Hitzeschutz für Städte

Passive Kühlstrategien wie Außenverschattung, begrünte Fassaden und Dächer sowie speicherwirksame Baumaterialien sind entscheidend, um die Hitze in den Städten zu mildern, so Drees & Sommer.

Kaum ist der Sommer da, jagt eine Hitzewelle die nächste: Laut aktuellen Wetterprognosen steht Europa wieder ein Hitzesommer mit Temperaturrekorden von bis zu 40 Grad bevor. „In sogenannten Tropennächten, wenn die Temperaturen nicht mehr unter 20 Grad sinken und sich Wärmeinseln bilden, sorgt selbst nächtliches Lüften kaum noch für Abkühlung. Auch auf Bundesebene steht der Klimawandel im Fokus: Um die oftmals hohen Kosten für diese kommunalen Maßnahmen abzufedern, öffnete das deutsche Bundesumweltministerium am 15. Mai ein neues Förderfenster für Städte und Kommunen.

Wie das besonders wirksam umgesetzt werden kann, zeigen beispielsweise die Städte Düren, Dormagen und Rastatt, die Drees & Sommer bereits bei der Anpassung an Extremwetter und nachhaltige Stadtgestaltung begleitet hat. Auf Basis ihrer Erfahrungen aus diesen und weiteren Klimaanpassungsprojekten haben die Stadtentwicklungsexperten von Drees & Sommer folgende wichtige Empfehlungen gegen städtische Wärmeinseln abgeleitet:

1. Schattenspender bereitstellen

Die einfachste und kostengünstigste Methode, um Straßen und Freiflächen vor der Hitze zu schützen, sind Bäume oder andere Schattenelemente. Simple Lösungen wie Haltestellendächer oder Bänke im Schatten ermöglichen es den Menschen, sich bei hoher Anstrengung auszuruhen. „Der Baumbestand in Städten ist enorm wichtig. Bäume spenden nicht nur Schatten, sie kühlen auch die Luft durch Verdunstung“, erklärt Gregor Grassl.

2. Mit Pflanzen kühlen: Fassaden begrünen, Böden entsiegeln

Die Entsiegelung von Flächen spielt eine entscheidende Rolle für das Mikroklima in Städten. „Plätze und Wege müssen nicht immer mit Asphalt bedeckt sein. Kiesflächen, wie sie in Biergärten zu finden sind, oder Rasengittersteine auf Parkplätzen sind geeignete Alternativen, denn sie verringern den Hitzeeffekt und sind oft kostengünstiger als Asphalt“, erklärt Grassl. Neben Bäumen und Grünstreifen gehört auch die Begrünung von Fassaden zu einem effektiven Mittel, das Klima in Städten zu verbessern. Da die Umsetzung solcher Begrünungsmaßnahmen oft zeitintensiv ist, gibt es auch schnellere Lösungen zur Linderung der Hitzebelastung, etwa Trinkbrunnen.

3. Reflektierende und helle Materialien einsetzen

Neben mehr Grünflächen wirken helle, reflektierende Materialien der Hitze in Städten entgegen. Diese können an heißen Tagen eine übermäßige Wärmeeinstrahlung reduzieren. In der Stadtplanung wird dies als Albedo-Effekt bezeichnet. Kurzwellige Strahlung wird reflektiert und das Material erhitzt sich nicht. Besonders positive Ergebnisse erzielt der Albedo-Effekt in dicht bebauten Gebieten mit großen Dachflächen.

4. Energiearme Kühllösungen in den Nachtstunden einsetzen

Was viele nicht wissen: Klimaanlagen verstärken den Hitzeinsel-Effekt noch weiter. „Klimaanlagen wie Splitgeräte sind besonders problematisch, weil sie genau dann arbeiten, wenn es heiß ist. Während sie den Innenraum kühlen, geben sie gleichzeitig Abwärme ab, die den Außenraum zusätzlich aufheizt. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, in dem immer mehr gekühlt werden muss“, erklärt Grassl. Besser sei es, in Gebäuden auf Low-Tech-Systeme zu setzen. Hierbei wird viel Speichermasse im Gebäude eingebaut, um es nachts durch die Außenluft zu kühlen. Tagsüber bleiben Fenster und Türen geschlossen. „Wenn es nachts draußen zu warm wird, funktioniert dieses Prinzip nicht mehr. Bei der zukünftigen Entwicklung müssen also auch energiesparende und nachhaltige Gebäude aufgrund des Klimawandels saniert werden“, merkt Grassl an. Als Alternativen für natürliche Kühlung lassen sich Fußbodenheizungen im Sommer relativ einfach als Kühlböden nutzen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Wasserkreislauf nachts abzukühlen und die Wärme aus den Innenräumen nach außen abzuführen. Es ist auch möglich, Decken als Kühlfläche zu nutzen.

Auf Quartiersebene sind sogenannte Low-Energy-Netze sinnvoll, mit denen man sowohl heizen als auch kühlen kann. Das funktioniert so: Im Idealfall wird Wasser im Sommer zum Kühlen verwendet und dadurch erwärmt. Das erwärmte Wasser wird daraufhin gespeichert. Im Winter wird das warme Wasser zum Heizen genutzt und erneut abgekühlt. Dieses Verfahren kann sich im Sommer sogar positiv auf die Gesamtenergiebilanz auswirken.

5. In die Höhe statt Breite bauen

„Hochhäuser beschatten sich gegenseitig und schützen die Wohnungen vor dem Aufheizen. Damit das funktioniert, dürfen die Fensterflächen nicht mehr als 40 Prozent betragen. Glaspaläste sind kostspielig im Energieverbrauch, sowohl im Sommer als auch im Winter, da Glas eine schlechte Dämmung bietet“, erklärt Grassl. Ein weiterer Vorteil: Hochhäuser erzeugen Verwirbelungen und Aufwinde. Das trägt zu einer besseren Durchlüftung der Quartiere bei. Gezielt eingesetzt dienen sie der Abkühlung und sind mit natürlichen Landschaftselementen wie einem Fluss vergleichbar, der neben der Kühlung durch das Wasser auch immer als Frischluftschneise und durch seine Bewegung als Durchlüftungszone fungiert.“

Förderprogramme und neue gesetzliche Impulse

Um entsprechende Maßnahmen in Deutschland zu fördern, unterstützt der Bund gezielt Landkreise und Kommunen. Seit Juli 2024 setzt das Klimaanpassungsgesetz (KAnG) zudem einen verbindlichen Rahmen: Es verpflichtet die Bundesländer, eigene Anpassungsstrategien zu entwickeln und sicherzustellen, dass auch die Kommunen entsprechende Konzepte erarbeiten und umsetzen. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) zeigt, dass hier schon viel passiert: Über 40 Prozent der befragten Kommunen haben bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt, und fast ebenso viele planen konkrete Schritte.