Etabliert mit Öko
Das Technische Büro Obkircher Plus macht „keine aktive Akquise“. Trotzdem könnte man aufgrund der sehr guten Auftragslage mehr als doppelt so viele Leute beschäftigen.
Warum das TB Obkircher Plus „keine aktive Akquise“ macht, wie sein Gründer Leo Obkircher im Gespräch mit Building Times erklärt, sondern „in der Regel angesprochen wird“, und sein „Auftragsbuch immer recht gut ausgelastet“ ist, machen Objekt-Beispiele mit Obkircher-Planungen deutlich.
Gerade im Anlaufen ist beispielsweise der Betrieb im Zubau der Filmproduktionsfirma Terra Mater Factual Studios im Wiener Nobelbezirk Hietzing, wo eine Jugendstilvilla samt Anbauten um einen Holz-Massivbau erweitert und umfassend reorganisiert wurde. Obkircher Plus hat dafür die Energie- und Haustechnik geplant und hat unter anderem zehn Duplex-Sonden bis in 120 Meter Tiefe abteufen lassen, die eine Sole-Wärmepumpe bedienen. Gleichzeitig wird die Abwärme der VRV-Anlage für die Kühlung genutzt, genauso wie eine Kältemaschine.
Noch einmal topaktuell war der österreichische Pavillon auf der Expo in Dubai, die Ende März nach 182 Tagen zu Ende ging und eine ganze Reihe von Auszeichnungen eingeheimst hat. Die 38 ineinander verschnittenen Betonkegel mit Innenputz aus Lehm, die von querkraft Architekten geplant worden waren, haben unter anderem den „Global Architecture & Design Award“ gewonnen, den „German Design Award“, den „Built Design Award“ und wurden jüngst auch mit dem „Austrian Green Planet Building Award“ geehrt. „Dafür hat das Ingenieurbüro P. Jung das Klimakonzept gemacht und wir die gesamte TGA-Planung, also Klimatisierung, Lüftung und Elektrotechnik“, berichtet Obkircher. Weltweite Aufmerksamkeit weit über die Szene der Architektur-Affinen hinaus haben die architektonischen und technischen Lösungen des Österreich-Pavillons gebracht.
Seit 24 Jahren selbstständig
Der 61-jährige Planer hat an der FH Pinkafeld und an der TU Graz Physik studiert und sich 1998 mit einem Technischen Büro selbstständig gemacht. 2010 erfolgte dann die Firmenumwandlung in eine OG mit Jerome Posch als Partner. Der hat ebenfalls in Pinkafeld studiert und anschließend ein Masterstudium absolviert. Beide sind persönlich haftende Gesellschafter des Ingenieurbüros für technische Gebäudeausrüstung und technische Physik mit dem Sitz in Wien, das die Bezeichnung Obkircher Plus verwendet.
Gewachsen mit Öko-Lösungen
Zwölf Beschäftigte, einschließlich der beiden Eigentümer, arbeiten derzeit unter dieser Marke und erzielen rund eine Million Euro Jahresumsatz „mit geistiger Arbeit“, wie Obkircher im Gespräch betont. „Wir arbeiten bei Projekten auch mit Partner-Büros zusammen, könnten aber vom Auftragsvolumen her 30 Leute beschäftigen“. Denn: „Wir haben einen sehr guten Ruf als innovatives Büro“, weiß der Spezialist für Energie-Effizienz, der sich aber auch daran erinnern kann, „dass wir am Anfang mit ökologischen Lösungen ein bisschen verhungert sind“. Das hat sich geändert, wie ein Blick auf die aktuelle Projektliste zeigt. Obkircher Plus arbeitet gerade an mitunter sehr ambitionierten Projekten. Beispielsweise Eurogate II/Village im Dritten, wo Thaler Architekten, HNP architects und JWA Josef Weichenberger Architects die Bebauung planen und Obkircher die Energieversorgung, die aus einer Kombination von Erdwärme, Photovoltaik und Fernwärme sowie einer optimierten Anlagensteuerung bestehen soll. Ein weiteres Großprojekt ist das Wiener Bus Terminal, geplant vom Wiener Architekturbüro Burtscher-Durig, für das Obkircher ein umfassendes Energiekonzept plant: Wärme- und Kälte-Erzeugung mittels Wärmepumpen, aktivierte Gründungspfähle, Koppelung mit dem angrenzenden Anergienetz der Krieau, Bauteilaktivierung, zentrale/dezentrale Warmwasser-Versorgung, Frischlufteinbringung über Lüftungsgräte und rekuperative Wärmetauscher sowie eine PV-Anlage.
Weitere Projekt-Stichworte sind „Gymnasium Sachsenbrunn“, „JKU Campus Erweiterung West/House of Schools (querkraft Architekten)“, „Graumann-Viertel Traun“, „BTW Attemsgasse Mittendrin“. Auch das Projekt „Garten der Generationen“ in Herzogenburg wird künftig mit einer Energielösung von Obkircher versorgt.
Steine statt Scheine
In Wien herrsche seit drei, vier Jahren ein Bauboom und es würden händeringend Grundstücke gesucht, sagt Leo Obkircher zur aktuellen Situation, die er mit „Steine statt Scheine“ kennzeichnet. Jetzt allerdings hätten die Preiserhöhungen starke Auswirkungen, manchmal würden Projekte deshalb auch on hold gestellt, und die Ressourcen-Knappheit habe die Abläufe erschwert. „Die hohen Corona-Zahlen bei den Handwerkern verzögern die Fertigstellungen genauso wie die Material-Verzögerungen. Es kommt zu eklatanten Teuerungen, die jetzt bei 25 Prozent liegen. Fixpreise hören sich auf und ich muss schon sagen, hier herrscht ein bisschen Goldgräber-Stimmung. Man muss ein gutes Handwerker-Netzwerk haben“, sagt der unverheiratete Vater – „Ich bin so ein alter Linker“ – eines 14- und eines 30-jährigen Sohnes, der in seiner Freizeit in Wien und Drautal/Berg die Golfschläger schwingt.
Die Pandemie habe man bislang gut hingekriegt. Zu Beginn vor zwei Jahren „haben wir ein bissl Homeoffice machen müssen, sind aber nach einem halben Jahr wieder im Büro gewesen“, sagt Obkircher, dessen Büro sich inzwischen gut mit BIM angefreundet hat. „Stufe 3 macht uns keine Angst, das ist eine Sache der Software und des Lernens. Wir sehen bei den Projekt-Abwicklungen langfristig eine Hilfe durch BIM“, erklärt er.