Neuer Name, neue Technik

Seit Anfang April heißt das Sony Center, eines der jüngeren Wahrzeichen Berlins, Center am Potsdamer Platz. Aber nicht nur einem Namenswechsel, sondern einer kompletten Runderneuerung wird das Ensemble unterzogen. Mit kräftiger österreichischer Mitwirkung.

Der vor 22 Jahren eröffnete Komplex, der vom deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn geplant wurde, erhält ein Update. Das aus acht Gebäuden bestehende Ensemble ist nicht zuletzt dank seines spektakulären Zeltdaches aus Stoffbahnen und dem 103 m hohen gläsernen Hochhaus weltbekannt. Die Eigentümer haben bereits im Vorjahr angekündigt, den vorübergehend unter dem Namen „Center am Potsdamer Platz“ laufenden Komplex einer gebäudetechnischen Generalüberholung samt der Schaffung neuer Nutzungen zu unterziehen. Dafür investieren Oxford Properties und Norges Bank rund 250 Millionen Euro. Läuft alles rund, soll der erste Bauabschnitt bereits im Sommer 2024 fertig sein.

Sanierung in zwei Etappen
Die Sanierung und Restrukturierung läuft in zwei Etappen, deren erste bereits in Arbeit ist – und das mit kräftiger österreichischer Mitwirkung. Nicht nur der Projektleiter kommt aus Österreich, auch ein erheblicher Teil der Planung für die Gebäude- und die Energietechnik trägt rot-weiß-rote Handschrift.
„Wir haben es hier mit acht Gebäuden mit 112.000 m² zu tun, wovon 85.000 m² Büroflächen sind“, umreißt Projektleiter Benjamin Gschnell, der aus Mödling kommt und seit Jahren in Berlin lebt, im Gespräch mit Building Times das Volumen. „Seit dem Vorjahr gibt es einen Masterplan, an dessen Umsetzung wir bereits arbeiten. Begonnen haben wir mit dem voll vermieteten Bauteil am Kemperplatz 1, wo wir eine energetische Sanierung machen. Das heißt, alle Pumpen, alle Sensoren und die gesamte Gebäude-Leittechnik werden ausgetauscht und gleichzeitig mit Sensoren ausgestattet. Allein die Planungskosten dafür haben knapp zwei Millionen Euro betragen, denen rund 25 Prozent Energie-Einsparung gegenüberstehen“, erklärt Gschnell.

Komplette Entkernung leerer Gebäude
Bei den leeren Gebäuden soll wesentlich mehr in die Gebäude-Substanz eingegriffen werden, so der Projektleiter, „die werden entkernt, bis auf die Fassade bleibt nichts erhalten. Die Trockenbauwände kommen alle raus, auch die Doppelböden, es gibt keine Fan Coils mehr, dafür aber Lehm-Kühldecken oder Kühlbalken“.
Bis 2024 dauere die erste große Bauphase, erläutert Gschnell, geschaffen werden auch Grünflächen und Platz für Einzelhandel. Im Sommer nächsten Jahres steht dann eine große Eröffnung am Plan. Danach ist der Start der zweiten großen Bauphase vorgesehen, die bis 2026 dauern soll. „Das gesamte Investitionsvolumen beträgt 250 Millionen Euro, davon entfallen zwischen 30 Millionen Euro und 50 Millionen Euro allein auf die Haustechnik und die Energietechnik“, sagt der Projektleiter.

Oststeirische HT- und Energie-Planer
Die Architektur-Planung für das Großprojekt kommt vom Studio Jahn und weiteren Berliner Architekten, die Haustechnik- und Energietechnik-Planung jedoch nach einer Ausschreibung vom oststeirischen Büro Lechner + Partner Ingenieure GmbH sowie von der Berliner BIC Ingenieur-Consulting GmbH.
„Wir haben einen guten Ruf bei der Energie-Optimierung“, sagt Heinz Lechner, der Geschäftsführer des gleichnamigen Ingenieurbüros, dem drei Viertel der Firma gehören, im Gespräch mit Building Times, „und so sind wir zum ersten Projekt gekommen, einer Studie und deren Umsetzung für einen Bauteil. Dann haben wir den Auftrag für die Komplett-Sanierung für einen anderen Bauteil bekommen“. Übrigens: Der größte Auftrag der mittlerweile 24-jährigen Firmengeschichte ist das nicht. Lechner erzählt: „Aufträge in dieser Größenordnung haben wir in Österreich auch schon gemacht“. Für heuer erwartet er übrigens eine Umsatzsteigerung um ca. fünf Prozent auf rund fünf Millionen Euro, vor dreieinhalb Jahren waren es noch rund 3,5 Millionen Euro gewesen. 30 Mitarbeiter:innen in Greinbach und 15 in Wien gehören zum Team von Lechner + Partner.

Büros statt Treppenhäuser
Als Ziel des Refurbishments von Bauteil E1/E2 nennt Lechner die Schaffung von Büro-Mietflächen auf möglichst hochwertigem Standard. Das bedeutet eine Sanierung der Haus- und der Elektrotechnik sowie der MSRL, wofür im Bauteil E1 alle Geschoße ab dem vierten Obergeschoß und in E2 alle Geschoße ab dem zweiten OG erneuert werden.
„Um zusätzliche Mietfläche zu generieren, werden zwei der vier Treppenhäuser in den betroffenen Geschoßen rückgebaut und in Nutzflächen umgewandelt. In diesem Zug wird die Druckbelüftung der Treppenhäuser 2 und 3 sowie der beiden Feuerwehraufzüge vollumfänglich entsprechend der aktuellen Hochhausrichtlinie hergestellt“, berichtet der Oststeirer.
Im neuen Bürokonzept ist eine Raumkühlung und Lufteinbringung mit Hilfe von diffusen Kühlbalken geplant, die Versorgung mit thermischer Energie wie bisher über Fernwärme und Fernkälte. Zur energetischen Sanierung soll eine Vielzahl von Optimierungsmaßnahmen umgesetzt werden, unter anderem die Implementierung einer variablen Volumenstromregelung in den Büros, der schon erwähnte Ventilatoren-Austausch gegen EC-Ventilatoren sowie die Erneuerung der Umwälzpumpen. Bei der elektrotechnischen Sanierung geht es hauptsächlich um die Revitalisierung der Infrastruktur in den Mietbereichen und die Sanierung der sicherheitstechnischen Anforderungen auf den aktuellen Stand der Technik.