Globaler Nachhaltigkeitstrend verliert an Tempo
Der RICS Sustainability Report 2025 zeigt deutliche regionale Unterschiede: Während Europa dank EPBD, EU-Taxonomie und ESG-Standards weiterhin führend bleibt, schwächt sich die Dynamik am Markt für grüne Gebäude spürbar ab.
Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht zeigt, dass die weltweite Entwicklung hin zu klimaneutralen und ressourcenschonenden Gebäuden langsamer vorankommt als notwendig. Der globale Sustainable Building Index fällt auf den niedrigsten Wert seit mehreren Jahren. Wirtschaftliche Unsicherheiten, heterogene Regulierungen sowie fehlende Standards zur Messung von Emissionen bremsen den Fortschritt zusätzlich. Besonders kritisch: Fast die Hälfte der Befragten misst CO₂-Emissionen in Bauprojekten noch immer nicht systematisch – ein erheblicher Rückstand angesichts der Klimaziele.
Trump pfeift aufs Klima
In den amerikanischen Märkten zeigt sich der stärkste Rückgang. Dort gehen sowohl Nutzer- als auch Investorennachfrage spürbar zurück, was vor allem auf veränderte politische Prioritäten und fehlende Anreize zurückgeführt wird. Die Region Asien-Pazifik bleibt beim Bewusstsein für Nachhaltigkeit zwar stabil, doch die Umsetzung kommt nur langsam voran, insbesondere bei der Bewertung von Lebenszyklus-Emissionen. Ein gegensätzliches Bild zeigt die Region Nahost und Afrika: Hier steigt das Interesse an nachhaltigen Gebäuden weiter an, getragen durch Investitionen in Wasser- und Klimarobustheit sowie den politischen Druck zur Verringerung fossiler Abhängigkeiten. Allerdings bestehen dort große Qualifikationslücken, die nachhaltige Projekte ausbremsen.
Europa führend, trotzdem schleißig
Europa bleibt trotz deutlicher regulatorischer Impulse die führende Region, verliert aber spürbar an Dynamik. Die Umsetzung komplexer Vorgaben, steigende Kosten und der Fachkräftemangel verhindern eine schnellere Transformation. Auffällig ist zudem, dass CO₂-Messungen und resilienzbezogene Bewertungen seltener vorgenommen werden als erwartet. Gleichzeitig zeigt sich Europa beim Thema Kreislaufwirtschaft vergleichsweise stark – auch wenn die flächendeckende Umsetzung noch aussteht.
Deutschland fügt sich in diesen europäischen Trend ein. Die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden bleibt insgesamt positiv, der nationale Indexwert liegt im oberen Mittelfeld. Energieeffizienz und erneuerbare Energien dominieren die Entscheidungskriterien deutlich, während Aspekte wie Klimarobustheit und naturbasierte Lösungen noch nicht denselben Stellenwert einnehmen. Nutzer legen besonderen Wert auf Innenraumqualität, während Investoren stärker auf Zertifizierungen und Anpassungsfähigkeit an Klimarisiken achten.
Empfehlungen & Anforderungen
Der Bericht formuliert mehrere übergreifende Empfehlungen: klare nationale Dekarbonisierungs- und Resilienzpfade, verpflichtende Lebenszyklus-Messungen, verbindliche Emissionsgrenzen für Neubau und Bestand sowie den Ausbau von Finanzierungsmechanismen für energetische Sanierungen. Ebenso werden eine stärkere internationale Zusammenarbeit und die konsequente Integration von Biodiversität gefordert. Für die Fachwelt der Gebäudetechnik bedeutet dies: Die Anforderungen steigen weiter, und die Geschwindigkeit der Transformation wird zunehmend durch Kompetenzen, Datenqualität und technische Umsetzungskraft bestimmt.


