Netto-Null-Gebäude im Fokus

Mit dem Forschungsprojekt Drei × Null = Null sollen Gebäude entwickelt werden, die von der Errichtung über den Betrieb bis hin zum Rückbau – eine Netto-Null-Bilanz von Treibhausgasen erreichen.

Ein Forschungsprojekt soll zeigen, wie Gebäude CO₂-neutral, umweltgerecht und ressourcenschonend errichtet, betrieben und rückgebaut werden können. Herzstück des Vorhabens sind drei beispielhafte Wohnbauten, die von gemeinnützigen Bauträgern an verschiedenen Standorten in Niederösterreich errichtet werden. Das Projekt startete im Juli 2023 und wird von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert. Initiiert haben das Vorhaben die Architekturbüros Magk-Architekten und einszueins architektur. „Das Projekt ermöglicht es uns, tatsächlich klimaneutrale Demoprojekte zu realisieren. Gemeinsam mit Bauträger:innen erforschen wir sowohl bestehendes als auch fehlendes Wissen, das gesammelt in die zu errichtenden Demoprojekte einfließt“, beschreibt Magk-Architekt Martin Aichholzer das Forschungsziel. Begleitet wird das Projekt wissenschaftlich vom Institute of Building Research & Innovation (IBR&I).

Schon bei der Auswahl der Grundstücke wurde von den drei gemeinnützigen Bauträgern Alpenland, EGW und Schönere Zukunft auf echte Nachhaltigkeit geachtet: So wurden ausschließlich bereits vorgenutzte Flächen verwendet, wie etwa Brownfields oder Grayfields, um weiteren Flächenverbrauch zu vermeiden.

Der aktuelle Stand der Projekte

Die gemeinnützigen Bauträger arbeiten an der Umsetzung: Die EGW befindet sich bereits in der Planungsphase für zwei Gebäudeteile in Bad Vöslau, die von einszueins architektur umgesetzt werden. Architekt Markus Zilker von einszueins erklärt: „Die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre besteht darin, die Forschungsergebnisse im Baustellenalltag umzusetzen. So liegt es beispielsweise nahe, mit dem nachwachsenden und reichlich vorhandenen Rohstoff Stroh zu dämmen. Gleichzeitig müssen jedoch auf rechtlicher Ebene noch einige Hürden überwunden werden, um unsere Gebäude damit auszustatten.“

Die Bauträger Alpenland und Schönere Zukunft arbeiten aktuell an Bebauungsstudien für ihre Standorte in Heiligeneich und Göblasbruck. Der Baubeginn des ersten Demo-Gebäudes ist für 2025 vorgesehen.

Von der Errichtung bis zum Rückbau

Das Projekt berücksichtigt die gesamte Wertschöpfungskette: In der Phase A (Errichtung) spielen nachhaltige Materialien wie Holz, Stroh und Lehm eine zentrale Rolle. Ihr Einsatz verringert im Vergleich zu mineralischen Massivbauweisen die Treibhausgasemissionen der Gebäudeerrichtung. Darüber bilden diese Naturbaustoffe einen Kohlenstoffspeicher und entlasten damit die Atmosphäre.

In der Phase B (Betrieb) liegt der Fokus auf der Nutzung erneuerbarer Energien sowie der Optimierung von Heiz-, Kühl- und Lüftungssystemen. Es wird aber auch nach Möglichkeiten gesucht, aktiv Kohlenstoff zu speichern und CO₂-Senken zu generieren.

Für die Phase C (Rückbau) werden Materialrecycling und Techniken wie Pyrolyse zur langfristigen Kohlenstoffspeicherung untersucht, um CO₂-Emissionen auch am Ende des Lebenszyklus zu vermeiden.

Ein besonderes Augenmerk liegt außerdem auf der Wiederverwendung von Baumaterialien aus bestehenden Gebäuden (Grayfields) sowie der Bodenaufbereitung bei Industriebrachen (Brownfields).

Herausforderungen und Chancen

Die Wissenschafter:innen Renate Hammer und Peter Holzer (beide IBR&I) begleiten alle Planungsschritte mithilfe eines Living Diagram, das eine Atmosphärenbilanz visualisiert. Es zeigt auf, wann und wodurch Emissionen entstehen oder Kohlenstoff gespeichert wird. „Klimaneutrales Bauen erfordert ein konsequentes Umdenken“, bringt es Hammer auf den Punkt. Während die gesetzlichen Rahmenbedingungen der EU in vielen Bereichen positive Anreize bieten, müssten technische und wirtschaftliche Herausforderungen gemeistert werden. „Unser Ziel ist es, Gebäude zu schaffen, die klimaneutral und darüber hinaus auch anpassungsfähig und zukunftssicher sind“, erklärt Peter Holzer und weiter: „Ein Gebäude muss auf geänderte Nutzungsanforderungen und Umweltbedingungen reagieren können. Das ist eine Voraussetzung für seine lange Nutzung und damit eine Säule von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.“

Übertragbarkeit und Vision

Das Projekt Drei×Null = Null möchte Maßstäbe für die Bauwirtschaft setzen und praxisnahe Antworten auf die Frage geben, wie Klimaneutralität im gemeinnützigen Wohnbau großflächig umgesetzt werden kann. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier