Trio mit Plan

Von den Standorten Wien und Zürich aus betreuen die drei Architektinnen von illiz architektur großvolumige Bildungs- und Sportbauten – ohne private Bauherren.

Die illiz architektur ZT GmbH, so der volle Firmenwortlaut, wurde 2008 von Sabrina Mehlan, Petra Meng und Stefanie Wögrath gegründet. Das hatten die drei Studienkolleginnen schon während des Studiums so beschlossen. Der Anfang gelang leicht, wie Stefanie Wögrath im Gespräch mit der Building Times berichtet. „Drei Jahre nachdem wir mit dem Studium fertig waren, währenddessen wir bereits an Wettbewerben teilgenommen hatten, haben wir unseren ersten Wettbewerb gemeinsam mit einem anderen Büro gewonnen und uns mit einem Generalplaner-Projekt 2008 selbstständig gemacht. Das war natürlich ein Super-Start“, blickt Wögrath zurück. Dieses Startprojekt war ein größerer Anbau im Kinderbetreuungs-Zentrum in Maria Enzersdorf in Niederösterreich.

In ihrem „Port-Re“ auf Video erläutern die Architektinnen, dass „illiz“ ein reiner Kunstname sei, der bei einem Besuch in Berkeley in Nord-Kalifornien entstanden sei. „Für mich klingt illiz wie ein weiblicher Plural“, sagt Wögrath. Recht viele Bäder hätten sie seither geplant, sowie Wohn- Bildungs- und Sportbauten und „wir hatten den Vorteil des zweiten Standortes in der Schweiz“. Ein Projekt dort war es auch, das das Büro geprägt hat. „Am meisten gelernt, und insofern ist es auch mein „wichtigstes“ Projekt, haben wir beim unterirdischen ewz-Unterwerk und Netzstützpunkt Oerlikon in Zürich. Die interdisziplinierte Arbeit daran war sehr schön und wir haben damit auch einen Preis gewonnen“, sagt die Architektin. Apropos Preis: Für den Preis des Deutschen Architektur-Museums haben es die Architektinnen auf die Long-List geschafft – also in die nähere Auswahl.

„Wie ein gestrickter Strumpf“
Bei der Frage nach dem „liebsten“ Projekt braucht Wögrath nicht lange nachzudenken: „Das ist die Aufstockung des Kindergartens Spittel in Affoltern am Albis im Schweizer Kanton Zürich: Mit einer neuen Fassade aus gelben und weißen Eternitschindeln sieht der Bau aus wie ein gestrickter Strumpf, so die Architektin. Aber auch in Deutschland hat man Fuß gefasst. Soeben realisiert wurde ein genossenschaftlicher Wohnbau in München-Freiham, „relativ klein, mit etwas über 80 Wohnungen. Der sollte sehr vielfältig sein, weshalb vier Architekturbüros beauftragt wurden“.

Rund 20 bis 25 Mitarbeiter:innen werden in Wien und Zürich beschäftigt, wobei das Büro in Wien etwas größer sei als jenes in Zürich. Die Beschäftigten kommen aus Österreich, der Schweiz, aus Deutschland und aus Schweden, sowie je eine aus Italien und Lettland, wobei das Geschlechter-Verhältnis ausgeglichen ist.

Im Vorjahr hat der Umsatz „etwas über zwei Millionen Euro“ ausgemacht, wozu das Wiener Büro allein rund 1,4 Millionen Euro beigetragen hat. Für heuer seien die Umsatz-Erwartungen „gleich“, sagt Wögrath. Die illiz architektur ZT GmbH gehört den drei Gründerinnen zu je einem Drittel. Bis zur Corona-Pandemie sei sie viel gependelt, das habe sich inzwischen aber aufgehört.

Großvolumige Bildungs- und Sportbauten
Planer-Wettbewerbe spielten für illiz eine große Rolle, „denn wir haben überhaupt keine privaten Bauherren. An sechs bis acht großen Wettbewerben der öffentlichen Hand nehmen wir pro Jahr teil. Dazu kommen viele geladene Wettbewerbs-Verfahren. Wir konzentrieren uns auf die Schwerpunkte großvolumige Bildungs- und Sportbauten. Wir haben auch jede Menge Wettbewerbe gemacht, die wir nicht gewonnen haben. Rund 25 Projekte hat das Büro illiz bisher umgesetzt, aber wir machen auch viel Rahmenvertrags-Architektur für die Stadt Zürich, da sind auch kleinere Projekte dabei“.

Die gewonnenen Verfahren sorgen für sehr gute Beschäftigung: So ist derzeit gerade die zweite Trainings-Schwimmhalle in Wien-Simmering in Bau und soll noch im Herbst eröffnet werden, während die Schwimmhalle in der Großfeld-Siedlung bereits in Betrieb ist. „Das ist ein Holzbau mit floralem Netzwerk“, erläutert die Architektin. Auf dem begrünten Dach wurde eine PV-Anlage mit einer Leistung von 93 kWp installiert, sodass „das Gebäude durch die energieeffiziente Bauweise, den Einsatz innovativer Technologien zur Warmwasser-Aufbereitung und modernste Lüftungsanlagen die Kriterien für eine beantragte Silber-Zertifizierung von Klimaaktiv erfüllt“, kommuniziert die Stadt Wien dazu. Sie ist auch Bauherrin beim Stadtquartier Meischlgasse im 23. Wiener Gemeindebezirk, das bis 2027 im Entwicklungsgebiet „In der Wiesen“ mit insgesamt 1.850 Wohnungen entstehen soll – geplant von den illiz-Architektinnen. „Das werden drei verschiedene Wohnhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise samt einem Hallenbad mit 25-m-Becken“, führt Wögrath aus. Der Wärmebedarf wird durch Wärmepumpen vor Ort gedeckt, die Temperierung erfolgt durch Erdsonden und auch PV-Anlagen werden installiert. Ebenfalls aktuell, ebenfalls mit der Stadt Wien als Bauherr und mit illiz als Planerinnen ist die Schulsanierung und -erweiterung am Marco-Polo-Platz in Wien, wo der Baustellen-Betrieb soeben begonnen hat.

Kein arabischer Oligarch
Bei illiz werden Städtebau-Modelle gebaut, „alles in 3D mit Archicad geplant und BIM ansatzweise eingesetzt“. Die Architektinnen lassen immer ausschreiben und schreiben nicht selbst aus. Örtliche Bauaufsicht wird nicht gemacht, genausowenig wie das Kosten-Management. Ein echtes No-Go wäre dann gegeben, „wenn eine fragwürdige Institution dahinter steht. Etwa ein arabischer Oligarch, der sagt, das muss weg und muss neu gebaut werden – da sind wir nicht dabei. Ein Gefängnis hingegen wäre interessant“, differenziert Wögrath.

Zu ihrem Verhältnis zur Architektur sagt sie: „Ich bin jemand, die konstant beobachtet und analysiert, wie sich die Strukturen verändern“. Für die Gesellschaft bedeute Architektur Veränderungsprozesse: „Es ist ein Unterschied, ob man in der Schweiz oder in Österreich über Architektur spricht. Sie wird nämlich unterschiedlich wahrgenommen“. Abseits der Architektur beschäftigt sich Stefanie Wögrath, Mutter eines 17-jährigen Sohnes, mit ihrem Hund „Polka“, einem Jack Russell-Terrier – „der ist viel mit mir unterwegs“ – und sie malt.