Produktneutrale Ökobilanz-Daten gefordert

Österreich braucht dringend eine qualitätsgesicherte, öffentliche Datenbasis für CO₂-Bilanzierungen. Das fordert der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe vom Klimaschutzministerium.

Der VZI hat sich in einem Schreiben an das Bundesministerium für Klimaschutz und die zuständigen Fachabteilungen gewandt, um auf eine wesentliche Lücke in der nationalen Klimapolitik hinzuweisen. Österreich verfüge derzeit über keine öffentlich zugängliche, produktneutrale und qualitätsgesicherte Datenbank für Umweltproduktdeklarationen (EPDs). Dabei ist eine solche Grundlage notwendig, um die EU-Vorgaben zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors erfüllen zu können.

Verpflichtende Bilanzierung in EU bald Pflicht

Mit der Überarbeitung der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) und dem neuen Annex III wird die verpflichtende CO₂-Bilanzierung für alle neuen Gebäude in der Europäischen Union verankert. Künftig müssen Lebenszyklus-GWP-Werte (kg CO₂eq/m² über 50 Jahre) ausgewiesen werden, basierend auf EPDs nach EN 15804 und Berechnungen nach EN 15978. Der JRC-Report zu den Level(s)-Indikatoren fordert zudem belastbare Daten bereits in frühen Planungsphasen.

Genau hier liegt das Problem: In frühen Entwurfsstadien dürfen aus vergaberechtlichen Gründen keine produktbezogenen Entscheidungen getroffen werden, gleichzeitig fehlen generische, produktneutrale Referenzwerte. Planende greifen daher oft auf proprietäre oder herstellerspezifische Datensätze zurück – mit dem Risiko, Neutralität und Vergleichbarkeit zu verlieren. Die EPBD verlangt jedoch ausdrücklich, dass Mitgliedstaaten generische Daten und Default-Werte öffentlich bereitstellen.

Fehlen von Richtlinien und Referenzkatalog als Problem

Neben der Datenbasis fehlt es auch an einheitlichen Modellierungsrichtlinien für Ökobilanzen nach Level(s). Unterschiedliche Herangehensweisen in Planungsbüros erschweren derzeit eine konsistente und vergleichbare Bewertung. Hinzu kommt das Fehlen eines österreichweiten Referenzkatalogs mit generischen EPD-Werten, der auf bestehenden europäischen Datenquellen wie Ökobaudat oder Inies aufbauen und an heimische Baupraxis angepasst sein sollte.

Der VZI fordert daher zeitnahe Fachgespräche zwischen Behörden und Branchenvertreter:innen. Im Zuge der nationalen Umsetzung der EPBD müssten insbesondere folgende Grundlagen geschaffen werden: produktneutrale Referenz-EPD-Werte für frühe Planungsphasen, einheitliche Modellierungsrichtlinien sowie die Integration dieser Vorgaben in nationale Normen wie ÖNORM B 1801 und ÖNORM EN 15978.