Grünes Methanol wie Smartphone

Der Unternehmer und Visionär Frank Obrist sieht im Grünen Methanol einen erneuer­barer Energieträger, der alle fossilen Brennstoffe weltweit ersetzen kann. Grünes Methanol werde in 15 Jahren so selbstverständlich sein wie es Smartphones heute sind.

Erneuerbare Energie, die aus Luft und Sonne gewonnen wird und so leicht transportiert und gespeichert werden kann wie fossile Brennstoffe ­– das sei keine Utopie, sondern ein technisches Konzept, das reif ist für den großindustriellen Einsatz. Mit diesen Worten wirbt Frank Obrist, Gründer und CEO der deutsch-österreichischen Obrist Group, für den von seiner Industriegruppe entwickelten Plan zur Herstellung von grünem Methanol als universellem Energieträger. Obrist erklärt: „In der Zwickmühle zwischen der zunehmenden Erderwärmung durch die weitere Nutzung fossiler Energien und den Unwägbarkeiten einer bloß von Wind und Sonne abhängigen Energieversorgung gibt es einen Ausweg, nämlich Sonnenenergie, aber nicht in Form von elektrischem Strom, der sich nur schwer speichern und transportieren lässt, sondern als grünes Methanol.“

CO2-negativ ist gleich Klima-positiv

Vereinfacht gesagt wird dabei der Umgebungsluft Wasser entzogen und mittels Solarenergie zunächst in Wasserstoff und dann in Methanol umgewandelt. Methanol ist bei Normal­temperatur flüssig, lässt sich in Behältern fast unbegrenzt speichern und kann über alle herkömmlichen Transportwege (Pipelines, Tankschiffe, Eisenbahnwaggons, Lastwagen etc.) verteilt werden. Der Clou: Bei der Erzeugung des Methanols wird der Atmosphäre mehr CO2 entzogen als bei der späteren Verbrennung emittiert wird. Damit funktioniere das von Obrist entwickelte und patentierte Direct-Air-Capture-Verfahren (DAC) wiederum vereinfacht formuliert wie ein „CO2-Staubsauger“: Die Atmosphäre wird von dem Kohlen­dioxid, das durch die Industrialisierung über Jahrzehnte hinweg emittiert wurde, gereinigt. Die Obrist Group spricht von aMethanol (Atmospheric Methanol) und nennt das Verfahren „sub-zero“, weil netto nicht nur kein CO2 freigesetzt wird (was der Nulllinie bei den Emissionen entspräche), sondern der CO2-Gehalt in der Atmosphäre gesenkt wird. Die Gleichung lautet „CO2-negativ ist gleich Klima-positiv“. Erfinder und Visionär Frank Obrist hält weltweit über 252 angemeldete und 128 vergebene Patente, die genau dies ermöglichen sollen. Die Vereinten Nationen unterstützen das Konzept.

Grünes Methanol billiger als fossile Brennstoffe

Dem gelegentlich geäußerten Gegenargument, dass die Herstellung von grünem Methanol nicht wirtschaftlich sei, widerspricht Obrist. „Im Sonnen­gürtel der Erde ist Solarenergie beinahe kostenfrei zu haben. Wenn wir dort Methanol­fabriken errichten, liegen die Kosten für diesen erneuerbaren Energieträger mit knapp 6 Cent pro Kilowattstunde deutlich unter allen fossilen Brennstoffen, und zwar auch dann, wenn man die Transportkosten dazurechnet“, sagt er.

Die deutsch-österreichische Industriegruppe plant die Errichtung sogenannter Gigaplants, eine Art riesiger Solarparks, die jedoch keinen Strom liefern, sondern grünes Methanol. Auf rund 280 Quadrat­kilometern Grundfläche sollen knapp vier Millionen Tonnen Methanol im Jahr hergestellt werden. Dies entspricht bei heutigen Energiepreisen einem Umsatzvolumen von etwa 4,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die jährlichen Betriebskosten werden auf rund 340 Millionen Dollar beziffert, so dass ein Bruttogewinn von beinahe vier Milliarden Dollar im Jahr verbleibt. Die Baukosten für eine Gigaplant in Höhe von kalkulierten 18,6 Milliarden Dollar wären demnach in weniger als fünf Jahren eingespielt, was einer jährlichen Rendite auf die Kapitalkosten von über 21 Prozent entspricht.

„Die hohe Wirtschaftlichkeit ist entscheidend, um Investoren zu begeistern“, sagt Frank Obrist, „schließlich muss jedem Investor klar sein, dass ein heutiger Einstieg in das Gigaplant-Business in finanzieller Hinsicht in etwa so ist, als ob man vor 20 Jahren bei Apple oder vor 15 Jahren bei Tesla eingestiegen wäre.“ Für das Klima wichtiger als die Rendite: Die Gigaplant soll jedes Jahr netto mehr als 6,2 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Mit 2.700 Gigaplants könnten fossile Energieträger Berechnungen zufolge voll­ständig ersetzt werden.