Infektionsquelle Wasserhahn
Händewaschen ist in der aktuellen Zeit noch wichtiger als bisher. Berührungslose Armaturen bieten gerade während der Corona-Pandemie präventive Hygienemaßnahmen. Aber auch in den Wasserleitungen lauert oftmals ein unsichtbarer Feind.
Corona hat uns auf jeden Fall eines beigebracht: Zu einer effektiven Hygiene gehört regelmäßiges und vor allem richtiges Händewaschen. Die Neuinfektionen in Österreich werden rückläufig dokumentiert, jedoch ist die richtige Routine beim Händewaschen weiterhin enorm wichtig. Diese Routine ist das vielleicht entscheidende Instrument zur Eindämmung von Corona. „Die Hände kommen häufig mit Keimen in Kontakt und können diese auf alles übertragen, was anschließend angefasst wird. Beim Händeschütteln oder über gemeinsam benutzte Gegenstände können auch Krankheitserreger leicht von Hand zu Hand weitergegeben werden. Berührt man dann mit den Händen das Gesicht, können die Erreger über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen“, warnt Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. Händewaschen unterbricht diese Übertragungswege – mindestens 30 Sekunden mit Seife. Das klingt grundsätzlich nicht kompliziert. Dabei lassen leider viele die Armaturen außer Acht – doch gerade die sind relevant. Wenn man mit der verkeimten Hand den Wasserhahn einschaltet und ihn nach 30 Sekunden wieder abdreht, so hat man erneut zahlreiche Viren und Bakterien aufgenommen. Um einer Infektion entgegenzuwirken, sind berührungslose Armaturen die Lösung.
Keine Berührung – keine Keime
Zahlreiche Hersteller bieten bereits Wasserhähne mit sensorgesteuerter Auslösung an, wie zum Beispiel Grohe. Das Unternehmen hat sein Sortiment aktuell um zahlreiche berührungslose Armaturen erweitert. Dank smarter Technologie verfügen die elektronisch gesteuerten Armaturen noch über zusätzliche Funktionalitäten. Dazu gehören einerseits vielfältigere Programmierungen und bequemere Einstellungsmöglichkeiten, andererseits auch das Monitoring zur Darstellung von Durchlauf- und Verbrauchsdaten. Die Produkte der neuesten Generation sind mit einem einzelnen Infrarot-Fenster versehen. Ihre Ausstattung ermöglicht einen bidirektionalen Datenaustausch. Das bedeutet, dass sie nicht nur Steuerbefehle für Programmierungen und Einstellungen empfangen, sondern auch Daten senden können. Möglich macht dies eine Fernbedienung. Hansa hat sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, mit speziell entwickelten Produkten die höchsten Standards in punkto Hygiene und Sicherheit zu erzielen. Die berührungslosen Hansa Clinica Thermostate wurden speziell für die sensiblen Anforderungen im Gesundheitswesen entwickelt. Dank Sensortechnologie wird das Wasser ohne Hautkontakt zum Fließen gebracht. Ausgestattet mit smarter Bluetooth-Funktionalität lassen sich die Thermostate über die Hansa Connect App steuern und anpassen. So können je nach Bedarf unterschiedliche Modi für die Sensorsteuerung ausgewählt werden.
Unsichtbare Gefahr
Neben den Viren auf Oberflächen lauern auch im Wasser selbst unsichtbare Gefahren. Gerade in lang leerstehenden Gebäuden, wie es während des Lockdowns auf Grund der Corona-Pandemie teilweise war, können sich gefährliche Mikroorganismen bilden, betont Martin Taschl, Generalsekretär des Forums Wasserhygiene: „Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sich Legionellen und Pseudomonaden in solchen Fällen vermehrt haben. Legionellen können die Legionärskrankheit, eine Form der Lungenentzündung, auslösen. Pseudomonaden sind vor allem in Gesundheitseinrichtungen gefährlich, da sie für eine schlechtere Wundheilung sorgen – teilweise lösen sie auch Schwindel aus.“ Taschl betont: „Die Lösung sind smarte Armaturen, die regelmäßige, automatisierte Spülvorgänge vornehmen. Das Wasser, das in der Hausinstallation steht, muss regelmäßig ausgetauscht und ausgespült werden. Letztendlich generieren diese Systeme in Zeiten des Stillstandes Nutzerprofile, die auf Grund mangelnder Benutzung nicht stattfinden“, so der Hygiene-Experte.
Hier setzt auch das smarte HyPlus Gesamtkonzept von WimTec an: Mit Fokus auf Komfort und vor allem Hygiene bietet WimTec elektronisch gesteuerte Wasserentnahmestellen. Die intelligente Freispül-Automatik Hyplus spült stagnierendes Wasser bedarfsgerecht aus und stellt den regelmäßigen und vollständigen Wasseraustausch sicher, womit das mikrobielle Wachstum im Trinkwasser gehemmt wird. Die Stagnationsfreispülung ist nach den örtlichen Gegebenheiten einstellbar und erfolgt nur bei Betriebsunterbrechung und unzureichender Nutzung. Zusätzlichen Komfort bietet das Infrarot-Tablet zum Einstellen, Steuern und Auslesen von allen sensorgesteuerten HyPlus und HyPlus Pro Einzelarmaturen. Sollten sich Hygieneanforderungen ändern, muss nicht jede Armatur geöffnet und neu eingestellt werden – die Funktionen können schnell und wertgenau angepasst, ausgewählte Ereignisse gesteuert und die Geräteinformationen ausgelesen werden.
Auch Schell setzt auf smarte Armaturen. Zusätzlich zu der kontaktfreien Inbetriebnahme bietet das Unternehmen das Wassermanagementsystem SWS. „Mit Hilfe dieses Systems werden alle elektronischen Armaturen eines Gebäudes zentral gesteuert, Stagnationsspülungen übergreifend programmiert und diese vor allem auch sicher dokumentiert. Ortsunabhängig kann die Trinkwasserqualität via Smart.SWS überwacht werden. Mit dem ergänzenden Online-Service können Gebäude aus dem Homeoffice verwaltet und zum Beispiel Stagnationsspülungen angepasst werden“, erklärt Schell Marketing-Managerin Sarah Schröder.
Geberit bietet im Bereich der Trinkwasserhygiene mit der Geberit Hygienespülung eine Lösung. Diese ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich. Die Hygienespülung Rapid als flexibel einsetzbares Gerät, mit eingeschränktem Funktionsumfang für den temporären Einsatz, oder die Geberit Hygienespülung mit umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten für eine dauerhafte Sicherung der Trinkwassergüte bei unregelmäßiger Wasserentnahme. Steuer- und programmierbar ist das System dank Bluetooth-Schnittstelle per App über ein Smartphone oder Tablet. Der Betreiber kann passend zu den jeweiligen Anforderungen unterschiedliche Betriebsarten wählen und individuelle Einstellungen vornehmen. Mit der Verbrauchssteuerung wird nur so viel Trinkwasser erneuert, bis das vorab definierte Volumen für den eingestellten Zeitraum erreicht ist. Bei Nichtnutzung erfolgt nach 72 Stunden eine intervallorientierte Spülung. Die notwendige Wassermenge für eine ausreichende Spülung bemisst sich nach dem zu spülenden Rohrleitungsinhalt.
Die Nachfrage steigt
Das vielfältige Angebot schmälert keinesfalls die Nachfrage – ganz im Gegenteil. Carsten Tessmer, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Kludi betont: „Es ist ein signifikanter Anstieg mit zweistelligen Absatzzuwachs zu verzeichnen, was diese Produktkategorie angeht. Im Mai kam es sogar zu einer Verdopplung, im Vergleich zum Vorjahr.“ Auch bei Schell gibt es positive Nachrichten. „Die Verkaufszahlen steigen aktuell – nicht nur in bestehenden Objekten, sondern auch in temporär errichteten Gebäuden, wie zum Beispiel in Corona-Testzentren“, so Schröder.
Bei WimTec sieht man der ganzen Situation etwas ernüchtert entgegen. Andreas Wimberger, Marketingleiter bei Wimtec, kann einen Verkaufsanstieg derzeit noch nicht bestätigen: „In Österreich ist die gesamte Installateur-Branche rund ein Monat stillgestanden, daher kann man aktuell noch keine genauen Rückschlüsse ziehen, ob die elektronischen Armaturen einen stärkeren Absatz erlangt haben. Es ist noch zu früh, um hier Zahlen zu nennen. Grundsätzlich erkennt man aber, dass die Nachfrage bei berührungslosen Armaturen wieder höher ist, da dieses Thema mit dem Aufkommen von Corona plötzlich wieder einen gänzlich neuen Stellenwert erlangt hat.“