Aus Güterterminal wird Stadtviertel
Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) lud anlässlich des VÖZ-Journalisten-Adventevents in Wiens letztes großes innerstädtisches Stadtentwicklungsgebiet am ehemaligen Nordwestbahnhof.
Aktuell ist das 44 Hektar große Areal im 20. Wiener Gemeindebezirk noch ein trennender Faktor, aber das wird sich in den nächsten Jahren ändern: Die rund 1,5 Kilometer lange und 400 Meter breite Barriere zwischen Augarten und Dresdner Straße wird aufgehoben. Bis 2040 planen die Stadt Wien und die ÖBB rund 6.500 Wohnungen für rund 16.000 Menschen. Nachhaltiges Leben, leistbares Wohnen und Kreislaufwirtschaft stehen im Fokus des Stadtentwicklungsprojekts. „Das Prinzip des leistbaren Wohnens wird auch am Nordwestbahnhof umgesetzt: 60 Prozent der Wohnungen sind gefördert, wobei dieser Anteil auch Gemeindewohnungen umfasst. Der Rest wird freifinanziert“, so Andreas Trisko, Leiter Stadtentwicklungsareale für lebenswertes Wohnen in der Baudirektion Wien, zu den ambitionierten Plänen für die nächsten Jahre.
Hoher Freizeitwert
Das neue Viertel soll innerstädtisches Wohnen und Arbeiten mit höchstem Freizeit- und Erholungswert vereinen. Es gibt ein umfassendes Konzept für klimafitte Freiräume vom deutschen Planungsbüro Treibhaus Landschaftsarchitektur, mit einem zehn Hektar umfassenden Grünbereich, der „Grünen Mitte“. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Wiederverwenden vorhandener Baumaterialien. Beton spielt dabei eine entscheidende Rolle – gleich der erste Wohnbau der Arwag, geplant von querkraft, wird mit Bauteilaktivierung für gleichmäßig temperierte Wohnungen sorgen.
Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ, sagt: „Österreich braucht leistbaren Wohnraum. Gleichzeitig verlangt die Klimakrise nach umweltfreundlichen, flächensparenden und energieeffizienten Lösungen im Bauwesen. Hier kann der Baustoff Beton seine Stärken ausspielen, denn er ist langlebig, vielseitig, wiederverwend- und recycelbar. Die Verwendung von CO₂-reduzierten Zementen kann außerdem einen entscheidenden Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Die Stadtentwicklung am Nordwestbahnhof hat das Zeug zu einem weiteren Vorzeigebeispiel.“
Luv und Lee
Als eines der ersten Projekte wird das Gebäude „luv + lee“, geplant von querkraft, errichtet. Dort kombinieren die Architekten die neuesten ökologischen Standards mit innovativen Techniken zur Klimawandelanpassung. Fassadenbegrünung, Gründächer mit Biodiversitätsansatz und ein ausgeklügeltes Regenwassermanagement sorgen für ein umweltfreundliches Quartier. Durch Bauteilaktivierung, Grauwassernutzung und CO₂-reduzierte Baumaterialien wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern werden auch die laufenden Kosten gesenkt. Architekt Peter Sapp, Partner querkraft, dazu: „Das Projekt luv + lee will einen aktiven und lebendigen Beitrag zur Stadtentwicklung im Nordwestbahnviertel leisten. Der Holz-Beton-Hybridbau schafft einen abwechslungsreichen Lebensraum für unterschiedlichste Nutzergruppen auf vielen Ebenen. Der Fokus liegt auf flexiblem, qualitativem Wohnen, unter anderem mittels Low-tech-Maßnahmen wie der topografischen Gestaltung des Hofes als Kaltluftsee, welcher durch natürliche Thermik das Gebäudeinnere kühlt.“ Im zweigeschossigen Gewerbesockel werden Begegnungsräume für das Grätzel geschaffen.
Projektdaten luv + lee:
Größe: 18.400 m2
Raumprogramm: Mischnutzung, geförderter Wohnbau
Bauherr: Arwag
Architektur: querkraft architekten zt gmbh
Statik: Dorr – Schober & Partner
Freiraumplanung: green4cities
Brandschutz: Kern+Ingenieure
Kreislaufwirtschaft: Materialnomaden


