Echt Expo-niert

Drei große Frühjahrsmessen sind verschoben. Die Frauenthal-Expo geht nun im Herbst über die Bühne. Heuer erstmals gestärkt mit Elektrik. Mit Siblik und Schurrer sind sogar zwei Elektrogrößen mit an Bord.

Messen zu veranstalten ist in Zeiten wie diesen wie ein Ritt auf der Klinge. Veranstalter und Aussteller bereiten sich mit viel Aufwand vor und dann kommt irgendwann einmal der Tag, an dem man die Verschiebung verkünden muss. So geschehen ist das zuletzt fast zeitgleich bei der Frauenthal-Expo, der Webuild Energiesparmesse und bei der Hausbau&Energiesparen Tulln. Was bleibt, ist Frust und die Hoffnung, dass man wenigstens mit den Alternativterminen Aussteller und Publikum zufriedenstellt. Die Vorzeichen dafür waren und sind gut. Die ausstellende Industrie hat realisiert, dass Online vieles möglich ist, aber der direkte Kontakt mit Kunden und Partnern dann doch eine andere Qualität hat. Und das Publikum ist hungrig wie nur selten zuvor. Die vielen Wochen des Stillstands während der Virus-Primetime haben die Konten gefüllt und Wünsche generiert – nach neuen Bädern, einem Dachausbau, einer Generalsanierung oder überhaupt einem Neubau auf der grünen Wiese.

Dazu kommt, dass die Förderungen für den Ausstieg aus Öl und Gas und zur Installation von Photovoltaik und Speicher so hoch sind, wie nie zuvor. Es gibt also genug Gründe auf Messen zu gehen, um die Innovationen zu begutachten.

Während die Hausbau Tulln seit Jahren wächst und Wels eine ziemlich unumstrittene Position als kleine Leitmesse für Energiespar-Technologie hält, hat die Frauenthal-Expo ihre volle Größe noch nicht erreicht. Der heurige Auftritt in der Messe Wien sollte dafür die Gelegenheit bieten. Nachdem das Großhandelshaus vor zwei Jahren in die Elektrosparte eingestiegen ist, möchte man auch in dieser Sparte Muskeln zeigen. Und für einen ersten Versuch, kann man schon vor der Messe sagen, er ist gelungen. Neben Elektro-Einzelausstellern, wie Dehn mit Blitzschutz, Fronius, Gira und Radium Lichtwerke sind mit Siblik und Schurrer auch gleich zwei Elektrogrößen auf den Zug aufgesprungen.

So sehr dieser Umstand die Frauenthaler freuen mag, so nachdenklich werden die Macher von Reed-Expo sein. Sie hatten in Wien und Umgebung lange Zeit die Rolle des Platzhirschen und sind zuletzt mit dem Versuch eine richtig umfassende Building Technology-Messe auf die Beine zu kriegen, kläglich gescheitert. Dafür gibt es vermutlich zwei Ursachen: Dem Messemanagement von Reed wurde nicht gerade nachgesagt, dass man Willens ist, auf die Begehren von Ausstellern einzugehen. Das erklärt viel, aber nicht alles. Der zweite Grund kann auch darin liegen, dass die Integration der Gewerke immer noch erst am Anfang steht und vor drei Jahren einfach nicht das Momentum für eine Messe für Alle war. Das ändert sich, die Zahl jener Haustechnikfirmen, die sowohl Heizung, Lüftung, Sanitär, als auch Elektrik anbieten, wächst. Einige davon sind überaus erfolgreich.

Für den SHK-Großhändler Frauenthal, der mit den Marken ÖAG und SHT einen Gutteil des Marktes abdeckt, ist die Hinwendung zur Stromseite auch eine Art Versicherungspolizze für die Zukunft. Die Häuser der Neuzeit brauchen keine wuchtigen Heizkessel mehr, sondern schlaue schlanke Geräte mit Konnektivität – und in denen steckt nun mal eine Menge Elektrik und Elektronik drin. Die Bauten, bei denen Heizung und Warmwasser mit einem Minimum an Wasserführung realisiert werden, sind jetzt noch rar, aber sie werden kommen. Dafür wird allein schon die breite Etablierung der Photovoltaik sorgen. Noch sind die heimischen Installateure viel damit beschäftigt, margenstark alte Kessel zu tauschen, aber jeder Boom wird ein Ende haben. Spätestens dann ist elektrisches Wissen gefragt, das die Elektriker längst haben. Sie waren bislang noch zaghaft bei der Wärmepumpe, was freilich nicht so bleiben muss. Der Elektro-Handels-Platzhirsch Rexel geht jedenfalls davon aus, dass man künftig ein relevantes Wachstum bei Elektroheizungen realisieren wird, wie der Rexel-Chef Robert Pfarrwaller zuletzt im Building Times Interview sagte. Wärmepumpen gehören da auch dazu.