Elektro- und Elektronik-Industrie in Abwärtsspirale
Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie stand 2024 erneut vor großen Herausforderungen. Eine bereits im Jahr 2023 erkennbare wirtschaftliche Schwächephase setzte sich fort und verstärkte sich im Jahresverlauf.
Erstmals seit dem Jahr 2020 verzeichneten sämtliche wirtschaftliche Kenngrößen – Produktionswert, Auftragseingänge und Beschäftigtenzahl – Rückgänge. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Produktionswert 2024 um 4,4 Prozent auf 23,43 Mrd. Euro. Die Auftragseingänge brachen das zweite Mal in Folge ein, und zwar um 5,0 Prozent. Besonders deutlich zeigte sich die angespannte Lage bei der Beschäftigung: Gab es 2023 noch ein Beschäftigungsplus, sank die Anzahl der Mitarbeiter:innen 2024 um 2,2 Prozent (Eigenpersonal) – das sind rund 1.600 Beschäftigte weniger als im Vorjahr. Werden Eigen- und Fremdpersonal gemeinsam betrachtet, beträgt die Zahl der 2024 abgebauten Stellen mehr als 2.800.
Der im Ausland erwirtschaftete Umsatz der exportorientierten Elektro- und Elektronikindustrie lag 2024 bei 19,2 Mrd. Euro und damit 3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der EU-Raum bleibt mit 62,2 Prozent der wichtigste Exportmarkt, verzeichnete jedoch einen Rückgang von 4,8 Prozent. Betrachtet man die einzelnen Staaten, ist Deutschland mit 29,2 Prozent der wichtigste Exportpartner der österreichischen EEI, gefolgt von den USA mit 6,7 Prozent. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen lag der Anteil der EEI an den Gesamtausfuhren Österreichs 2024 weiterhin bei 10 Prozent. Damit behauptet die Branche ihre Position als drittgrößte Industriesparte des Landes.
2025 bringt wenig Hoffnung
Die Zahlen des ersten Quartals 2025 belegen die anhaltend schwierige Situation: Im März 2025 lag der Produktionswert weiterhin 4,0 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Gesamtumsatz ging um 3,5 Prozent zurück – besonders im Bereich der Auslandsumsätze. Auch die Zahl der Beschäftigten sank um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einzig die kumulierten Auftragseingänge verzeichneten in den ersten 3 Monaten des Jahres 2025 erstmals steigende Werte (März 2025: +8,0 %). Trotz dieses positiven Signals erscheint eine langfristige Trendwende unwahrscheinlich.
Hohe Inflation und US-Zölle
Als eine Hauptursache der stetig sinkenden Wirtschaftsleistung identifiziert FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun die nach wie vor viel zu hohe und deutlich über dem EU-Schnitt liegende Inflation in Österreich. Diese lag im Juli 2025 bei 3,6 Prozent, während die Eurozone 2,0 Prozent verzeichnete. Hohe Zinsen, teure Energie und steigende Lohnkosten setzen die heimischen Unternehmen mehr und mehr unter enormen Kostendruck. „2024 sehen wir die Auswirkungen der letzten Jahre deutlich: In der Elektro- und Elektronikindustrie kam es erstmals zu einem merkbaren Stellenabbau. Die Arbeitskosten in Österreich liegen EU-weit an dritter Stelle – nur Belgien und Dänemark sind noch teurer. In Kombination mit äußeren Faktoren wie den kürzlich verhängten US-Zöllen zieht sich die Schlinge weiter zu. Es darf nicht verwundern, dass immer mehr Betriebe aus Österreich abwandern“, sagt Hesoun und verweist auf eine bereits einsetzende Deindustrialisierung. Die Anfang August verhängten US-Importzölle von 15 Prozent auf europäische Produkte sowie generell die protektionistische Wirtschaftspolitik der US-Regierung machen der exportstarken Branche zusätzlich zu schaffen.
Forderungen nach Maßnahmen
Um künftig wieder konkurrenzfähig zu sein, Arbeitsplätze im Land zu behalten und den Wohlstand zu sichern, brauche es eine zielgerichtete Industriestrategie, die rasche Entlastung für die heimischen Betriebe bietet – etwa durch den Abbau von Bürokratie, gezielte Investitionsanreize für Unternehmen und das Senken der Lohnnebenkosten. Essenziell sind aber auch Investitionen in Forschung, Technologie und Innovation mit dem Ziel der Erreichung einer 4 % F&E-Quote bis 2030. Darin liege ein hohes wirtschaftliches Potenzial: Ein Euro, der in themenoffene FFG-Basisprogramme investiert wird, generiere durchschnittlich acht Euro an zusätzlichen Erträgen für Unternehmen, so der FEEI.


