Building Times: Condair präsentierte auf der ISH einen Hybrid-Luftbefeuchter und einige andere Technologien, die die Energieeffizienz von Gebäuden heben. Wie war das Interesse der Besucher?

Christian Bremer: Angesichts der Energiepreis-Entwicklung war das Interesse der Besucher an effizienten Lösungen besonders hoch. Mehr denn je kommt es heute darauf an, Büro- und Betriebsgebäude so effizient wie möglich zu gestalten und Herstellungsprozesse energetisch zu optimieren. Hier konnten wir interessante Lösungen präsentieren, um den Energieverbrauch bei der Luftbefeuchtung und der Entfeuchtung zu reduzieren.

Building Times: Energieeffiziente Technologie kostet in der Regel mehr als konventionelle. Sind die Planer:innen und Developer:innen angesichts der höheren Energiepreise schon bereit, mehr in die Ausstattung ihrer Gebäude zu investieren?

Christian Bremer: Effizienztechnologien sind gegenüber herkömmlicher Technik teilweise tatsächlich mit höheren Investitionskosten verbunden. Bei richtiger Anlagenplanung können durch die damit verbundenen Einsparungen bei den Betriebskosten aber Amortisationszeiten erreicht werden, welche wirtschaftlich sehr interessant sind. Betreiber:innen interessieren sich immer häufiger dafür, in die Jahre gekommene Bestandsanlagen zu erneuern und energetisch zu optimieren.

Building Times: Gibt es auch den
umgekehrten Fall, dass effizientere Lösungen günstiger oder zumindest kostenneutral sind?

Christian Bremer: Tatsächlich gibt es aber auch Anwendungsfälle, bei denendie Investitionskosten für eine Effizienzlösung sogar günstiger ausfallen als für herkömmliche Technik. Dies häufig dann, wenn wenige größere Anlagen mehrere kleinere Befeuchter ersetzen können. Ein Beispiel dafür ist auch die gasbeheizte Dampfluftbefeuchtung mit Abgas-Wärmerückgewinnung. Die Abgase werden bei dieser DVGW/ÖVGW-zertifizierten Lösung über die RLT-Fortluft abgeführt, wodurch auf einen eigenen Schornstein verzichtet werden kann.

Building Times: Der Hybrid-Luftbefeuchter verbindet zwei Technologien
zur Befeuchtung. Worin liegt der wesentliche Vorteil dieser Technik? Gibt es auch Nachteile?

Christian Bremer: Bei einem Hybrid-Luftbefeuchter erfolgt die Befeuchtung durch die beiden adiabaten Befeuchtungstechnologien Zerstäuben und Verdunsten. Die entscheidenden Vorteile sind die hohe Ausnutzung des Befeuchtungswassers und eine sehr hygienische Betriebsweise. Da ein Hybrid-Luftbefeuchter auch mit nur sehr geringen Wasserdrucken arbeitet, wird zudem eine sehr hohe Effizienz erreicht. Erfolgt die Druck- und Mengenregulierung bereits über die Umkehrosmose, dann kann eine Druckerhöhungspumpe im Befeuchter sogar komplett entfallen. Da es sich um ein adiabates Befeuchtungssystem handelt, wird im RLT-Gerät ein entsprechend größeres Vorheizregister zur Bereitstellung der Verdampfungswärme benötigt.

Building Times: Gibt es aktuelle Referenzprojekte, bei denen mit hybrider Luftbefeuchtung messbare Einsparungen erzielt werden?

Christian Bremer: Bei der Hybrid-Luftbefeuchtung handelt es sich um ein seit vielen Jahren am Markt etabliertes und bewährtes Befeuchtungssystem. Gerade für höhere Befeuchtungsleistungen, wenn keine Dampf-Luftbefeuchter eingesetzt werden, stellen Hybrid-Luftbefeuchter eine überaus effiziente Befeuchtungslösung dar, welche zudem höchste Hygienequalität aufweisen. Auf diese Art der Luftbefeuchtung setzen beispielsweise internationale Konzerthäuser wie das Musiktheater Linz, die Elbphilharmonie in Hamburg oder die Philharmonie Luxemburg. Aber auch der ORF und das Parlament in Wien haben sich aus Effizienzgründen für Hybrid-Luftbefeuchter entschieden.

Building Times: Österreich ist ein vergleichsweise kleiner Markt. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung von Condair in Österreich?

Christian Bremer: Unsere österreichischen Kolleg:innen konnten sich als verlässliche Partner:innen in Fragen der Luftbefeuchtung und Entfeuchtung etablieren. Im industriellen und gewerblichen Bereich spielt die Luftfeuchtigkeit seit jeher eine wichtige Rolle. Das Bewusstsein für den gesundheitlichen Nutzen der richtigen Luftfeuchte hat in den letzten Jahren aber stark zugenommen. Deshalb rechnen wir auch bei Bürogebäuden und im privaten Wohnbereich mit einem weiter ansteigenden Bedarf. Hierfür haben wir mit Humilife sogar eine eigene Produktlinie entwickelt.

Building Times: Unterscheiden sich die Bedürfnisse des österreichischen Marktes von jenen in Deutschland?

Christian Bremer: Die gemeinsamen Themen bei der Raumlufttechnik sind Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Hygiene. Der österreichische Markt ist sehr interessant, weil er anspruchsvoll und innovativ ist. Besonders schätze ich, dass im österreichischen Markt der persönliche Kontakt zu unseren Partner:innen einen hohen Stellenwert einnimmt. Es ist eine Freude, in so einem Umfeld tätig und Teil dieser Branche zu sein.

Building Times: Die vergangenen Jahre waren für viele Marktteilnehmer:innen aufgrund von Lieferkettenproblemen nicht einfach. Wie ist es Condair ergangen? Wie sieht es aktuell mit der Lieferfähigkeit aus?

Christian Bremer: Ja, das war nicht einfach und auch heute sind die Auswirkungen nicht vollends beseitigt. Glücklicherweise konnten wir von wenigen Ausnahmen abgesehen, eigentlich immer noch termingerechte Lieferzeiten ermöglichen. Hier hat uns sicher sehr geholfen, dass wir überregional aufgestellt sind und teilweise auf alternative Bauteile zurückgreifen konnten, auch wenn diese im Einzelfall höhere Beschaffungskosten zur Folge hatten. Bei wenigen Einzelfällen war es aber wirklich sehr schwer. Hier möchte ich mich bei unseren Kund:innen besonders für ihre Geduld und das Verständnis bedanken.