Unsichtbare Sicherheit

Im Wiener Diplomatenviertel wird ein Neubau für die Deutsche Botschaft errichtet. Dafür musste ein Architektur-Juwel weichen, Sicherheit steht im Vordergrund, soll aber nicht sichtbar sein.

In der Wiener Reisnerstraße im Herzen des Diplomatenviertels im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde eben der Grundstein für den Neubau der Deutschen Botschaft in Wien vermauert. Dazu hat Botschafter Ralf Beste zuvor noch eine „Zeitkapsel“ mit einem Säckchen Münzen, einem aktuellen Exemplar der Wiener Zeitung und einer deutsch-österreichischen Freundschaftsnadel deponiert.

Der Neubau, der nicht nur die bilaterale Botschaft, sondern auch die deutsche Vertretung bei der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) beherbergen wird, ist nicht unumstritten. 2019 wurde am Bauplatz ein überaus bemerkenswerter Bau des großen deutschen Architekten Rolf Gutbrod (1910 – 1999) geschleift. Weil sich die praktischen Anforderungen der Botschaft und der Residenz im Vergleich zu den 60er-Jahren elementar verändert hätten, sagt die Botschaft.

Sanierung unwirtschaftlich

Sicherheitsmaßnahmen, Barrierefreiheit, mehr Publikumsverkehr und der Zuwachs durch die OSZE trugen dazu bei, dass man sich schweren Herzens für den Abriss entschied. Auch weil die Überlegungen zur Generalsanierung sich als unwirtschaftlich herausgestellt htten, so der Bauherr.

Nun entsteht also auf dem 5.262 m² großen Grundstück, auf dem schon ab 1877 die Gesandtschaft des Deutschen Kaiserreichs stand, ein Neubau der deutschen Architekten- und Professorenbrüder Ansgar und Benedikt Schulz, die bereits 2016 als Wettbewerbssieger feststanden und bis 2024 mit dem Bau fertig sein sollen. Wozu es im Juryprotokoll heißt: „Es entsteht ein neuer Typus eines offenen, mit seiner Umgebung in Dialog tretenden Hauses, welches die gegebenen Sicherheitsanforderungen nicht zum Ausdruck der Architektur werden lässt“.

Bis 2024 sollen rund 3.650 m² an Bürofläche, mit einer neuen Pass- und Visastelle, ein Veranstaltungssaal, ein neues Residenzgebäude sowie ein Botschaftsgarten entstehen. „In der Beletage öffnet sich der Innenhof der Kanzlei zum Baumbestand. Damit entsteht oberhalb des Sockelgeschosses ein wettergeschützter Außenraum, der zusammen mit der Residenzterrasse den amtlichen Teil der Botschaft (Foyer, Empfangsraum, Musikzimmer, Bibliothek) und den Garten verbindet“, schreiben die Architekten, die für die Fassade hellen Naturstein verwenden werden.