PV Austria präsentiert Zukunftsagenda
Die PV-Delle von 38 % im 3. Quartal schmerzt. Eine Zukunftsagenda für mehr Wachstum in Österreich durch einen forcierten Photovoltaik-Ausbau präsentierte der Branchenverband Photovoltaic Austria.
Die PV-Branche hat ein Problem. Im dritten Quartal 2024 lag der Ausbau um 38 Prozent unter Vorjahresquartal. Grund genug für PV Austria Stellung eine Zukunfstagenda zu präsentieren.
So sieht das Fünf-Punkte-Programm für mehr Wachstum, Wohlstand und Nachhaltigkeit aus:
1 Klares Bekenntnis zu einem neuen Energiesystem für mehr Planungssicherheit und einen modernen Rechtsrahmen:
- Verbindlicher Ausbauplan für Erneuerbare von zwei Gigawattpeak (GWp) pro Jahr
- Langfristige Senkung der Mehrwertsteuer für PV-Systeme (unter 35 kWp) und Stromspeicher
- Planbarkeit bei Gesetzen und Förderungen von zumindest zwei Jahren im Voraus
2 Optimierte Netze und Netzausbau, um den Wirtschaftsstandort sicher mit leistbarem Strom zu versorgen:
- Der Beschluss eines modernen Elektrizitätswirtschafts-Gesetzes (ElWG)
- Der flexible Netzzugang mit dynamischer Einspeisung macht es möglich, dass bei geringer Netzauslastung mehr eingespeist wird
- Die technologie-spezifische Ausweisung von freien Einspeisekapazitäten
- Bündelung von unterschiedlichen erneuerbaren Erzeugungs- und Speicheranlagen an einem Netzanschluss
- Bereitstellung eines Infrastrukturfonds für den Netzausbau und solidarische Kostenteilung durch eine bundesweite Umlage
3 Raum für Sonnenstrom durch aktive Energieraumplanung
- Energieraumplanung durch die Bundesländer mit Festlegung von Beschleunigungsgebieten für PV-Projekte
- Verankerung der Energiewende als überragendes öffentliches Interesse
- Transparente Flächenausweisung mit jährlicher Evaluierung der Flächennutzung
- Ökologisierung des Finanzausgleichs
4 Start der Flexibilitätsrevolution
- Gezielte Anreize für den Ausbau von Stromspeichern durch Förderungen für Private und Unternehmen
- Beseitigung der Doppelbelastung von Stromspeichern
- Mehr Angebot an dynamischen Stromtarifen und Schaffung flexibler Netztarife
- Rechtliche Klarheit für die Nutzung von Smart Meter-Daten durch Netzbetreiber
- Einrichtung einer österreichischen Flexibilitätsplattform und Aggregatorlösungen
5 Weg mit dem Genehmigungs-Wirrwarr
- Vereinheitlichung von Gesetzen und beschleunigte Verfahren
- Umsetzung der PV-Verpflichtungen gemäß EU-Gebäuderichtlinie
- PV-Verpflichtung für neuerrichtete Parkplätze ab zehn Stellplätzen
- PV-Tauglichkeits-Check für öffentliche Gebäude
Die Langversion der Zukunftsagenda finden Sie unter: www.pvaustria.at/zukunftsagenda
Behauptungen, speziell der PV-Ausbau würde somit die Stromrechnungen ab 1. Jänner 2025 in die Höhe treiben, wies PV Austria in diesem Zusammenhang zurück. Netzkosten seien nur ein geringer Teil der Rechnung, deren Anstieg den notwendigen Investitionen für das neue Energiesystem und der Blockade eines modernen E-Wirtschaftsgesetzes geschuldet ist. Die Mehrwertsteuersenkung für kleinere PV-Anlagen müsse auch über 2025 hinaus fortgesetzt werden, so der Branchenverband.
Immerhin schaffe die PV-Branche mit dem Jahressoll von 2 Gigawatt mindestens 3,3 Milliarden Euro Umsatz, 1,6 Milliarden Euro an heimischer Wertschöpfung und rund 10.000 Arbeitsplätze in Österreich.
„Österreich fördert fossile Energie jedes Jahr mit 5,7 Milliarden Euro“, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin von Photovoltaic Austria. „Davon fließt praktisch jeder Euro ins Ausland. Jetzt so zu tun, als würden die 200 Millionen Euro an Steuerkürzung für kleine PV-Analgen das Land an den Bettelstab bringen, ist lächerlich. Wenn die Rahmenbedingungen und die Förderungen stimmen, ist Photovoltaik der schnellste und sicherste Weg in die Energiewende und auch der einzige, den die Bürger*innen selbst gehen können. Ein Förderstopp wäre jetzt Gift für den PV-Ausbau. Was wir brauchen sind klare Förderverhältnisse und zielgerichtete Förderungen.“
Höhere Stromrechnungen ab 1. Jänner
Ab 1.1.2025 werden die Stromrechnungen für Unternehmen und Haushalte deutlich steigen. Ein Blick auf die (dann höheren) Stromrechnungen zeigt, dass für den bezogenen Strom und für Steuern und Abgaben deutlich mehr zu zahlen ist als für den Netzausbau. „Bisweilen hört man ja, dass die Erneuerbaren Schuld sind an den höheren Stromrechnungen“, sagt Immitzer. „Diesen Schuh ziehen wir uns aber wirklich nicht an. Erstens würden die Netzkosten weniger steigen, wenn nicht manche das E-Wirtschaftsgesetz blockiert hätten. Zweitens müssen die Netze ohnehin ausgebaut werden – die Hälfte der Kosten sind Regelinvestitionen. Und drittens macht die Steigerung der Netzentgelte für einen typischen Haushalt 70 Euro im Jahr aus – das ist weniger als eine Tankfüllung und das muss der Netzausbau, als Rückgrat für den Wirtschaftsstandort, wert sein.“