Hella macht dunkler

Andreas Kraler, geschäftsführender Gesellschafter der Hella Gruppe im Gespräch über Innovationen, Nachhaltigkeit und Produktion in Österreich.

INTERVIEW: Andreas Kraler

Building Times: Welche Rolle spielt die Beschattung beim Klimamanagement eines Objektes?

Andreas Kraler: Systemischer Sonnenschutz ist eine essenzielle Facette modernen Bauens geworden. Die Bedeutung von Sonnen- und Wetterschutzsystemen nimmt aufgrund des nachhaltigen Baubooms im Bereich Wohn- als auch Gewerbeimmobilien immer weiter zu. Sonnenschutzprodukte helfen mit, den Energieverbrauch zu reduzieren und die Gebäudeenergiebilanz zu optimieren. Die nachhaltigste Lösung für ein angenehmes Raumklima ist die automatisierte Außenbeschattung. Je nach Gebäude, Baualtersklasse und Fensterflächenanteil lassen sich mit automatisiertem außenliegenden Sonnenschutz wie Rollläden bis zu 30 Prozent Heizwärme sparen. Bei der Kühlung sind sogar bis zu 50 Prozent Einsparungen möglich. Auch zum optimalen Tageslichtmanagement tragen die Systeme positiv bei. Das schlägt sich schlussendlich auch in den Betriebskosten von Gebäuden nieder. Die digitale Steuerung von Sonnen- und Wetterschutz macht diese besonders effizient und energiesparend.

Building Times: Hat es aus Ihrer Sicht mehr Sinn, ein Beschattungssystem gleich für das gesamte Objekt einzurichten? Ist das aktuell bereits Standard bei Büroobjekten, und wie sieht es im Vergleich bei Wohnobjekten aus?

Andreas Kraler: Beschattungssysteme sollten auf jeden Fall gleich für das gesamte Objekt eingerichtet werden. Natürlich können Sonnenschutzsysteme auch nachträglich eingebaut werden, wie das oft bei einer Gebäudesanierung der Fall ist. Je früher Sonnenschutzanlagen jedoch in die Planung mit aufgenommen werden, desto harmonischer und funktionaler integrieren sich diese dann in die Gebäude. Intelligente Sonnenschutzsysteme sind nicht nur ein elementares Werkzeug zur Lichtgestaltung und Klimaregulierung, es geht auch um eine ästhetische Optik, die sich in das Fassaden- und Straßenbild integriert. Sonnenschutz muss in einer nachhaltigen Stadt integraler Bestandteil von klimaeffizienten Gebäuden werden. Die Integration von digitalem Sonnenschutz ist dabei alternativlos. Dafür haben wir das Hella-eigene Steuerungssystem Onyx entwickelt. Egal, ob kleiner Wohnbau oder großer Office-Komplex – das Smart Home-System hat den Energieeintrag für Architektur in jeder Größe unter Kontrolle. Der Einbau von Schacht-, Kasten- oder Leibungssystemen ist ein guter Kompromiss für die Phase des Rohbaus. Hier kann nachher der Bewohner entscheiden, ob er mit Produkten wie Rollläden, Jalousien oder Insektenschutz nachrüstet oder nicht. Es muss beim Neubau und Sanierung Standard werden. Ein Gebäude ohne Sonnenschutz ist wie ein Auto ohne Klimaanlage.

Building Times: In welchem Stadium der Projektentwicklung sollte man mit einem Beschattungsanbieter den ersten Kontakt aufnehmen, ab wann diesen in die Planungsarbeiten einbeziehen?

Andreas Kraler: So früh wie möglich! Wie bereits erwähnt, kann Sonnenschutz seine Potenziale erst dann voll entfalten, wenn er früh in die Planungsphase eingebunden ist. Dann kann man sofort je nach Bauprojekt – ob Neubau oder Gebäudesanierung – individuell entscheiden, welches Sonnenschutzsystem die beste Lösung für das jeweilige Objekt ist. Hella bietet auch Rohbaulösungen, Systemkomponenten und Fertigelemente für verschiedene Branchen an. Somit können Fenster und Sonnenschutz zu einer flexiblen, perfekt montierten Einheit verschmelzen, um eine optimale Wärmeund Schalldämmung für Gebäude zu erreichen.

Building Times: Sie sind ein österreichisches Familienunternehmen mit Sitz in Osttirol. Wo produzieren Sie?

Andreas Kraler: Hella produziert seine Qualitätsprodukte in vier Werken: Neben der Produktion am Hauptsitz in Abfaltersbach in Österreich produziert das Unternehmen in Deutschland an den drei Standorten Werne, Duisburg und Geislingen. Hella ist in neun europäischen Ländern mit eigenen Niederlassungen vertreten, 28 Vertriebsstandorte sorgen für maximale Kundennähe.

Building Times: Welche Neuheiten haben Sie im Programm?

Andreas Kraler: Mit Start des neuen Geschäftsjahres haben wir in Kooperation mit ABEL Metallsysteme, dem Vorreiter im Bereich individueller Absturzsicherungen, eine Komplettlösung aus Sonnenschutzsystem mit integrierten Absturzsicherungssystemen eingeführt. Unsere gesamte Produktpalette wird laufend weiterentwickelt: So gibt es Verbesserungen bei den Raffstores, eine neue Lamellenfarbpalette und als Highlight gibt es nun auch zweifarbige Lamellen: Die neue Duplexlamelle ist außen dunkel und innen weiß. Dies hat den Vorteil, dass die äußere Lamellenfarbe zu dunklen Fensterrahmen passt und der Innenraum bei geschlossenem Behang aufgrund der weißen Farbe weniger abdunkelt.

Building Times: Hat Smart Home in die Beschattungswelt Einzug gehalten?

Andreas Kraler: Die digitale, automatische Steuerung von Sonnenschutz wird immer wichtiger. Mit dem Hella-eigenen Steuerungssystem Onyx, das mit allen gängigen Smart Home-Systemen im Gebäude verbunden werden kann, sind wir da gut aufgestellt. Zudem haben wir zwei Tools entwickelt, die den Service für Kunden und das Planen von Sonnenschutzlösungen deutlich verbessern und vereinfachen. Wesentlich erleichtert wird das Planen auch mit dem neuen CAD-BIM-Konfigurator.