Serielle Sanierung erreicht Österreich

In Wien wird erstmals ein Wohnhaus mithilfe industriell vorgefertigter Bauteile modernisiert. Das Pilotprojekt zeigt, wie präzise Planung, digitale Methoden und modulare Systeme Sanierungen im urbanen Bestand beschleunigen können.

Schauplatz 1030 Wien, Arenberggasse 4: Hier entsteht derzeit ein richtungsweisendes Beispiel für die energetische Modernisierung von Bestandsgebäuden. In einem Wohnhaus der 1970er-Jahre setzt die Renowate GmbH eine serielle Sanierungsmethode ein, bei der Fassaden-, Dach- und Haustechnikmodule industriell vorgefertigt und anschließend vor Ort montiert werden. Dieses Vorgehen reduziert die Bauzeit deutlich und minimiert Belastungen für die Bewohner:innen, die während der Arbeiten in ihren Wohnungen bleiben können.

BIM als Grundlage

Grundlage des Projekts bildet ein präziser Laserscan, aus dem ein digitaler Zwilling des Gebäudes erstellt wird. Das Building Information Modeling (BIM) verknüpft alle Gewerke und ermöglicht eine abgestimmte Planung sowie eine regionale Produktion der Bauteile. Die digitale Prozesskette sorgt für hohe Ausführungsqualität und schafft die Voraussetzung, solche Lösungen künftig auch in größerem Maßstab umzusetzen.

Heizwärmebedarf um 85 Prozent reduziert

In der Arenberggasse wird die rund 900 Quadratmeter große Fassade durch eine hinterlüftete Holzrahmenkonstruktion mit integrierter Beschattung, mineralischer Dämmung und neuer Putzoberfläche ersetzt. Ergänzend kommen Bauteilaktivierung, Photovoltaik, Erdwärmesonden und Wärmepumpe zum Einsatz. Der Heizwärmebedarf sinkt nach der Sanierung um rund 85 Prozent, wodurch das Gebäude die Energieeffizienzklasse A+ erreicht. Gleichzeitig verbessert sich die Wohnqualität, und Betriebskosten werden langfristig reduziert.

60 Module in wenigen Tagen

Die innerstädtische Lage stellte das Team von Renowate vor besondere Herausforderungen: begrenzte Platzverhältnisse, eingeschränkte Zufahrten und strenge Brandschutzvorgaben. Das eingesetzte Fassadensystem ist entsprechend für hohe Gebäude zertifiziert. Insgesamt werden 60 Module montiert, ein fünfköpfiges Montageteam benötigt dafür nur wenige Tage, bis zu 12 Module pro Tag sind schaffbar. Die hohe Vorfertigungstiefe und die standardisierten Abläufe tragen wesentlich zu dieser Geschwindigkeit bei.

Renowate als All-in-one-Partner

Hinter Renowate steht ein innovatives Duo: Rhomberg Bau aus Österreich und LEG Immobilien SE aus Deutschland. Gemeinsam übernehmen die beiden Unternehmen sämtliche Schritte, von der Planung, Fertigung, Baustellenkoordination, Mieterkommunikation bis zum Qualitätsmanagement. In Deutschland wurde die Methode bereits mehrfach umgesetzt, nun folgt mit Wien die erste Anwendung in Österreich – ein möglicher Auftakt für weitere serielle Sanierungen im dicht bebauten urbanen Raum.