Gesundheitsfördernde Stadtoasen im Gespräch

Die audacity architecture talks 2025 widmete sich der Frage, wie Krankenhäuser in Städten zu schützenden, sozial wirksamen und klimaresilienten Lebensräumen werden können.

Johanna Horn (Solve Consulting), Peter Schwehr (Hochschule Luzern), Lilli Lička (ehem. Leitung Landschaftsarchitektur Boku Wien) und Andreas Frauscher (CEO Architects Collective) diskutierten über räumliche, gesellschaftliche und politische Voraussetzungen einer gesunden, fairen und lebenswerten Stadt.
Ausgangspunkt war ein erweitertes Verständnis von Gesundheit: Sie entsteht nicht erst im Krankenhaus, sondern im Stadtraum. Architektur und Stadtplanung tragen Verantwortung für Prävention und soziale Teilhabe. Horn fordert einen Paradigmenwechsel hin zu Gesundheit statt Krankheit und ein Denken über Gebäudegrenzen hinaus. Prozesse müssten verbinden statt trennen, denn Prävention sei ein strukturelles Thema.
Schwehr wiederum betont die Wirksamkeit kleiner Interventionen: Verschattung, Mikroklima, Grünräume und Caring Communities können Einsamkeit, Hitze und Belastungen reduzieren. Die gesunde Stadt sei ein solidarisches Projekt, das demokratische Teilhabe stärkt. In Zeiten des Umbruchs müsse der öffentliche Raum neu verhandelt werden.

Bedeutung von Grünräumen

Lička unterstreicht die Rolle der Landschaft als zusammenhängende Gesundheitsinfrastruktur. Grünräume fördern Bewegung, Begegnung und mentale Gesundheit und müssen gerecht verteilt sein. Zentral sei nicht der Verkehrsfluss, sondern das Wohlbefinden der Menschen.
Frauscher sieht Architektur naturgemäß als Schnittstelle zwischen Innen und Außen. Gesundheitsbauten dürften nicht isolierte Inseln sein; schon ein gut gestalteter Park sei Gesundheitsvorsorge. Klimagerechte Stadtentwicklung brauche barrierefreie Mobilität, faire Raumverteilung und eine Baukultur, die Verantwortung übernimmt.

Regulierung und Druckstellen

Die Diskussion machte die zentralen Hürden sichtbar: Eigentumsverhältnisse, Überregulierung, Investitionsdruck und mangelnde interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gleichzeitig herrscht Optimismus. Eine gesunde Stadt sei kein Luxus, sondern notwendige Antwort auf Klimawandel und soziale Ungleichheit. Politische Entscheidungen müssten schneller, regulative Instrumente gezielt eingesetzt werden – insbesondere dort, wo die Belastung am größten ist.
Partizipation gilt als unverzichtbar, jedoch nur, wenn sie transparent und ernsthaft gestaltet ist. „Particitainment“ ohne reale Wirkung müsse vermieden werden. Ziel sei eine Planung, die auch schwer erreichbare Gruppen einbezieht.
Die gesunde Stadtoase ist dabei weniger ein Ort als ein Prozess: ein vernetzter Ansatz, der räumliche, ökologische und soziale Aspekte verbindet. Die Studierendenentwürfe des Architects Collective Student Award zeigen zwar innovative Ideen zu Mikroklima und Interaktion, aber selten visionäre Infrastrukturmodelle – mehr Mut und transdisziplinäre Ansätze seien nötig.

audacity architecture talks ist ein transdisziplinärer Dialog an der Schnittstelle von Architektur und Gesellschaft zur Förderung des Gemeinwohls, gegründet von Architects Collective im Jahr 2021.