Weniger Komponenten, mehr Flexibilität
Apleona und Wago bringen bei der Modernisierung der Technik im Wiener Bürohaus E-Zone alternative Steuer- und Regeltechnik zum Einsatz.
Ende November 2005 fand die Dachgleichenfeier des Wiener Bürohauses E-Zone statt. Im April 2007 wurde das Gebäude mit einer vermietbaren Fläche von gut 20.000 m² fertiggestellt. Ein paar Jahre später wurde der Komplex zertifiziert – mit 100 Prozent ökonomischer Qualität und 63,1 Prozent technischer Qualität erreichte das Bürohaus ein DGNB-Zertifikat in Gold. Seit der Fertigstellung sind inzwischen rund 13 Jahre vergangen, was in Sachen Steuerung und Automation in der Gebäudetechnik einem halben Jahrhundert gleichkommt. Die Technik hat sich rasant weiterentwickelt und die Erwartungen der Nutzer bei Komfort und Energieeffizienz sind gestiegen. Grund genug für den Eigentümer, die Uniqa Versicherung, eine technische Modernisierung einzuleiten. Die Steuerung der Kühlung sollte erneuert und die bestehende Achs-Regelung auf eine Einzelraumregelung umgestellt werden. Und es sollte die Möglichkeit geschaffen werden künftig weitere Steuerungen, etwa für Heizung, Beleuchtung oder Sonnenschutz zu implementieren.
Flexroom-Boxen fix fertig geliefert
Der Auftrag für die Modernisierung bei laufendem Betrieb erging an die Apleona HSG GmbH und somit nicht an einen der klassischen Anbieter für Gebäudeautomation und Leittechnik. Der Eigentümer und involvierte Planer konnten mit einem besonderen Konzept überzeugt werden. Als Ersatz für die bestehenden 750 installierten Steuerplatinen, die je eine Achse regelten, sollten 32 Flexroom-Boxen von Wago zum Einsatz kommen. Die Boxen werden im Werk mit allen benötigten Anschlüssen gefertigt und vorkonfiguriert, und je vier Stück pro Stockwerk in die Decke eingebaut. Die Einzelraumregler werden per Kabel mit der Steuerung verbunden. Über diese Geräte kann künftig die Raumtemperatur individuell gesteuert werden. Zudem messen die Regler auch die Luftfeuchtigkeit. „Damit reduzieren wir die Komplexität und erhöhen die Flexibilität“, erklärt dazu Umar Al Musawi, Projektleiter MSR bei Apleona HSG Facility Management. Er betreut das Projekt seit Jahresbeginn und freut sich mit dem Wago-Projektmanager für Automation Thomas Ranstl auf die Fertigstellung im ersten Quartal 2021.
Die Arbeiten sind inzwischen weit fortgeschritten, alle acht im Komplex vorhandenen Technikzentralen sind fertiggestellt. Die Technik im Schaltschrank wurde deutlich reduziert. Das frühere Leitsystem läuft nun auf einem Cloud-Server von Apleona. Das ermöglicht die Fernwartung und sollte einmal kein Internet verfügbar sein, kann die Steuerung per Display vor Ort vorgenommen werden. „Ein wesentlicher Vorteil der neuen Anlage ist, dass die Funktionen ohne Programmierer parametrierbar sind. Man steigt ein und passt an. Das kann die Betriebsführung sein, ein Techniker von Apleona oder ein Elektriker, der mit Wago-Flexroom vertraut ist“, erklärt Ranstl. Auch sein Gegenüber ist zufrieden: „Früher hat man bei solchen Projekten die MSR in Sub vergeben, jetzt ist das ein volles Apleona-Projekt inklusive Betriebsführung, sagt der gelernte Elektro-Werkmeister Al Musawi. Er hat sich für die Lösung mit Wago stark gemacht, weil die Wartung bei geschlossenen Anlagen generell ein großes Thema für Gebäudeeigentümer und -betreiber sei, weil für jede Änderung ein Programmierer anreisen müsse und damit hohe Kosten verbunden seien. Sein Credo: „Wir zwingen die großen Automatisierer mit innovativen Lösungen zu mehr Flexibilität“. Dass die Flexiblität auch bei manchen Planern noch größer sein könnte, verschweigt der Techniker aber nicht.
Weniger Bauteile, weniger Platzbedarf
Im konkreten Fall, dem Bürohaus E-Zone, sei allein schon durch die Reduktion von Hardware ein großer Schritt gemacht, sagt Ranstl. Weniger Bauteile würden weniger Platz brauchen und auch die Fehlersuche deutlich erleichtern, gibt er zu bedenken. Und auch der Energieverbrauch wird durch die neue Konfiguration reduziert, wie Al Musawi hinzufügt. Im Zuge der Modernisierung wurden nämlich auch die Ventile für die Kühlung getauscht. Von 230 Volt-Geräten wurde auf 24 Volt-Ventile umgestellt, damit entfallen viele Transformatoren. Zudem sind die neuen Ventile spritzwassergeschützt, was die Fehleranfälligkeit reduziere, so der Techniker.
Um die Kommunikation des Gebäudes und seiner Technikkomponenten in die Cloud verlässlich und zukunftsfähig zu ermöglichen, wurde im gesamten Komplex ein 8-Faser-Glasfaserring verlegt, wovon zwei Fasern für die nunmehrige Steuertechnik verwendet werden, sechs weitere Fasern stehen für künftige Installationen zur Verfügung. Damit sei das Haus zukunftsfähig ausgestattet, wie Al Musawi betont. Er erwartet sich für die Zukunft einige weitere Objekte zur Bearbeitung. „Es ist das erste gemeinsame größere Projekt, aber es werden weitere folgen“, ist er zuversichtlich, denn die Bauherren würden zunehmend Offenheit und Flexibilität verlangen. Das gelte nicht nur für die Modernisierung, sondern auch im Neubau.