Virus als Brandschutz- Beschleuniger
Während die Corona-Krise in vielen technischen Bereichen für Einstellungen, Verzögerungen und Absagen sorgte, hat sie in einem speziellen Fall, der Fertigstellung eines Intensivbetten-Traktes, für eine Beschleunigung gesorgt.
Das ist wohl einer der ganz seltenen Fälle, in denen die Corona-Krise nicht (Bau-) Einstellungen, Verzögerungen, Verschiebungen oder Absagen ausgelöst hat, sondern eine Beschleunigung: Die Fertigstellung des „intensive high care“-Bereiches mit 18 Intensivbetten im Salzburger Universitätsklinikum. „Seit 2018 betreuen wir als unabhängige Fachplaner für Brandschutz die Neustrukturierung des Universitätsklinikums Salzburg Campus Christian-Doppler-Klinik, wobei die möglichst wirtschaftliche Modernisierung des Brandschutzes im Fokus gestanden ist“ berichtet Werner Hoyer-Weber, Alleineigentümer der Hoyer Brandschutz GmbH in Wien, im Gespräch mit Building Times die Genesis. „Ursprünglich war die Übergabe für Ende Mai geplant gewesen, aber mit Ausbruch der Corona-Krise wollten die Verantwortlichen so rasch wie möglich weitere Intensivbetten schaffen“, erläutert Hoyer-Weber. Deshalb waren das Planungsteam und die anderen Projektbeteiligten gefordert, die frühzeitige Fertigstellung tatsächlich zu ermöglichen. Alle Beteiligten haben die Arbeiten forciert und am 10. April wurde das Projekt abgeschlossen und übergeben“, so der Brandschutz-Planer.
Nachrüstung zum Evakuierungs-Aufzug
Hoyer Brandschutz hat nicht nur die Planung der Brandschutz- und Evakuierungsmaßnahmen gemacht, sondern auch die Fachbau-Aufsicht. Insgesamt sei der Brandschutz ressourcenschonend auf den neuesten Stand gebracht worden, einerseits durch den Erhalt von weiten Teilen der Bestandssubstanz und andererseits durch fein abgestimmte Neuerungen, etwa durch die Nachrüstung der bestehenden Aufzüge für die Evakuierung von Patienten und Personal, wozu auch der Einbau einer Brandfallsteuerung gehörte, so die Projektbeschreibung. Das vor 30 Jahren gegründete Familien-Unternehmen Hoyer Brandschutz hatte für seine 21 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet, konnte aber „in verminderter Form“ weiterarbeiten. Mitte Mai machte der Auftragsrückgang krisenbedingt rund ein Drittel aus, erklärte Hoyer-Weber. Er geht davon aus, dass sein Betrieb heuer hinter den Vorjahreszahlen bleiben wird. Im Jahr 2019 erwirtschaftete Hoyers Team einen Umsatz von 1,8 Millionen Euro. „Ich weiß nicht, ob wir im zweiten Halbjahr aufholen können: Einige Projekte, die wir im Vorfeld angesprochen haben, wurden gestoppt, einige sind wieder angelaufen und einige wurden zurückgestellt“.
Zahlungsmoral rapid gefallen
Ähnlich gedämpfte Erwartungen hat auch Manfred Ruhrhofer, der geschäftsführende Gesellschafter des Technischen Büros für Brandschutz FSE im niederösterreichischen Statzendorf. Er musste krisenbedingt seine große Brandschutz-Fachtagung, die für 16./17. September am Campus Grafenegg geplant war, um ein Jahr verschieben. Das spart zwar einerseits Kosten, bedeutet aber andererseits einen erheblichen Umsatz-Ausfall und den Entfall einer prächtigen Akquisitions-Möglichkeit. Für die Hälfte seiner 24 Mitarbeiter habe er Kurzarbeit beantragt, mit zwei Teams im Homeoffice gearbeitet und keinerlei Sozialversicherungs- oder Finanzamts-Stundungen beantragt. Seit der vierten Mai-Woche hole er die Mitarbeiter langsam zurück und wolle die Kurzarbeit nicht verlängern. Aber Schrammen werden bleiben: „Selbst wenn wir jetzt durchstarten, dann haben wir ein Minus von mindestens 20 Prozent“, gibt Ruhrhofer Mitte Mai gegenüber Building Times zu Protokoll und fügt hinzu: „Ich kann aber den Herbst nicht so richtig einschätzen“. Was er jetzt schon weiß ist, dass die Euros langsamer rollen „Wir merken seit Anfang Mai, dass die Zahlungsmoral rapid gefallen ist. Jetzt muss man schauen, liquide zu bleiben“, stellt Ruhrhofer fest. Auch die öffentlichen Stellen zahlten langsamer. „Man muss schauen, wie sich die Dinge entwickeln: Der Wohnbau startet ziemlich gut, alles, was die Industrie betrifft, läuft zögerlich, da wird man erst in ein bis zwei Monaten mehr wissen, und im Hotelbereich und in der Gastronomie spielt sich gleich gar nichts ab“, sagt Ruhrhofer.
Webinare und Cloud
Was für die „kleinen“ Fachplaner noch physische Tagungen und Seminare sind, betreiben die „großen“ internationalen Brandschutz-Anbieter als Webinare, in der Coronakrise noch verstärkt. Beispielsweise die Honeywell Life Safety Austria GmbH, die seit Anfang Juni auch deutschsprachige Webinare anbietet, während die Mutter, der weltweite Gebäudetechnik-Konzern eine englischsprachige Webinar-Serie forciert. Honeywell bietet unter anderem Brandmeldeanlagen und Notfallsysteme und nennt FlexES control der Tochter Esser die „neue Dimension der Brandmeldetechnik“.
Dass die Digitalisierung auch beim Brandschutz Platz greift, zeigt Siemens mit dem Cerberus Portal. Dabei handelt es sich um eine cloudbasierte Brandschutzsoftware zur Überwachung von Brandmeldesystemen. „In unserer Branche findet eine disruptive Revolution statt – eine Revolution namens Digitalisierung. Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung unser Geschäft völlig auf den Kopf stellen wird“, erklärt Johannes Mario Kahlert, Head Fire Safety bei Siemens Smart Infrastructure. Als Cloud-Anwendung kann Cerberus Portal von jedem beliebigen Onlinegerät – PC, Laptop oder Tablet – und auf jedem beliebigen Betriebssystem verwendet werden. So ist der Fernzugriff auf alle Informationen der Brandmeldezentrale wie Störungen, Alarme und allgemeiner Systemstatus möglich. Dank einer einfachen Benutzeroberfläche und einer übersichtlichen Darstellung aller angebundenen Standorte kann sich der Bediener auf das konzentrieren, was wirklich relevant ist: den ununterbrochenen Betrieb des Brandschutzsystems. Bei einem Vorfall lassen sich die Echtzeitdaten im Cerberus Portal genau überprüfen, bevor ein Servicetechniker entsendet wird. Dieser wird bereits im Vorfeld über den Vorfall informiert, sodass er beim Eintreffen vor Ort bestens gerüstet ist und alle erforderlichen Informationen, Tools und Geräte zur Hand hat.
KGT stark im Sprinklermarkt
Entsteht ein Brandherd, gibt es viele technische Lösungen, die Ausbreitung zu verhindern. Brandschutztüren und -tore leisten dazu ebenso einen Beitrag, wie richtig konzipierte und montierte Abschottungen. Wenn das nicht reicht, dann kommen rasch die in Österreich nicht wahnsinnig populären Sprinkleranlagen ins Geschäft. Eine beachtliche Rolle im Spezialmarkt der Sprinkleranlagen spielt die Feldbacher KGT Gebäudetechnik GmbH, ehemals Krobath, ein Großer in der heimischen Gebäudetechnik, der im Vorjahr, inklusive der verbundenen Unternehmen, rund 52 Millionen Euro Umsatz erzielt hat, wie der geschäftsführende Gesellschafter Josef Dietl im Gespräch mit Building Times erklärt. Rund 22 Prozent davon entfallen laut Dietl auf die Wasserlöschanlagen, das sind immerhin mehr als elf Millionen Euro. Rund ein Viertel des Gesamtumsatzes wird auf Auslands-Baustellen erzielt, vor zwei Jahren waren es noch etwa 40 Prozent gewesen. Für diese Veränderung macht das Management der KGT die Erholung des österreichischen Marktes verantwortlich. Wenn es zu Hause genug zu tun gibt, treibt es Anlagenbauer nicht unbedingt ins Ausland.
Die KGT bietet zwei Systeme eines deutschen Partners an: Einerseits Großtropfen-Sprinkleranlagen und andererseits Hochdruck-Wassernebelanlagen (HDWNA), deren Anteil Dietl mit acht bis zehn Prozent beziffert und deren Preisunterschied er folgendermaßen erläutert: „Die Kosten sind abhängig von der Nutzung der Anlagen unter Berücksichtigung der baulichen Maßnahmen“, so der Firmenchef. Er rechnet für die nahe Zukunft übrigens nicht mit einem unternehmensspezifischen Rückgang. „Allerdings vermuten wir einen allgemeinen Auftragsrückgang in der gesamten Baubranche“, so Dietl. Bislang war die KGT nicht groß von den Corona-Maßnahmen betroffen: Von den rund 200 Mitarbeitern waren „vielleicht 15 in Kurzarbeit, seit Mitte Mai arbeiten wir aber wieder voll“, so Dietl.