In Deutschland stehen alle Räder still

Der plötzliche Ausschreibungsstopp bei der Autobahn GmbH sorgt bundesweit für Alarmstimmung. Aufgrund der vorläufigen Haushaltsführung 2025 dürfen derzeit keine neuen Infrastrukturprojekte ausgeschrieben werden.

Obwohl ein Sondervermögen für Infrastruktur in Höhe von 1,3 Mrd. € beschlossen wurde, fehlt die gesetzliche Grundlage für eine Mittelverwendung – zahlreiche Ausschreibungen wurden gestoppt oder verschoben. Und das, obwohl viele Brücken – darunter auch Autobahn- und Eisenbahnbrücken – ihre Nutzungsdauer bereits überschritten haben.

Betroffen sind insbesondere mittelständische Planungs- und Ingenieurbüros, die im Vertrauen auf bereits angekündigte Projekte investiert und Personal aufgebaut haben. Die Folge: massive Unsicherheit, Projektverzögerungen und wirtschaftlicher Druck. Branchenverbände wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sprechen von einem drohenden „verlorenen Baujahr 2025“, der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) warnt vor gravierenden Folgen für die öffentliche Baukonjunktur.

Auch der AIV Berlin-Brandenburg kritisiert die Maßnahme scharf. AIV-Vorsitzender Christian Müller: „Der Ausschreibungsstopp ist eine Vollbremsung – kein Bauturbo. Wer in Zeiten der Mobilitätswende die Investitionspipeline kappt, gefährdet Innovationskraft und Fachkräftebindung.“

Neben dem wirtschaftlichen Risiko stellt der Stopp auch die Planungssicherheit für Verkehrsinfrastrukturprojekte infrage. Ohne frühzeitige Ausschreibungen geraten selbst laufende oder bereits vorbereitete Projekte ins Stocken. Der Betriebsrat der Autobahn GmbH spricht von einem sich verschärfenden Investitionsstau.

Die Branche fordert nun:

  • kurzfristige Freigabe der Haushaltsmittel,
  • klare gesetzliche Rahmenbedingungen für das Infrastruktur-Sondervermögen,
  • transparente Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

Ohne diese Maßnahmen drohen weitere Verzögerungen im Brückenbau, bei Autobahnsanierungen und im Bereich nachhaltiger Verkehrsprojekte. Die Folge wären nicht nur technische Rückstände, sondern ein nachhaltiger Vertrauensverlust in die öffentliche Baupolitik.