Aktuell verzeichnet die Bauchemie drastische Preiserhöhungen bei vielen Rohstoffen, die für die Herstellung von bauchemischen Produkten notwendig sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits bleiben viele Produkte in Asien, wo der konjunkturelle Aufschwung nach dem Corona-Schock als erstes eingesetzt hat. Andererseits kommt es aufgrund von mehreren Force Majeur Meldungen (Höhere Gewalt) einiger Schlüsselrohstoffhersteller für Kunstharzprodukte zu einer massiven Verknappung der Versorgungslage in ganz Europa. Speziell Epoxidharz-Produkte, aber auch andere Kunstharze sind davon betroffen. Mittlerweile sind nur noch Grundmengen von weniger als 30 Prozent des üblichen Volumens in Europa verfügbar. Teilweise kommt es bereits zu Totalausfällen in der Rohstoffverfügbarkeit und damit zu drastisch verlängerten Lieferzeiten oder gar Stornierungen. Erschwerend kommt hinzu, dass mittlerweile auch andere petro-basierte Grundstoffe nicht mehr lieferbar sind. Die Unternehmen der Bauchemie sind dazu gezwungen, die extremen Steigerungen der Rohstoffpreise zu akzeptieren, denn die Lieferfähigkeit ihrer Produkte hat für sie oberste Priorität.
Prekäre Situation auch in der Bitumenemulsionsindustrie
Beim wichtigsten Rohstoff für die Bitumenemulsionsproduktion, dem Straßenbaubitumen, hat sich der Einkaufspreis um ca. 50 Prozent erhöht! Gleichzeitig war in den letzten Wochen die Verfügbarkeit nicht immer gegeben. Auch wichtige Zuschlagstoffe wie Polymere, Latex und Emulgatoren sind nicht immer kurzfristig verfügbar und aufgrund von Verknappungen ebenso einer Kostensteigerung unterworfen. Diese Produkte müssen im Augenblick frühzeitig einkauft werden, womit sich zusätzliche Lagerkosten ergeben. Neben den Unsicherheiten bei der Versorgung durch Lieferanten, ist auch das Risiko für Betriebsunterbrechungen bis hin zum kompletten Betriebsstillstand aufgrund von Corona-Infektionen, enorm.
Auch die Logistik ist problematisch
Die Lage wird außerdem durch starke Turbulenzen in internationalen Lieferketten verschärft. Bedingt durch den gestiegenen Onlinehandel und die hohe Nachfrage nach Hygieneartikeln aus Asien, sind große Mengen an Seecontainern belegt. Auch die verlangsamten Warenströme durch den Brexit wirken sich auf die Verfügbarkeit von Containern sowie Paletten aus. Europäische Produzenten berichten, dass die Containerpreise zwischen Asien und Europa seit Ende 2020 um mehr als das Doppelte angestiegen sind, was die Margen bis zur Unwirtschaftlichkeit schrumpfen lässt.
Ende noch nicht in Sicht
Ein Ende der weltweiten Rohstoffverknappung ist noch nicht absehbar. Europäische Fachleute sprechen sogar von einer prekären Rohstoffsituation, wie sie in jüngerer Geschichte noch nicht dagewesenen war. Es wird erwartet, dass sich die Versorgungslage über den Sommer noch zuspitzen wird. Viele Produzenten der Bauchemie sind gezwungen, trotz Ausschöpfen aller Rationalisierungspotentiale, die Preissteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben.