Zementindustrie: „Klimaneutral bis 2050“
– so lautet das Ziel der europäischen Zementindustrie, das sich völlig mit dem der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie deckt. Bauteilaktivierung und die Abscheidung und Nutzung von CO2 sollen das möglich machen.
Als Beitrag zur Umsetzung des „European Green Deal“ hat die europäische Zementindustrie eine Roadmap mit konkreten Zielen und Handlungsoptionen vorgelegt. „Wir wollen bis 2050 die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette von Zement und Beton auf null reduzieren“, erklärt Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der VÖZ. Bis 2030 sollen bereits 40 Prozent der CO2-Emissionen in der Wertschöpfungskette eingespart werden.
Vorbild Österreich
400 Mio. Euro investierte die österreichische Zementindustrie in den vergangenen zehn Jahren in den Umwelt- und Klimaschutz. „Im weltweiten Vergleich haben wir in Österreich den Einsatz von Kohle, Öl und Gas am meisten zurückgedrängt: Mit etwa 80 Prozent Ersatzbrennstoffen führen wir das internationale Ranking mit Abstand an“, so Rudolf Zrost. Österreich ist international ein Vorbild, bestätigt auch Sebastian Spaun, VÖZ-Geschäftsführer: „Wir haben einen weiteren bedeutenden Vorsprung, um den uns andere beneiden: Wir haben in Österreich mit den Zyklonvorwärmeöfen die neueste Technologie flächendeckend im Einsatz, mit der wir die entstehende Abwärme konsequent nutzen.“
Bilanz 2019 und Ausblick
Die österreichische Zementindustrie erzielte im Jahr 2019 bei einem leichten Rückgang der Produktion ein Plus im Umsatz: Die acht Zementwerke in Österreich produzierten 2019 mit 5,23 Mio. Tonnen Zement um 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Jahresumsatz erhöhte sich um 3,1 Prozent auf 445,1 Mio. Euro. Stolz sind Zrost und Spaun auf die anhaltend hohen Investitionen der Zementwerke: Die Anlageinvestitionen sind 2019 ausgehend vom hohen Vorjahrsniveau noch einmal um fast fünf Prozent gestiegen und betrugen 75,2 Mio. Euro, wiederum ein historischer Höchststand. Das Investment in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen ist mit 33,8 Mio. Euro auf anhaltend hohem Niveau. Hier brauche es Weitsicht und visionäre Ansätze: „Ganz oben auf der Agenda stehen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung, hier kann unsere Branche viel beitragen. Unsere Produkte müssen auch so intelligent und effizient wie möglich eingesetzt werden. Heizen und Kühlen durch thermisch aktivierte Bauteile ist beispielsweise längst in der Baubranche angekommen und wird bereits im sozialen Wohnbau eingesetzt“, so Spaun.
Rohstoff CO2
Der Startschuss für den nächsten Meilenstein in puncto Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft fiel vor wenigen Tagen. Lafarge Zementwerke entschied gemeinsam mit OMV, Verbund und Borealis eine Zusammenarbeit für die Abscheidung und Nutzung von CO2. Bei dem Pilotprojekt „Carbon2ProductAustria“ (C2PAT) wird CO2 aus der Zementherstellung abgeschieden und zum wertvollen Rohstoff für neue Produkte, beispielsweise hochwertige Kunststoffe. Diese können am Ende ihres Lebenszyklus wieder als Brennstoff eingesetzt werden – so wird CO2 im Stoffkreislauf genutzt. Bis 2030 will das Konsortium den jährlichen Ausstoß des Zementwerks Mannersdorf in Niederösterreich von 700.000 Tonnen CO2 mithilfe von grünem Wasserstoff zu neuen Produkten verarbeiten.