Wiener Bauordnung: Transparenz gefordert
Architektenkammer und Bauträgervereinigungen fordern Transparenz und die Auflösung von Widersprüchen für die anstehende Novelle der Bauordnung.
Die Stadt Wien möchte klimaneutral werden, sie möchte weg vom Gas und leistbaren Wohnraum. Dazu braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, die Bauordnung ist ein Instrument, um die Stadt zukunftsfit zu machen. Genau da sehen die Vertreter der Architekten und Ziviltechnikerkammer, des Verbands der Österreichischen Immobilienwirtschaft (ÖVI), die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) und die Fachgruppe der Immobilien- und Vermögensverwalter der Wirtschaftskammer Wien enormen Handlungsbedarf.
Viele Widersprüche
Es gäbe einfach zu viele Widersprüche in den gesetzlichen Bestimmungen rund ums Bauen kritisieren sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz. Einerseits sei die Begrünung von Fassaden gewünscht, anderseits werde sie aus Brandschutzgründen abgelehnt. Ähnliches gelte für fassadenintegrierte Photovoltaik. Auch bei der Nutzung von Regenwasser stehen Hürden im Weg. Und die Errichtung von Balkonen, die seit 2014 erklärtes Ziel der Stadtpolitik sei, ist ein Hürdenlauf, der meist darin endet, dass Balkone bei Bauten gestrichen würden, so die Vertreter der Organisationen. „Wir müssen einen Weg finden diese Dinge pragmatisch zu betrachten“, fordert ÖVI-Obmann Klaus Wolfinger. Aber, „es besteht die Gefahr, dass wir nicht gehört werden“, findet Bernd Sommer, Präsident der zt:Kammer.
Mehrdimensionale Novelle gefordert
Derzeit sei man nicht darüber informiert, welche der von Bauträgern und Architekten eingebrachten Anregungen von der Politik aufgenommen werden, so der Tenor. „Wir fordern mehr Transparenz, das ist State of the Art“, betont Evelyn Rudnicki, Vorsitzende der Architekt:innen der zt:Kammer.
Einig sind sich die Vertreter der Interessensvertretungen, dass die Änderung einzelner Paragrafen nicht reicht. Es brauche eine mehrdimensionale Bauordnungs-Novelle. Auch die Stadtplanungsdiskussion müsse mitbetrachtet werden, um die Stadt klimafit zu machen.
Alte Ordnung, neue Welt
Die gegenwärtige Bauordnung sei veraltet, betont Hans Jörg Ulreich von der Fachgruppe Immobilien. Er zweifelt generell an der Reformfähigkeit der Stadt. „Wien betreibt eine Ankündigungs- und Schmähpolitik“, so sein Eindruck. Nicht begeistert von der im November über die Bühne gegangenen Enquete zur Bauordnung ist auch Sebastian Beiglböck vom VÖPE. „Die Enquete brachte Vorschläge für Verbote, aber kaum Anreize“, sagt er.
Wie es mit der Novelle konkret weitergeht, wissen die Lobbyisten nicht. Sie hoffen vielmehr darauf, dass die Politik ihre Verantwortung wahrnimmt und am Ende ein großer Wurf herauskommt. „Der Klimaschutz fordert Tempo, wir haben keine Zeit mehr“, betont Ulreich.