Wohnbaukrise schlägt durch
Die Beton- und Fertigteilwerke müssen mit weniger Umsatz auskommen und fordern eine Wohnbauoffensive für 2024.
Die Abwärtsspirale in der österreichischen Bauwirtschaft dreht sich weiter. Zu hohe Baukosten und nicht finanzierbare Kredite sind für Umsatzrückgänge bei den meisten Betrieben der österreichischen Betonfertigteilbranche verantwortlich. Das geht aus dem aktuellen halbjährlichen Konjunkturbarometer des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) hervor, das vom Wiener Meinungsforschungsinstitut TQS Research & Consulting durchgeführt wurde.
80 Prozent melden sinkende Umsätze
80 Prozent der befragten Unternehmen melden sinkende Umsätze im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem ersten Halbjahr 2022. Durchschnittlich ging der gemeldete Umsatzrückgang um rund 10 Prozent zurück. „Da unsere Branche in den Corona-Jahren 2020 bis 2022 überdurchschnittlich gut performt hat, fallen die Umsatzverluste heuer zum Teil hoch aus. Dieses deutliche Signal sollte auch bei den Lohnverhandlungen im Herbst sowie bei Gesprächen um eine Ankurbelung des heimischen Wohnbaus berücksichtigt werden. Diesem besorgniserregenden Trend sollte nämlich rasch und entschlossen entgegentreten werden“, fordert VÖB Präsident Michael Wardian.
Der Negativtrend wird sich laut der Umfrage bis Jahresende weiter verstärken. Dies wirkt sich auch negativ auf die Mitarbeiterentwicklung aus. „Die Baubranche ist die Basis für eine stabile Wirtschaftskonjunktur. Nun gilt es, die steigende Inflation zu bremsen und die Konjunktur anzukurbeln – etwa durch eine konstruktive Diskussion um die bevorstehenden Lohnrunden und eine Wohnbauoffensive 2024“, appelliert VÖB Präsident Michael Wardian.
Wohnbau am stärksten betroffen
Ein besonders herber Rückgang wird momentan im Wohnbau verzeichnet: 84,6 Prozent der befragten Betonfertigteilunternehmen melden hier sinkende Umsätze. Die Gründe dafür liegen vorwiegend in der schwierigen Finanzierung des Neubaus: Hohe Zinsen sowie fehlende Förderungen seitens der Regierung machen dem österreichischen Wohnbau am meisten zu schaffen. Auch im Bereich Bürobau setzt sich der negative Trend seit der Corona-Zeit fort: Hier melden knapp 60 Prozent der Betriebe fallende Umsätze. Im Gewerbe- und Industriebau war der Rückgang deutlich geringer. Alleine im Infrastrukturbau blieb der Trend im ersten Halbjahr 2023 stabil.
Fertigteile als Weg aus der Krise
Eine Prise Optimismus: 46 Prozent der befragten Unternehmen gehen indes von einer steigenden Marktentwicklung der Fertigteil-Bauweise in Zukunft aus. „Diese Bauweise trägt zur Reduktion der Bauzeiten bei, ein immer höherer Vorfertigungsgrad und die damit verbundene Präzision und Qualität unserer Produkte sind gute Voraussetzungen, um dem immer sichtbareren Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Österreich braucht 2024 eine Wohnbauoffensive, um die gesamte Wirtschaftskonjunktur anzukurbeln. Ein wichtiger Teil dieser Offensive müssen auch die heimischen Fertigteilwerke sein“, sagt Wardian.