PV und Speicher

Die Energiewende ist in vollem Gange – und Photovoltaik (PV) sowie Stromspeicher gelten als zentrale Bausteine für eine nachhaltige Energieversorgung.

Doch wie steht es um die Akzeptanz, die Herausforderungen und die Perspektiven dieser Technologien im österreichischen Wohnbau? Eine aktuelle Umfrage von building Times und Expertenbefragung gibt Einblicke in die Stimmungslage, die Hürden und die Zukunftserwartungen rund um PV-Anlagen und Speicherlösungen.

Photovoltaik im Wohnbau
Die Photovoltaik hat im österreichischen Wohnbau längst Fuß gefasst. Laut Umfrage betreiben 92 Prozent der befragten Expert:innen bereits eine eigene PV-Anlage. Diese hohe Durchdringung spiegelt das gestiegene Bewusstsein für erneuerbare Energien wider – und zeigt, dass PV nicht mehr nur ein Nischenthema für Technikbegeisterte ist.
Noch deutlicher wird die Akzeptanz im mehrgeschoßigen Wohnbau: 92 Prozent halten PV-Anlagen auch hier für sinnvoll. Damit ist klar, dass die Branche die Photovoltaik nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für größere Wohnanlagen als zukunftsweisend betrachtet.

Potenziale im mehrgeschoßigen Wohnbau
Gerade im mehrgeschoßigen Wohnbau sehen die Befragten großes Potenzial für PV-Anlagen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Nutzung von Dachflächen und – bei gebäudeintegrierter PV – auch von Fassadenflächen kann den Eigenverbrauch erhöhen und die Energiekosten für Bewohner:innen senken. Allerdings ist die Umsetzung komplexer als im Einfamilienhaus: Gewerkeübergreifende Herausforderungen, Abstimmungsbedarf zwischen Eigentümer:innen und Mieter:innen sowie technische und rechtliche Hürden bremsen den Ausbau.

Zufriedenheit und Stromertrag
Die Zufriedenheit mit bestehenden Anlagen ist hoch: 83 Prozent der Betreiber:innen sind mit dem Stromertrag ihrer PV-Anlage zufrieden, weitere 17 Prozent stimmen „eher ja“. Negative Stimmen gibt es keine. Dies unterstreicht, dass moderne PV-Anlagen die Erwartungen in puncto Energieertrag erfüllen und damit einen wichtigen Beitrag zur Eigenversorgung leisten.

Kosten, Integration und Netzeinspeisung
Trotz der hohen Zustimmung gibt es handfeste Herausforderungen. 69 Prozent der Befragten nennen die hohen Kosten als Hauptgrund dafür, dass gebäudeintegrierte PV in Österreich noch ein Schattendasein führt. 62 Prozent sehen gewerkeübergreifende Probleme, etwa bei der Abstimmung zwischen Elektrik, Bau und Architektur. Auch die Optik und die begrenzte Auswahl an Anbietern spielen mit je 23 Prozent eine nicht unbedeutende Rolle.
Ein weiteres Problem ist die Netzeinspeisung. In einigen Regionen Österreichs gibt es erhebliche Einschränkungen bei der Einspeisung von PV-Strom. Zwar sind aktuell nur rund 8 Prozent der Befragten direkt betroffen, doch das Thema bleibt brisant – insbesondere, wenn der PV-Ausbau weiter forciert werden soll. Auffällig ist, dass die meisten Probleme mit der Netzeinspeisung in Niederösterreich mit 37 Prozent genannt werden, gefolgt von Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Burgenland und Wien mit 10 bis 12 Prozent, der Befragten, die bei einem Projekt direkt betroffen sind. Der aktuelle Vorschlag der Regierung, dass die PV-Einspeisung limitiert werden soll, trägt vermutlich nicht gerade dazu bei, weitere PV-Projekte zu starten.

Förderungen und Rahmenbedingungen
Die Förderlandschaft hat sich zuletzt verändert. Die klassische PV-Förderung wurde zurückgefahren, übrig geblieben sind vor allem die ÖMAG-Investitionsförderungen. Für die meisten Befragten (92 Prozent) hat diese Änderung keine Auswirkungen auf aktuelle Projekte. Dennoch bleibt die Unsicherheit, wie sich die Förderpolitik künftig entwickeln wird.
Ein Lichtblick ist der neue „Made in Europe“-Bonus der EU: 62 Prozent der Befragten finden die Förderung attraktiv und würden dadurch eher europäische Komponenten verwenden. Das könnte den europäischen PV-Markt stärken und die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern verringern.

Sicherheit und Recycling
Sicherheitsaspekte spielen bei PV-Anlagen eine Rolle, insbesondere beim Brandschutz. Rund 31 Prozent der Befragten haben diesbezüglich Bedenken, die Mehrheit (69 Prozent) sieht jedoch keine Probleme. Die Diskussion um mögliche Spionage- oder Sabotage-Hardware in chinesischen Wechselrichtern wird differenziert betrachtet: Während 38 Prozent eine Bedrohung für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich halten, sehen 54 Prozent das Risiko als „wenig wahrscheinlich“ an.
Das Recycling von PV-Modulen wird als Herausforderung der Zukunft gesehen, doch aktuell sehen nur 15 Prozent der Befragten darin ein akutes Problem.

Stromspeicher im Wohnbau
Stromspeicher gelten als Schlüsseltechnologie für die Energiewende im Gebäudesektor. 77 Prozent der Befragten halten Speicher im Wohnbau für sinnvoll. Sie ermöglichen es, den Eigenverbrauch zu erhöhen, Lastspitzen zu glätten und die Versorgungssicherheit zu stärken. Dennoch plant aktuell nur etwa die Hälfte der Befragten (46 Prozent) ein konkretes PV- und/oder Speicherprojekt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben den Kosten spielen auch technische Unsicherheiten und die Förderlandschaft eine Rolle.

Beitrag zur Netzstabilität
Ein zentrales Argument für den Einsatz von Speichern ist ihr Beitrag zur Netzstabilität. 92 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass Speicher im Wohnbau maßgeblich zur Entlastung der Stromnetze beitragen können. Durch die Zwischenspeicherung von Solarstrom können Lastspitzen abgefangen und die Netze vor Überlastung geschützt werden – ebenfalls ein Aspekt, der mit steigendem PV-Anteil immer wichtiger wird.

Förderlandschaft und EU-Bonus
Die Förderlandschaft für Speicher ist ähnlich wie bei PV-Anlagen im Wandel. Der neue EU-Bonus für europäische Komponenten wird von 62 Prozent der Befragten positiv bewertet. Das könnte die Marktdurchdringung von Speichern „Made in Europe“ erhöhen und die technologische Souveränität Europas stärken.

Sicherheit und Brandschutz
Auch bei Speichern ist der Brandschutz ein Thema. 31 Prozent der Befragten äußern diesbezüglich Bedenken. Moderne Speichertechnologien und Sicherheitskonzepte können Risiken jedoch minimieren. Die Branche arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung von Standards und Zertifizierungen, um das Vertrauen der Nutzer:innen weiter zu stärken.

Recycling und Zukunftsperspektiven
Das Recycling von Speichern wird als Herausforderung für die kommenden Jahre gesehen. Lithium-Ionen-Batterien und andere Speichertechnologien enthalten wertvolle, aber auch problematische Rohstoffe. Die Mehrheit der Befragten sieht aktuell kein akutes Problem, doch der Aufbau von Recycling-Infrastrukturen wird als zentrale Aufgabe für die Zukunft betrachtet.

Fazit und Ausblick
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Photovoltaik und Speicher sind im österreichischen Wohnbau angekommen und werden von der Mehrheit der Expert:innen und Praktiker:innen als sinnvoll und zukunftsweisend bewertet. Die Zufriedenheit mit bestehenden Anlagen ist hoch, und die Potenziale – insbesondere im mehrgeschoßigen Wohnbau – werden erkannt.
Gleichzeitig gibt es noch zahlreiche Herausforderungen: Hohe Kosten, technische und organisatorische Hürden, Unsicherheiten bei der Netzeinspeisung und Fragen der Sicherheit und des Recyclings müssen adressiert werden. Die Förderlandschaft befindet sich im Wandel, doch neue Anreize wie der EU-Bonus für europäische Komponenten könnten wichtige Impulse setzen.
Für die Zukunft gilt es, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern, Innovationen zu fördern und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken. Dann können Photovoltaik und Speicher ihre volle Wirkung entfalten – als zentrale Bausteine einer nachhaltigen, sicheren und unabhängigen Energieversorgung.