Wasser, Strom und Torf

Irland ist geprägt vom Meer und grünen Weiten. Sehenswert ist mitunter auch die Gebäudetechnik.

Wasser und Strom werden hierzulande nach Möglichkeit strikt getrennt. Nicht so eng sieht man dies in anderen Weltgegenden, so auch in Irland. In den Duschen der dortigen Bed & Breakfast-Herbergen hängen massenweise 8,5 kW-Durchlauferhitzer, die das kühle Nass erwärmen und den Druck erhöhen. Die Geräte sind zugleich Ersatz für die Armaturen, mit denen Grohe & Co in unseren Bädern glänzen. So ein Ding kostet etwa drei Hunderter, brummt beim Duschen ziemlich laut und das Installationsvideo für Heimwerker steht im Netz. Auf den laufenden Bildern sieht man, dass Strom und Wasser gleich nebeneinander aus der Wand kommen. So einfach kann also eine europäische Installation sein.

Manche Iren haben auch wenig Problem damit, dass Strom und Abwasser sich sehr nahekommen. In einer Gegend, wo es fast täglich einmal regnet, ist das schon irgendwie komisch. Und Geschäfte, in denen die elektrischen Eingeweide von der Decke baumeln, bereiten den Bewohnern der Insel auch nicht wirklich Sorgen. Für richtlinientreue Innungsfunktionäre, normschaffende Lobbyisten oder beamtete i-Tüpfelreiter ist Irland abseits der gehobenen Hotellerie vermutlich ein Graus.

Was in Irland weiters rasch auffällt, ist die Kluft zwischen schön fein und schmutzig schäbig. In jeder beliebigen Gasse Dublins und weit draußen auf dem Land findet man sehr gepflegte und ziemlich verwahrloste Gebäude nebeneinander. Die vom Rost geprägte Lüftungsanlage findet man unweit der modernen Brandmeldeanlage, die in gewöhnlichen Wohngebäuden hierzulande eher kaum zu finden ist.

Apropos Feuer: Davor dürften die Iren Respekt haben, denn Rauchwarnmelder sind so gut flächendeckend verbreitet. Das ist nebenbei fein für die heimische Wertschöpfung, denn mit EI Electronics sitzt in Irland der europäische Marktführer für Rauchwarnmelder.
Eine gewisse Warnpflicht ist auch bei den irischen Toiletten angebracht. Die Spülkästen sind oft so konzipiert oder eingestellt, dass das große Geschäft eher selten rückstandsfrei seinen Weg in den Untergrund nimmt.

Beim Untergrund sind die Iren aber generell weniger heikel. Sie verbrennen an kühleren Tagen immer noch Torf. Was viele als Traditionspflege verstehen ist für andere ein maschinell optimierter Raubbau an den Mooren. Gewöhnungsbedürftig riechen tut der Brauch auf jeden Fall.