Beflügelt mit Faserbeton

Zuletzt hat die Rieder Smart Elements GmbH mit ihren Glasfaserbeton-Latten beim New Yorker Tennisstadion für Aufmerksamkeit gesorgt. Im besten Jahr ihrer 60-jährigen Geschichte haben die Salzburger eine Zero-Waste-Initiative gestartet.

Rund 5.000 m² Fassaden-Latten aus Glasfaserbeton hat die Rieder Smart Elements GmbH aus Maishofen (Salzburg) nach New York geliefert, wo sie bei der Renovierung des USTA Louis Armstrong/Arthur Ashe Tennisstadions und an einem neuen Ticket Office verbaut wurden. Die Elemente wurden in Lizenz gefertigt und per Schiffscontainer nach NY geliefert, was überhaupt kein Problem darstellte, wie Wolfgang Rieder (50) im Gespräch mit Building Times erklärt: „Die Latten für das Arthur Ashe Stadion sind 13 Millimeter stark und wiegen rund 30 Kilogramm pro Quadratmeter. 400 m² bis 600 m² gehen in einen Container, und dessen Transport nach NY kostet rund 5.000 Euro. Wenn man es nicht ganz so eilig hat, auch 3.000 Euro. Damit sind wir bei zwei Euro pro Quadratmeter, und das ist verkraftbar.“

Architektur und Infrastruktur

53,5 Millionen Euro Umsatz hat Rieder mit seinen Betonprodukten im Vorjahr erzielt, was nicht nur einen Zuwachs von rund 15 Prozent bedeutet, sondern auch den höchsten Umsatz in der Firmengeschichte. „Heuer werden wir ein bisschen darüber liegen, etwa zwei bis drei Prozent. Es ist eh nicht schlecht, wenn es einmal etwas ruhiger zugeht“, sagt Rieder, der den Familienbetrieb in dritter Generation führt. Jeweils rund zur Hälfte verteilt sich der Umsatz auf die Architektur-Produkte aus Glasfaserbeton und die Infrastruktur-Produkte. Zu Letzteren gehören Lärmschutzwände aller Art, Gleisabsorber und diverse Fertigteile, von Stütz- und Leitwänden über ein Tunnelsystem für Straßentunnel bis zu Gestaltungselementen aus Beton. An den drei Standort Maishofen, Kolbermoor (Bayern) und Jilhava (CZ) beschäftigt Rieder offiziell rund 250 Mitarbeiter, tatsächlich aber sind es um rund ein Viertel mehr. Der Vertrieb erfolgt über Partner, „die in der Branche tätig sind“, in mehr als 50 Ländern auf allen Kontinenten. „Asien ist unser nächster Hoffnungsmarkt“, sagt Rieder, der zu den Moden in der Architektur beobachtet hat, dass vor zehn Jahren in Amerika noch anders gebaut worden sei als in Europa. „Jetzt ist es aber ein globaler Einheitsbrei.“ Auch deshalb sucht Rieder verstärkt „den Dialog mit den Planern, denn für mich ist der derzeitige Boom nur Kredit-getrieben.“

Hauptkonkurrent WDVS

Das Fassadenmaterial heißt bei Rieder fibreC, „öko skin“ heißen die Fassadenlatten, und „cast“ nennen sich dreidimensionale Elemente in beidseitiger Sichtbetonqualität. Rieder kann eine Reihe spannender aktueller Projekte nennen, etwa das Museumsdepot Hall in Tirol, die Residenz Reithergasse, Corniche 03 und und Caledonia Road 01 in London.

Als Mitbewerber sieht der Unternehmer „alle Materialien, die für hinterlüftete Fassaden verwendet werden, also Fundermax, Egger, Eternit etc. Die größten Mitbewerber sind aber die WDVS-Systeme. Wir haben den doppelten Preis eines solchen Systems“, das eben vor allem wegen des Preises verwendet werde. Und zudem brandgefährlich sein kann.

Energieverbrauch halbieren

Natürlich ist sich Anton Rieder des hohen Energieverbrauches seiner Produktion bewusst, weshalb er jetzt eine Zero-Waste-Initiative gestartet hat, mit welcher er den Energieverbrauch seiner Firma reduzieren will, ausgedrückt in Megajoule pro m² der Produktion. „Wenn ich etwas ändern kann, dann nur in meiner Firma, aber nicht in der Welt“, sagt der Salzburger, der als einziger Europäer einem Harvard-Panel für den Master of Design and Engineering angehört. „Ich habe drei Leute, für die ich Counseling übers Internet mache, da kommt auch sehr viel für mich zurück, was ich in den Betrieb einbringe.“

„Die Zero-Waste-Initiative für alle Rieder-Produkte soll dazu führen, dass es keinen pro-consumer-waste und keinen post-consumer-waste gibt. Das sind einerseits recyclierbare Kreisläufe (pro) und andererseits Rücknahmemöglichkeiten (post). Eine Revolution wäre ein Geschäftsmodell, in welchem ich nur mehr vermiete, beispielsweise Fassaden. Das würde allen Beteiligten helfen, auch der Umwelt, weil ich am Ende der Lebensdauer recyclieren kann und so Nachhaltigkeit schaffe.“ Die Mietfassade – warum nicht?