Wels, Wels, nur du allein

ISH-Jahre waren für die Energiesparmesse Wels noch nie einfach. Jetzt und in der Zukunft kommen noch mehr Störfaktoren hinzu.

Messeveranstalter haben es nicht einfach. Sie müssen die unterschiedlichsten Aussteller- und Besucherbedürfnisse befriedigen. Besonders herausfordernd wird die Sache dann, wenn sich eine Messe als Fachmesse und als Publikumsmesse positioniert. Genau an dieser Stelle steht die Energiesparmesse in Wels im Jahr 2019. Sie tritt am 28. Februar mit der Ansage an, Österreichs größte Bau-Fachmesse zu sein. Das sagt viel über den Zustand der Bau-Fachmessen insgesamt aus.

Zugleich hat die Messe Wels den Anspruch, mit der Energiesparmesse weltweit eine der führenden Fachmessen für moderne Heiz- und Energietechnik über die Bühne zu bringen. Wenn dieser Ruf stimmt, hat die Messe ihn den Tüftlern im Bereich der Biomasse zu verdanken. Einige von ihnen sind inzwischen Weltmarktführer für Pellets und Hackgut. Manche waren lange Zeit nur in Wels präsent, was den Einzugsbereich der Besucher vergrößerte. Inzwischen sind diese Firmen größer und die Welt kleiner geworden. Sie sind in einigen deutschen Messehallen ebenso zu finden wie in Italien oder der Schweiz. Das Alleinstellungsmerkmal als Weltleitmesse für Holzheizungen ist damit etwas verwässert. Und das Business mit Pellets & Co hatte insgesamt schon feurigere Jahre. Dazu kommt der fast schon jämmerliche Zustand der Solarthermie und die Photovoltaikbranche, die mit Wels nie richtig warm wurde und ihre eigenen Events hat. Bleibt als Zugpferd die Wärmepumpe. Und die ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen, in Wels traditionell in den unattraktivsten Hallen untergebracht. Und dann ist da schließlich noch die ISH im März noch eine Weltleitmesse, auf der zahlreiche Aussteller ihre Innovationen erstmals einem großen Publikum präsentieren wollen, was den Fall Wels noch einmal verkompliziert.

Vielleicht liegen darin die Ursachen dafür, dass Wels heuer lange um Aussteller geworben hat. Womöglich fehlen aber auch Unternehmen, die mit der Digitalisierung ihre gesamte Vertriebsstrategie neu denken. Und wenn Heizkessel Klimaanlagen, Lüftungsgeräte und Wärmepumpen im Fernsehen beworben werden, kostet das viel Geld, das anderswo eingespart werden muss.

Wie dem auch sei, am 27. und 28. Februar sind SHK-Fachtage. An diesen Tagen zeigen 440 Aussteller im Hallenverbund 19 bis 21 ihre Produkte und Lösungen. Die Anwesenheit der führenden Sanitärmarken, der Sanitär- und Heizungsgroßhändler sowie der Installationsindustrie lassen die Halle 21 zu Österreichs größter Bäderschau werden. Unter den Ausstellern finden sich die wichtigsten Vertreter der Branche im Bereich Armaturen-, Dusch- und Badewannen- sowie Keramikhersteller ebenso wie Badmöbelanbieter und Hersteller hochwertiger Badaccessoires. Und freilich sind auch namhafte Aussteller der Installationszulieferindustrie in Wels vertreten.

Neben den technischen Entwicklungen der Aussteller in den Bereichen Bad und Energie widmet sich die Energiesparmesse 2019 auch dem Megatrend Digitalisierung. Die Branche ist durch die stetig komplexer werdenden Anforderungen und Wünsche der Kunden ebenso wie durch den akuten Fachkräftemangel und die geringen Handels-Margen mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Diese und weitere Themen werden im umfangreichen Fachprogramm aufgegriffen und mit Experten und Branchen-Kennern diskutiert.

Der erstarkte Bau

Mit einem Fachtag müssen sich die Vertreter des Baugewerbes und -nebengewerbes begnügen. „Wenn es um neueste Materialien und Systeme, Gebäudeautomation, Elektrotechnik, Wärmedämmverbundsysteme oder Verputze geht – Österreichs größte Bau-Fachmesse ermöglicht einen umfassenden Überblick!“, verspricht der Veranstalter. In den Hallen 1 bis 12 wird die Energiesparmesse also zum Zentrum für moderne Baustoffe und bietet eine Leistungsschau für innovative Gebäudelösungen, wie die Messe betont. Ganz ähnlich könnte eine der vielen Hausbau-Messen des Landes argumentieren.

Wels hat trotzdem einen besonderen Stellenwert im Messegefüge: Sie ist eine Regionalmesse mit überregionaler Anmutung. Übrigens: 2019 setzt die Energiesparmesse einen Schwerpunkt auf die Themen Renovierung, Sanierung und Modernisierung. Klingt nicht gerade hypermodern. Vielleicht denkt die Messe Wels aus guten Gründen über eine Umbenennung der Energiesparmesse nach.