Siemens probt das Microgrid

Seit wenigen Wochen ist der Showcase Campus Microgrid von Siemens Österreich auf dem Firmenareal in Wien Floridsdorf in Betrieb. Die lokale Vernetzung soll den Energie- und Wärmebezug des Areals optimieren.  

Microgrids sind intelligente „Bereichsnetze“, die es ermöglichen, die stets steigenden Herausforderungen bei der sicheren und zuverlässigen Bereitstellung elektrischer Energie zu meistern. Parallel dazu ist es möglich, den Energiehaushalt bei gleichzeitiger Reduktion des CO2-Footprints zu optimieren. Ein erhöhter lokaler Energiebedarf – beispielsweise hervorgerufen durch E-Mobilität – und die dadurch verbundenen Lastspitzen lassen sich mit solchen Mini-Netzen managen. Microgrids verringern die Notwendigkeit den Netzanschluss auszubauen, reduzieren den Energiebezug und bieten außerdem eine verbesserte Versorgungssicherheit bei Blackouts. Microgrids können sowohl netzgebunden als auch netzunabhängig betrieben werden. Der konkrete Showcase in Wien demonstriert das Verhalten und den Nutzen von Microgrid Lösungen im Realbetrieb – und soll mit umfassender Datensammlung und -analyse die Forschung an Lösungen der Zukunft ermöglichen.

Wolfgang Hesoun, CEO Siemens Österreich: „Eine der Herausforderungen der Zukunft ist die verlässliche und zugleich saubere Bereitstellung, Übertragung und Nutzung von Energie. Dazu können Microgrids einen erheblichen Beitrag leisten.“ Microgrids sind in der Energiewende zu einem wichtigen Faktor geworden. Es sind elektrische Bereichsnetze, die aus geographischen, technischen, politischen, strategischen oder ökonomischen Gründen gesondert gesteuert werden. Sie können mit oder ohne Verbindung zum öffentlichen Netz betrieben werden. „Unser Campus-Projekt ist in Verbindung mit der Infrastruktur eines bestehenden Industriebetriebs allerdings bisher einzigartig – und bietet viel Raum für innovative Forschung und konkrete neue Lösungen.“

Optimierung durch Vernetzung

Das Projekt verbindet die Komponenten Photovoltaik, Batteriespeicher, Microgrid-Controller, Laststeuerung und optimierte Ladelösungen für Elektromobilität. Gemeinsam bilden diese ein System zur Optimierung des Energie- und Wärmebezugsmanagements des Unternehmensareals. Zusätzlich wird das Siemens Gebäudemanagementsystem Desigo in das Microgrid eingebunden, sodass zum Beispiel bei Lastspitzen die Wärmebereitstellung im Hauptgebäude angepasst werden kann, um den Leistungsbezug des Objekts zu optimieren.

Durch die eingebundenen, insgesamt 1.600 m2 umfassenden Photovoltaikanlagen können rund 100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, so Siemens. Der Showcase zeigt auch, wie intelligente Komponenten zur Laststeuerung im Microgrid dazu beitragen können, Elektromobilität und Photovoltaikerzeugung in das bestehende Campusnetz zu integrieren, ohne einen zusätzlichen Netzausbaubedarf hervorzurufen. Dabei wird ein großer Teil der Ladestellen gemessen und gesteuert. Dies ist notwendig, um ein entsprechendes Lastspitzenmanagement zu ermöglichen. Gleichzeitig werden Informationen zum Ladeverhalten der Fahrzeuge gewonnen.

Eine weitere Besonderheit des Projekts ist die Pilotinstallation für die Kommunikation zwischen den Microgrid Assets. Diese erfolgt über ein A1 Mobile Campus Network auf Basis von Nokia-Technologie mit lizenzierten Frequenzbändern, was die störungsfreie Kommunikation ermöglichen soll.