Grauer Kreislaufbeitrag
Die Stadt Wien eröffnete mit dem Mannschaftsgebäude der „48er“ in Wien Simmering, das erste Gebäude mit Recyclingbeton. Der Recyclinganteil im Beton beträgt rund 15 Prozent.
Es ist ein kleiner Schritt, aber er sollte wegweisend werden. Anfang Mai wurde in Wien Simmering das neue Betriebsgebäude der Müllabfuhr, also der „48er“ eröffnet. Der Bau stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Planung begann 2019, dann kam Corona und die damit einhergehenden Turbolenzen. Dennoch ist der zweistöckige Bau ein Vorzeigebespiel geworden. In der Bauzeit von 14 Monaten wurden 1.500 m2 Nutzfläche geschaffen in denen Platz für 250 Mitarbeiter:innen finden. Untergebracht sind Sozial- und Sanitärräume, Büros, Besprechungsräume, Garderoben und diverse Nebenräume.
Mehr als geplant
Ursprünglich war geplant für die Sauberkeitsschicht Recyclingbeton zum Einsatz zu bringen. Im Zuge der Planung wurde der Einsatz des Materials auch auf andere Bauteile zu erweitern. Insgesamt wurden rund 1.500 m3 Recyclingbeton verbaut, was einen durchschnittlichen Recyclinganteil von gut 15 Prozent ergibt.
Problematisch ist die Beimengung von Recyclingmaterial nicht. „Es gibt keinen Unterschied in der Planung, bei der Statik, bei der Bewehrung oder der Ausführung“, Gottfried Baumgartner, Chef der HD Architekten, die als Generalplaner fungierten. Nur einer von mehreren hundert Fahrmischern, die Beton angeleifert haben, wurde ins Werk zurückgeschickt. Entscheidend für die Qualität ist die Sortenreinheit des Recyclingmaterials, erklärt Christoph Ressler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog.
Monitoring läuft
Der Bau an der Flughafen-Autobahn wird von der MA 39, der Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle, einem Monitoring unterzogen. Dieses sollte eine Diskussion in den Normengremien nach sich ziehen, vermutet Ressler. An dessen Ende könnte eine Erhöhung des Recyclinganteils stehen. In der Schweiz hat man diesen Prozess schon seit geraumer hinter sich. Die Nachbarn sind aber nicht an das EU-Regelwerk gebunden und haben früh mit Recyclingbeton experimentiert. Heute steht man bei einem Recyclinganteil von rund 25 Prozent.
Wasser/Wasser-Wärmepumpe & PV
Der Nutzbau verfügt neben dem Recyclingbeton auch über einige technischen Anlagen, die den Primärenergieverbrauch reduzieren sollen. Die Warmwasserversorgung erfolgt über eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe von idm, als Wärmequelle wird das Grundwasser genutzt. Die Lüftungsanlage von Proklima verfügt über eine Wärmerückgewinnung. Dazu kommt eine PV-Anlage mit 15 kWpeak, 12 E-Ladestationen mit 22 kW und eine Grünfassade an der Südseite, die der Beschattung dienen soll. Bis es soweit ist, müssen die Pflanzen noch ein wenig zulegen.
Eine Bauteilaktivierung wurde nicht verbaut, die Beschaffenheit des Betons hätte das aber nicht verhindert, so der Architekt. Da die Fensterflächen sich in Grenzen halten, sei eine Kühlung nicht notwendig, meint er. Das könnte im Hinblick auf kommende Hitzewellen vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist.