Mit KI zu langlebigen Dächern
Fraunhofer Austria und die FP-Unternehmensgruppe forschen gemeinsam an digitalen Methoden, die Feuchte in Dächern zu messen, die Daten online zu bewerten und damit die Nutzungsdauer wesentlich zu verlängern.
Es ist der Alptraum aller Hausbesitzer: Schleichend undicht gewordene Dächer, durchfeuchtete Dämmstoffe und verfaulende Balken. Zu den Kosten für das neue Dach kommt noch der gewaltige Aufwand für die Abtragung des alten, außerdem die Entsorgung des Sondermülls. Denn ob die Gefahr eines Schadens besteht, war bisher meist erst zu spät sichtbar. Ein Forschungsteam des Fraunhofer Austria Innovationszentrums KI4Life in Klagenfurt und die FP-Unternehmensgruppe kombinieren nun moderne Sensorik mit Methoden der künstlichen Intelligenz zu einem innovativen Diagnose-Tool. Dieses bewertet die Situation eines Daches automatisch und warnt rechtzeitig vor möglichen Schäden. Das „digitale Dach“ bringt nicht nur Sicherheit für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, sondern schont auch die Umwelt durch die Vermeidung von unnötigem Bauschutt und verlängert die Lebensdauer dazu.
Künstliche Intelligenz erlaubt Prognose
Viele Faktoren beeinflussen, wann die Feuchtigkeit unter dem Dach kritisch wird: Flachdächer reagieren anders auf die Witterung als Steildächer, begrünte Dächer anders als nicht begrünte, Dächer mit Photovoltaikanlagen anders als Dächer ohne solche Anlagen. Durch kontinuierliche Messungen auf ihrem Prüfstand und unter realen Bedingungen via 2.000 Messpunkte in allen relevanten Bereichen unterschiedlichster Dachtypen hat die FP-Unternehmensgruppe in den vergangenen Jahren einen großen Schatz an Erfahrung und Messdaten gesammelt. Diese Daten werden nun systematisch durch die WissenschaftlerInnen bei Fraunhofer Austria analysiert und mittels Künstlicher Intelligenz zur Diagnose und Prognose verwendet. Ziel ist eine verlässliche Bewertung und eine kontinuierliche Überwachung des Zustands, um entscheiden zu können, ob die Feuchtigkeit unter einem Dach schon den kritischen Punkt überschritten hat oder die Dachkonstruktion noch – wie Experten sagen – „rücktrocknen“ kann. Davon hängt dann letztlich ab, ob und wann Sanierungsmaßnahmen nötig sind oder gar ein Abriss des alten Dachs droht.
Photovoltaik ohne Risiko
Für all jene, die über die Errichtung einer Photovoltaikanlage nachdenken oder diese bereits installiert haben, sind die Ergebnisse ebenfalls höchst relevant. „In unserem Vorlaufforschungsprojekt hat sich gezeigt, dass auch die Verschattung von Dächern ein großes Problem darstellt. Photovoltaikanlagen führen zu Schatten und dieser zu einem anderen Temperaturverlauf, sodass ein an sich dichtes Dach plötzlich Probleme bekommen kann“, erklärt Otmar Petschnig, Geschäftsführer der FP-Unternehmensgruppe. Führt die Verschattung nun dazu, dass ein Dach mehrfach erneuert werden muss, macht dies in der CO2-Bilanz den positiven Nutzen der Photovoltaikanlage zunichte. Das Prognosetool wird daher auch eine „PV-Readiness“ Überprüfung beinhalten, die Hausbesitzern Auskunft darüber gibt, ob die Errichtung einer Photovoltaikanlage ohne Risiko möglich ist.