OSB-Platten: Frankreich statt Russland
Swiss Krono ist vom Rückgang der Nachfrage überrascht und verlagert die Investitionsprioritäten nach Westeuropa. Frankreich statt Russland lautet die neue Losung.
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause ist der Holzwerkstoffhersteller Swiss Krono in diesem Jahr auf der BAU München mit einem 200 m2 großen Stand vertreten. Im Gepäck hat der Konzern eine Reihe an Produktinnovationen aus den drei Geschäftsbereichen Flooring, Interiors und Building Materials. Und ein paar Nachrichten zur strategischen Ausrichtung.
Job- und Lagerabbau
Swiss Krono hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021/22 hinter sich, sieht aber dunkle Wolken am Horizont. „Wir sehen im laufenden Geschäftsjahr einen starken Rückgang bei der Nachfrage nach Baumaterial. Der Rückgang war erwartbar, aber das Ausmass überrascht auch uns“, sagt Martin Brettenthaler, CEO und Vorsitzender der Konzernleitung. Das erforderte kurzfristige Maßnahmen, wie die Reduktion von Personal, Kosten und Lagerbeständen – die bereits seit Herbst 2022 ergriffen wurden. Panik sei nicht angebracht, so Brettenthaler: „Die mittel- und langfristigen Aussichten für die Branche sind gut, denn wenn der europäische Bausektor dekarbonisiert werden soll, muss mehr mit Holz gebaut werden“, so der Manager.“
Ausbau geplant
Swiss Krone wird die drei Geschäftsbereiche weiter stärken. Insbesondere im Bereich Building Materials, mit dem Kernprodukt OSB, hat die Gruppe bereits in den vergangenen Jahren die Produktionskapazitäten an den bestehenden Standorten massiv ausgebaut: In Deutschland, am Standort Heiligengrabe, wurde die OSB-Produktionskapazität im Jahr 2022 von 450.000 auf 600.000 m3/Jahr erweitert und in Polen wird sie bis Ende 2023 von 430.000 auf 480.000 m3/Jahr ansteigen. Weitere Erweiterungen sind an den Standorten in Frankreich, Sully-sur-Loire, sowie Ungarn, Vásárosnamény, in Umsetzung mit geplanter Inbetriebnahme in 2024. Über neue OSB-Produktionsstandorte (Greenfield-Expansion) soll der Konzern in Westeuropa weiter wachsen.
Große Russland-Bremse
Ursprünglich plante Swiss Krono am russischen Standort Scharja eine OSB-Anlage mit einem Produktions-volumen von 600.000 m3/Jahr und einem Investitionsvolumen von 260 Mio EUR errichtet werden. „Unmittelbar nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben wir dieses bereits sehr weit fortgeschrittene Projekt – gemeinsam mit allen weiteren Investitionen in Russland – sofort abgebrochen. Unser Fokus liegt nun auf Westeuropa; insbesondere Frankreich bietet attraktive Rahmenbedingungen: Eine vorteilhafte demografische Entwicklung, ein besonders starker, politisch unterstützter Trend zum Bauen mit Holz, eine vernünftige Energiepolitik und eine ausreichende Holzversorgung im Südwesten“, so Brettenthaler.
Swiss Krono Group zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Holzwerkstoffen 1966 als Familienunternehmen gegründet, steht die Gruppe zu 100 % im Eigentum von Ines Kaindl-Benes. Die Firmengruppe beschäftigt heute an zehn Produktionsstandorten in acht Ländern rund um den Globus etwa 5.000 Mitarbeitende. Die Gruppe hat ihren Hauptsitz in Luzern in der Schweiz.