Luftfeuchte reduziert Viren
Studie zeigt erheblichen Zusammenhang von zu geringer Luftfeuchte und Gesundheitsgefahren auf.
Eine Studie der Yale-Universität hat gezeigt, dass eine zu geringe Raumluftfeuchte die Ausbreitung von Grippeviren und damit die Gefahr zu erkranken, erheblich erhöht. Etliche weitere Studien der vergangenen Jahre zeigen einen eindeutigen Zusammenhang von niedrigen Luftfeuchtewerten und der Ausbreitung von Grippeviren auf.
Daher ist es an der Zeit, dass in technischen Regeln für die Raumlufttechnik verbindliche Werte auch für eine Mindestraumluftfeuchte festgelegt werden, durch die gleichzeitig der Gesundheitsschutz signifikant gesteigert wird. In aktuellen technischen Regeln für Lüftungs- und Klimasysteme in Wohn- und Nichtwohngebäuden dominieren Vorgaben zu Mindestaußenluftvolumenströmen und zu angenehmen Temperaturen. Zum Unterschreiten einer Schwülegrenze wird bei einer Raumtemperatur von 26 °C ein Maximalwert der relativen Feuchte (r.F.) von rund 60 bis 65 % empfohlen.
Im Vergleich dazu spielt eine Mindestraumluftfeuchte in kühleren und trockenen Jahreszeiten bislang eine untergeordnete Rolle und wird fast sträflich vernachlässigt. Hierzu gibt es bisher nur einige Empfehlungen ohne konkret einzuhaltende Vorgaben. So schreibt die VDI 3804 „Raumlufttechnik – Bürogebäude“ wie folgt: „Es wird empfohlen, als Untergrenze die Kategorie 1 der DIN EN 15251 mit 30 % r.F. anzustreben. Feuchten < 30 % r.F. können zu Reizungen der Augen und der Luftwege führen und damit Infektionskrankheiten begünstigen […]
Bei tiefen Außentemperaturen ist eine Unterschreitung einer Raumluftfeuchte von 30 % zu erwarten.“ Der vom Deutschen Netzwerk Büro erstellte „Ratgeber Büro“, empfiehlt eine Raumluftfeuchte von 40 % bis 60 %.
Leider werden diese Empfehlungen für eine gesunde und behagliche Raumluftfeuchte von mindestens 40 % bei vielen Projektierungen von Klimaanlagen zu wenig bzw. nicht beachtet. Sehr viele Anlagen arbeiten noch immer ohne Systeme für eine geregelte, ausreichende Luftbefeuchtung.
Eindeutige Kausalität
Doch gibt es tatsächlich einen direkten Zusammenhang zwischen einer trockenen Luft mit einer relativen Feuchte unter etwa 30 % und der Ausbreitung und den Erkrankungen an Grippe? Dieses auch in der Medizin kontrovers diskutierte Thema wurde nun in langjährigen Untersuchungen von Forschern der renommierten amerikanischen Universität Yale analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Low ambient humidity impairs barrier function and innate resistance against influenza infection“ lauten:
- Der Zusammenhang zwischen einer geringen Luftfeuchte und der Überlebensfähigkeit und Ausbreitung von Grippeviren wurde eindeutig nachgewiesen.
- Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit verringert den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege und führt dadurch zu einer geringeren Widerstandsfähigkeit des Immunsystems.
- Die Stärke der Erkrankung verschlimmert sich bei niedriger relativer Luftfeuchtigkeit unabhängig von der Viruslast.
- Auch wurde aufgezeigt, dass eine relative Luftfeuchte zwischen 40 und 60 % eine virale Infektion minimiert und den Übertragungsprozess erschwert.
Auf Basis dieser Ergebnisse ziehen die Yale-Forscher folgendes Fazit: Eine geringe Feuchte ist zwar nicht der einzige Faktor, der zur Verbreitung von Grippeviren und zu Krankheiten führen kann. Das Sicherstellen einer relativen Luftfeuchte von mindestens 40 % besonders in den kühlen und trockenen Jahreszeiten ist aber eine geeignete Maßnahme, um die Ausbreitung von Grippeviren und die Zahl der Erkrankungen erheblich zu verringern.
Autor: Gerhard Hafenscher ist Prokurist der Condair GmbH