Dicke Luft im Strafamt

Kaum waren die Beschäftigten des Strafamtes der Grazer Bau- und Anlagebehörde in ihre neuen Büros im Grazer Maxtower eingezogen, mussten sie bereits wieder abgesiedelt werden. Erhebliche gesundheitliche Probleme traten auf. Jetzt wird repariert und der politische Hintergrund untersucht.

Dass im Strafreferat einer Bau- und Anlagebehörde dicke Luft herrscht, soll ja vorkommen, besonders dann, wenn Bestrafte reklamieren. Doch in Graz ist die Sache umgekehrt: Nach dem die Behörde Anfang August ihre neuen Büros im fünften und sechsten Stock im Maxtower bezogen hatten, klagten die insgesamt 29 Magistrats-Mitarbeiter über das schlechte Raumklima. Artikuliert wurden Atemnot, Lungenprobleme, urologische Beeinträchtigungen, und auch Gestank. Die Krankenstände häuften sich, woraufhin die tägliche Arbeitszeit um eine Stunde verkürzt wurde.

Die Stadt hatte die Einmietung in den Maxtower, der besser als Gürtelturm bekannt ist, im Dezember 2017 beschlossen. Das Haus gehört seit dem Frühjahr der deutschen Union, gemietet hat die Stadt jedoch noch vom Vorbesitzer Harald Fischl. Er hat den Turm, den er nach seinem Sohn benannt hat, wiederholt als sein „Sorgenkind“ bezeichnet, vor allem wegen der hohen Leerstände. Da trifft es sich gut, dass die Stadt Graz für die Flächen des Strafamtes einen Kündigungsverzicht bis 2023 abgegeben hat. Bei den Verhandlungen mit der Stadt trat Gerald Grosz für Fischl auf – und auch er hat eine politische Vergangenheit als ehemaliger BZÖ-Chef und -Gemeinderat. Und politisch verantwortlich für das Strafamt ist der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio von der FPÖ. Diese Zusammenhänge und den Mietvertrag wollen Grüne und KPÖ nun durch den Stadtrechnungshof untersuchen lassen.

Auszug und Sanierung

Für das Strafamt selbst ist die Causa ziemlich unangenehm. Am 25. Oktober übersiedelten zwölf Strafreferenten aus dem sechsten Stock wieder in ihre alten Büros auf den Tummelplatz. Im Maxtower machten sich Mitarbeiter der Firma Elin ans Werk. Sie öffneten die Decke teilweise und ließen wissen, jetzt sei mittels Regelklappen jeder Raum einzeln regulierbar.

Dass die Union zwischenzeitlich behauptete, die Räume seien auch während der Arbeiten benutzbar, kann wohl nur als misslungener Gag verstanden werden. Ab dem 26. November übersiedelten dann auch die 17 Mitarbeiter aus dem fünften Stock in ein Ausweichquartier, nämlich in freie Räume des Sozialamtes im Grazer Griesviertel.

Nun macht die Stadt Graz aber wirklich Ernst: Im Oktober wurde ein Gutachten zu einer „analytischen Untersuchung auf Schadstoffe zur Abklärung der Geruchsbelästigung“ beauftragt. „Die Mietzahlungen wurden für September und Oktober halbiert und ab November zur Gänze eingestellt“, lässt Stadtrat Riegler Building Times wissen.

Ende Oktober sei der Vermieterin dann mitgeteilt worden, dass die Stadt aus den Büroräumlichkeiten ausziehe und sie aufgefordert werde, die Sanierung bis Ende März 2019 abzuschließen. „Vor Wiederbezug des Mietgegenstandes durch unsere Mitarbeiter ist das Sanierungsergebnis durch Dauermessungen des Raumklimas über zwei Wochen nachzuweisen. Sollte dies nicht eingehalten werden, wird der Vertrag rückabgewickelt“, schreibt die Stadt Graz und doppelt auch gleich nach: „Die Kosten für die Ersatzräume, Übersiedelung, Gutachten udgl. werden vorerst von der Abteilung für Immobilien getragen und dann bei der Vermieterin geltend gemacht werden“. Das wird in jedem Fall noch spannend.