Brandschutz – wie ein Kartenhaus

Durch pandemiebedingte Projektverschiebungen hatten viele Brandschutzplaner im Vorjahr erhebliche Ausfälle, auch bei Veranstaltungen. Heuer sieht es viel besser aus, auch wenn die Konkurrenz immer größer wird.

Brandschutz sei wie ein Kartenhaus: Wenn man eine Karte herausziehe, falle das ganze Kartenhaus zusammen, so der Wiener Ziviltechniker Klaus Petraschka, der „bei fast jedem Projekt ein Brandschutz-Konzept im Gesamtkonzept für ein Gebäude bis zur Entrauchungs-Simulation“, bearbeitet. „Das Wichtigste im Brandschutz ist die Sicherheit der Benutzer und Bewohner“, so sein allgemein anerkanntes Postulat. Trotzdem gibt es immer wieder Todesopfer und Verletzte, wie zuletzt in Linz. Ursache: Spraydosen waren in einem Entsorgungsbetrieb in eine dafür ungeeignete Ballenpresse für Karton, Kunststoff und Leichtmüll gegeben worden. Fix ist, weder technischer noch planerischer Brandschutz hätten die darauffolgende Explosion verhindern können. Bei vielen Feuern sieht es aber anders aus. In Österreich ereignen sich rund 7.000 Brände pro Jahr, die abgesehen von Menschleben Schäden von rund 300 Millionen Euro verursachen. Also gilt es, Brände zu verhindern, wofür an mehreren Ecken und Enden gedacht, geplant und installiert wird.

Die Brandschutz-Ligen

Brandschutz findet hierzulande in mehreren Ligen statt: Da ist einmal die Liga des Technischen Brandschutzes, in der viele große internationale Player mitspielen und eine ganze Reihe kleinerer Spezialisten, sowie die Hersteller von Lüftungs- und auch Klimaanlagen. Technische Neuerungen nach EU-Normen werden hier immer wieder herausgebracht, wie jüngst erst die neue Entrauchungsklappe EK2-EU von Trox, die nach Herstellerangaben eine leichtere Einbauweise auch in leichte Trennwände ermöglicht, weniger Energie verbraucht und die Feuerwiderstandsklasse bis zu EI180S erreicht.

In zwei weiteren Ligen spielt sich die Brandschutz-Planung ab: In der Brot-und-Butter-Liga nach dem Motto „Die OIB-Richtline abschreiben, das kann bald jemand“, wie die Architektin Monika Osterkorn formuliert, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von kunz Die innovativen Brandschutzplaner. Angesprochen wird hier die OIB-Richtlinie 2 „Brandschutz“, die vom Vorstand des Österreichischen Institut für Bauforschung vor zwei Jahren beschlossen wurde.

Orientierungshilfe

Das neue „Kontrollbuch“ des TÜV Austria-Fachverlages kann hier eine wertvolle Orientierungshilfe für Brandschutz-Verantwortliche sein, denn es berücksichtigt erstmals alle im Brandschutz prüfpflichtigen Anlagen – von der Brandmelde- über die Löschwasser-Anlage bis zur Beleuchtung der Fluchtwege. Osterkorn bezeichnet Brandschutz nicht nur als Querschnittsmaterie, sondern gut gemachten und gut umgesetzten Brandschutz auch als Teil der Gebäudelehre. Womit wir in der „Oberliga“ der Brandschutz-Planung gelandet sind, in der über die OIB-Richtlinie hinaus geplant wird, bzw. die dort vorgesehenen „Ersatzmaßnahmen“ ersonnen werden.

In diese Liga gehört auch die neue, seit dem Wintersemester an der TU Wien laufende Lehrveranstaltung „Brandrisikomanagement“, welche die bestehende Lehrveranstaltung „Baulicher Brandschutz“ ergänzt und erweitert. Dafür, dass es nicht zu einem Brand, ja nicht einmal zu einem Brand(fehl)alarm kommt, sorgt Groma 247, ein Infrarot-Brandfrüherkennungs-System, das rund um die Uhr autonom läuft, Täuschungsalarme erkennt, etwa Sonnenspiegelungen, einen heißen Auspuff, Rauchfänge, usw. und nicht als Brand meldet. Die im oberösterreichischen Schöndorf seit 2017 angesiedelte Firma Groma 247 von Markus Groiss beschäftigt acht Mitarbeiter und strebt heuer eine Million Euro Umsatz an. Referenzen sind MGG Metran, Egger, Gas-Connect und voestalpine.

Stornierte Events, laufendes Geschäft

Nicht stattgefunden hat 2020 die FSE Brandschutz-Fachtagung, die wieder für Herbst 2022 geplant ist, wie FSE-Chef Ruhrhofer im Interview sagt. Er ortet derzeit viel Unruhe in der Branche, weil Projekte verschoben oder verzögert wurden und die Preissteigerungen bei Komponenten für zusätzliche Unsicherheit sorgen. Aber so wie in der Bauwirtschaft allgemein, ist hier von einer Krise nicht die Rede.

Arthur Eisenbeiss, Chef der Brandverhütungsstelle Oberösterreich und ihrer Firmengruppe mit IBS und BS, teilt diese Einschätzung weitgehend: „Zu Beginn der Pandemie 2020 hat es in allen Bereichen einen ziemlichen Stillstand gegeben, Vorträge, Seminare und Weiterbildungs-Veranstaltungen für Brandschutz-Beauftragte liefen schaumgebremst. Die anderen Bereiche haben im Herbst massiv angezogen, seit September boomt die Bauwirtschaft ungeheuer“.

Auch die Verhandlungen mit Industrie und Großgewerbe hätten stark angezogen. „Es ist in der Bauwirtschaft auch keine Bremsung abzusehen, es gibt keinerlei Hinweise darauf. Die Prüfstelle für Bauprodukte ist gut ausgelastet und im Moment ist nicht abzusehen, dass es schwächer wird. Die Bauwirtschaft boomt, das kann man wirklich so sagen“, betont Eisenbeiss.

Nicht abgesagt, sondern sowohl vor Ort in Vösendorf als auch online fand hingegen der diesjährige Brandschutztag des TÜV Austria statt, bei der Betriebsbegehungen mit der örtlichen Feuerwehr und Überprüfungen von bautechnischen Brandschutzeinrichtungen auf dem Vortrags-Programm standen. Löschmaßnahmen seien oftmals der Grund für hohe Sachschäden nach Bränden, auch langfristige gesundheitliche Auswirkungen könnten eine Folge sein, vor allem durch den Brandrauch, hielt Thomas Eder von Schreiner Consulting fest, einer oberösterreichischen TÜV-Tochter. Der nächste TÜV Brandschutztag soll am 29. September in Salzburg stattfinden.