Das F30-Desaster
Das Wiener Lorenz-Böhler-Krankenhaus war 1972 ein erster Großbau in Stahlskelett-Leichtbauweise und erfüllt beim Brandschutz nicht einmal F30.
Am 28. Februar 2024 gab die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) bekannt, dass das „50 Jahre alte Gebäude bau- und brandschutztechnische Maßnahmen erfordert, die weder kurzfristig noch im laufenden Betrieb umsetzbar sind.“ Kurzum, das Krankenhaus muss abgesiedelt werden, was in den kommenden Wochen passieren soll. Bis das Spital leer ist wird die Wiener Berufsfeuerwehr permanent vor Ort sein – es besteht also Gefahr im Verzug.
Hintergrund für das Desaster ist ein Gutachten des Sachverständigen Erich Kern. Er hat heute früh im Ö1-Morgenjournal erklärt, dass die Brandschutzbeschichtung der Stahlträger so dünn aufgetragen wurde, dass nicht einmal die Brandschutzklasse F30 erfüllt ist.
Was heute bitter ist für die Gesundheitsversorgung der Bundeshauptstadt war einst eine Innovation. Das 1972 eröffnete Spital war hierzulande einer der ersten Großbauten, die in Stahlskelett-Leichtbauweise errichtet wurde. Und das offenbar mangelhaft, da der fehlende Brandschutz nach Ansicht des Eigentümers eine sofortige Schließung des 118-Betten-Hauses erfordert.
Interessant ist die Frage, warum der mangelnde Brandschutz bislang unentdeckt blieb beziehungsweise keine Konsequenzen nach sich gezogen hat.