Großhandel sieht kaum Materialknappheit

Die Sparte Gewerbe Handel der WKO sieht dramatischen Materialmangel und fordert Kurzarbeit. Der Sanitär- und Elektro-Großhandel beruhigt und sieht nur teilweise Lieferverzögerungen.

Kurzarbeit wegen Materialmangel – mit dieser Forderung überraschte Andreas Wirth Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker und Spartenobmann-Stellvertreter der Sparte Gewerbe Handwerk in der Wirtschaftskammer kurz vor Pfingsten. „Es geht so nicht weiter, wir verhandeln mit der Bundesregierung gerade über ein Kurzarbeitsmodell weil auf den Baustellen das Material fehlt“, beschreibt er die Situation. Er bekomme täglich Anrufe von Unternehmern, die ihm ihr Leid klagen und auch ans Aufhören denken“, so der Innungsmeister.

Ruhig Blut, meint der Handel

Bekannt ist, dass Holz, Dämmstoff und Stahl knapp sind und die Preise dementsprechend gestiegen sind. Auch bei Zement könnte es demnächst einen Engpass geben, wie Lafarge-Österreich kürzlich warnte. Offenbar weniger betroffen sind HKLS- und Elektromaterialien. Materialengpässe seien wenig bis kaum vorhanden, dramatischer stellt sich die Situation bei den Preisen dar, sagt ein Brancheninsider des Elektrogroßhandels. Es gäbe aber Produkte, die nicht in beliebiger Menge bestellbar sind. Das auch deshalb, weil es Hamsterkäufe gegeben hat und die Industrie und der Großhandel darum bemüht sind das zu vermeiden.

Längere Lieferzeiten möglich

Auch bei der Nummer 1 des Sanitärgroßhandels, der Frauenthal Handel mit den Marken SHT, ÖAG und Kontinentale sieht man die Sache nicht so wild. An Kurzarbeit wegen Materialmangel sei nicht zu denken, man verzeichne derzeit eine Sonderkonjuntur, die Lage ist angespannt, sagt Marketinleiter Constantin Otto Wollenhaupt.

„Wir haben die Hände voll zu tun, sind lieferfähig, bei einzelnen Produkten kann es zu etwas längeren Lieferzeiten kommen“, sagt auch die Sprecherin der GC-Gruppe Österreich. Ein Installateur könne davon ausgehen, dass seine Bestellung auch geliefert wird, so GC. So auch bei Frauenthal, wo man ebenfalls einzelne Produkte länger nicht ausliefern könne.

Problem Preiserhöhungen

Ein Teil des Problems sind natürlich auch die drastischen Preiserhöhungen bei manchen Komponenten des Bauwesens. Mit Preisgleitklauseln ließe sich diese Situation abfedern, nur sind die im Gewerbe kaum üblich. Sie werden oft vergessen, weil es in der Vergangenheit keine so groben Verwerfungen auf dem Materialmarkt gegeben hat, erklärt Wirth und fügt hinzu: „Wir kommen nicht aus den abgeschlossenen Verträgen“. Da werden auch kleine Unternehmen künftig umdenken müssen.