Schlanke Fassaden-Innovation

Drees & Sommer SE und FKN Gruppe entwickeln gemeinsam eine hochisolierende Elementfassade. Mit einer Stärke von 210 Millimeter ist die PV-integrierte Fassade extrem schlank.

An den Oberen Waldplätzen 12 in Stuttgart baut das Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer SE derzeit ein Vorzeigeobjekt für den Eigenbedarf. Der aufgrund seiner Lage als OWP12 bezeichnete Neubau soll allen modernen Anforderungen für Umweltfreundlichkeit und Digitalisierung gerecht werden. Premiere hat in der OWP12 nun eine neuartige modulare Fassade namens e-coFace des Fassadenbauunternehmens FKN Fassaden mit Sitz in Neuenstein, Hohenlohekreis. Entwickelt wurde die Konstruktion gemeinsam mit den Ingenieuren von Drees & Sommer. Die Besonderheit: Die platzsparende und nach Prinzipien der Materialkreislaufplanung konzipierte Gebäudehülle soll den Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren, selbst Energie erzeugen und zugleich den sehr hohen Anforderungen an den Schallschutz genügen.

Ein Video zu dieser Fassade sehen sie hier

210 Millimeter inklusive PV

Laut Drees & Sommer kommen bei konventionellen Konstruktionen immer dickere Fassadenaufbauten zum Einsatz, die wertvolle Nutzfläche verbrauchen. In der Regel wird Schallschutz durch massive und schwere Außenwandbauteile erreicht. Für den Büroneubau in unmittelbarer Nähe zu einem stark frequentierten vierspurigen Autobahnzubringer, erforderten allerdings die Randbedingungen einen hohen Schall- und Wärmeschutz, durch das schmale Grundstück aber ebenso eine möglichst schlanke und flächeneffiziente Bauweise.

Abhilfe schafft die Hochleistungsfassade, die an der Süd- und Westseite zudem mit Photovoltaikelemente versehen wird, um Energie zu produzieren: „Indem wir innovative Materialien verwendet haben, darunter vor allem nachhaltige Dämmstoffe, erzielen wir ausgezeichnete Wärmedämm- und Schalldämmwerte und das mit einer thermischen Hülle von nur 90 Millimeter Aufbau. Die bei Drees & Sommer umgesetzte Fassade ist unter Berücksichtigung der Photovoltaikelemente in Summe nur 210 Millimeter dick. Zum Vergleich: Eine konventionelle Konstruktion hätte einen Gesamtaufbau von mindestens 400 Millimeter. Die Fläche, die wir durch diese schlanke Bauweise einsparen, lässt sich sinnvoll anderweitig nutzen“, berichtet der Architekt und Fassadenspezialist David Schenke von Drees & Sommer.

Nicht brennbar und Hochhaus-geeignet

„Mit der Erstinstallation im Büroneubau OWP12 erreicht unser innovatives Fassadensystem Marktreife und ist nach Brandschutz-Klassifizierung auch für den Einsatz im Hochhausbau geeignet. Denn das Paneel ist nicht brennbar. Deswegen kann die Fassade auch in Gebäuden mit mehr als 20 Metern Höhe eingebaut werden“, berichtet Franz Ebert, Verkaufsleiter bei FKN Fassaden. Bestätigt wurde die Hochhaustauglichkeit auch durch die Materialprüfanstalt für das Bauwesen der TU Braunschweig und durch die Erteilung der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung.

Schadstofffrei, langlebig und recycelbar

Damit der Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen möglichst gering ausfallen, verwirklicht Drees & Sommer mit dem Tochterunternehmen und Umweltberatungsinstitut EPEA für die OWP12 in weiten Teilen das Cradle-to-Cradle-Prinzip, einen Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft. Das grundlegende Dämmmaterial Calostat ist zudem Cradle-to-Cradle-zertifiziert. Durch die im Detail geplante Rückbaubarkeit aller Teile ist so die Möglichkeit einer sortenreinen Trennung gegeben und die Materialien können damit nach ihrer Nutzungsdauer entsprechend recycelt oder wiederverwendet werden.

Als Plusenergiehaus konzipiert

22 Millionen Euro betragen die Kosten für das vierstöckige Gebäude, das auf einer Bruttogrundfläche (BGF) von rund 7000 Quadratmetern einen großen Konferenzbereich, Bereiche für die Mitarbeiter wie eine Terrasse, eine Cafeteria und eine Kantine im Erdgeschoss für bis zu 1000 Personen bietet. Künftig werden dort 200 Arbeitsplätze unterkommen. Das gemeinsam mit SCD Architekten Ingenieure konzipierte Gebäude soll dabei mehr sein als ein bloßer Verwaltungsbau, sondern auch als Demonstrationsobjekt für potenzielle Bauinteressenten dienen. Als Plusenergiehaus ist der Neubau OWP12 so konzipiert, dass im Betrieb mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Dazu tragen eine hochdämmende Fassadenkonstruktion, Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Südfassade, Erdwärme über Geothermiebohrungen sowie eine begrünte Nordfassade bei.

Digitale Innovationsreise

Bei einer sogenannten „OWP12 Innovation Journey“ lädt Drees & Sommer an weiteren Terminen alle Interessierten ein, sich virtuell über die Neuheiten bei der Baustelle Obere Waldplätze 12 zu informieren. Am 24. März wurde das TGA-Modul vorgestellt, am 22. April war die modulare Fassade an der Reihe. Am 29. Juni, 13.00 bis 14.30 Uhr, wird das Thema „Wirtschaftliche Prozesse“ den Einsatz der digitalen Methoden BIM und LCM behandeln. Am 15. Juli, 13.00 bis 14.00 Uhr steht der „Cradle to Cradle“-Ansatz für Gebäude und nachhaltige Start-Ups im Fokus. Im September oder Oktober geht es um die begrünte Fassade und die Gebäudeleittechnik und im Oktober oder November um künftiges Arbeiten unter Pandemiebedingungen. Wer dabei sein möchte, kann sich gerne unter OWP12@dreso.com anmelden und erhält alle Zugangsdaten.